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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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15. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0643

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AUSSTELLUNGEN

rifchem Intereffe, fo z. B. die bekannten „Schu-
bertiaden“ von Schwind, Aquarelle von Ko-
pallik und Kupelwiefer, zahlreiche Porträts
von Perfönlichkeiten aus Schuberts Freundes-
kreife, das Modell des Schubert-Denkmals von
Kundmann u. a. m.

WINTERTHUR Das Preisgericht für ein
Mufeumsgebäude in Winterthur, das für Kunft,
Bibliothek und naturwiffenfchaftliche Samm-
lungen beftimmt ift, hat am 10. Juli in München
getagt. Es gehörten ihm die Architekten Gull,
Mofer und G. v. Seidl an, fowie mit beratender
Stimme Vertreter des Winterthurer Stadtrates,
des Kunftvereins und des Bibliothekkonventes.
Aus der engften Konkurrenz wurde das Projekt
der Firma Rittmeyer und Furrer von der Jury
einftimmig in erfte Linie gerückt und zur Aus-
führung empfohlen. P. F.

AUSSTELLUNGEN

DRESDNER ÄUSSTELLUNGS-
SOMMER 1912 Eine fehr intereffante
Ausftellung von modernen Kunftwerken aus
Privatbefißveranftaltet derSächfifcheKunft-
verein gegenwärtig in feinen Ausftellungs-
räumen auf der Brühlfchen Terraffe. Schon ein-
mal, im Jahre 1907, hatte der Kunftverein eine
folche Ausftellung arrangiert und reges Intereffe
damit erweckt. Jene erfte Ausftellung umfaßte
352 Kunftwerke, die von 61 fächfifchen, zumeift
Dresdner Sammlern hergeliehen worden waren.
Diefe zweite ift faft doppelt fo groß und eben-
falls von beinahe doppelt fo vielen Sammlern
befchickt worden; fie umfchließt 668 Kunftwerke,
die von 115 Kunftfreunden zur Verfügung ge—
ftellt worden find. Keines von den Werken
diefer zweiten Ausftellung befand fich auf der
erften. Das ift ein erfreuliches Zeichen für das
Intereffe an den Künften in Sachfen. Aber auch
der hohe künftlerifche Stand der Ausftellung er-
freut den Betrachter. Kunftware fiebt man fo
gut wie nicht in ihr; dafür aber begegnet man
in mehr als einem Falle dem Streben, junge
Talente durch Ankauf von Arbeiten ihrer Hand
zu fördern. Einen Glanzpunkt der diesmaligen
Ausftellung bildet die Kollektion von 19 Arbeiten
des verftorbenen Dresdner Landfehafters Rudolf
Schufter (aus dem Befiße der Frau Geh. Medi-
zinalrat Heffe in Dresden-Strehlen). Diefer be-
gabte Maler, der vor einigen Jahren in Armut
geftorben ift, feiert — ganz ähnlich wie der
Weimaraner Karl Buchholz durch die Berliner
Jahrhundertausftellung — in diefer zweiten Aus-
ftellung aus fächfifchem Privatbefiß eine volle

künftlerifche Auferftehung. Man fieht, daß in.
ihm ein Maler dahingegangen ift, der mit emi-
nenter Befeelung vor der Natur faß und daneben-
ein geradezu fouveräner Beherrfcher der tech-
nifdien Mittel des Malers war. Ganz hervor-
ragend ift die Sammlung Schmeil- Dresden
vertreten. Unter den 19Befißftücken diefer Privat-
galerie—wohl eine der kojtbarften, die es in Dres-
den gibt — befinden fich nicht weniger als 5 ganz
außerordentlich fchöne Spiß weg s neben Arbeiten
von Hugo v. Habermann, Wilhelm v. Diez,
Charles Schuch, Franz v. Stuck und Wilhelm
v. Zügel. Auch die Sammlungen des Herrn
Dr. William Bretfchneider-Dresden, des Herrn
Landrats a.D.Dr. v.Dietel-Blafewiß und des Herrn
Geh. Rats Dr. v. Seidliß-Blafewiß find künftlerifch
wertvoll. Der zuerft genannte Sammler ftellt
neben drei wundervollen Le ift i ko ws drei ebenfa
wertvolle Schönleb er s, drei Skarbinas, drei
Trübners und erlefene Einzelftücke von Eugen
Bracht, Max Liebermann, Friß Thaulow
und Hans Unger aus; in der Sammlung des
Herrn Dr. v. Dietel fieht man neben einer inter-
effanten farbigen Zeichnung von Vincent van
Gogh Arbeiten von Frank Brangwyn, Ed-
mond Croß, Ferdinand Hodler, Ludwig
v.Hofmann und Max Klinger, während Geh.
Rat v. Seidliß u. a. herrliche Werke von Eugene
Carriere, E. Degas und Hans Olde gefandt
hat. Auch ein prachtvoller Böcklin (aus dem
Befiße des Standesherrn von Königsbrück, Dr.
Naumann) und ein intereffanter Rodin (aus
dem Befiße des Kommerzienrats Konful Georg
Arnhold-Dresden) befindet fich in der Ausftellung,
in der insgefamt 331 Maler und Bildhauer der
Gegenwart oder jüngften Vergangenheit ver-
treten find. * *

*

Die Große Kunft ausftellung Dresden 1912
draußen im Städtifchen Ausftellungspalaft ift mit
1959 Kunftwerken befchickt worden. Sie teilt —
bis auf die Abteilung für monumental-
dekorative Malerei — das Schickfal der
meiften Ausheilungen diefer Art: ein großer
Kunftmarkt zu fein, der neben einer Wand voll
bedeutender Kunftwerke hundert Wände voll
Mittelgut zur Schau und Auswahl ftellt. Die
mehr als dreimal fo kleine Ausftellung, die weiter
oben befprochen wurde, ift künftlerifch von weit
größerem Reize als diefe großeÜberfchau über das
jüngfte künftlerifche Schaffen. Die Äusftellungs-
leitung freilich trägt keine Schuld an dem quali-
tativ mittelmäßigen Stande ihrer Veranftaltung.
Sie hat getan, was nur irgendwie getan werden
konnte, um die Ausftellung intereffant zu ge-
halten. Schuld an dem mangelnden künftlerifchen
Reize diefer Ausftellung ift vielmehr der gegen-

Der Cicerone, IV. Jahrg., 15. Heft. 44

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