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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE

WIESBADEN Im Kunftfalon ÄKTUÄRYUS
findet zurzeit die Äusftellung einer rheinifdien
Äusftellung alter Meifter vlämifdier und hol-
ländifcher Schule ftatt, die einige 40 Bilder aus
einer ungenannten Privatfammlung vereinigt.
Als Hauptftiick diefer Sammlung ift die heilige
Cäcilie von Ä. van Dyck anzufprechen, die durch
den Kupferftich von Le Davis bekannt geworden
ift und als bedeutendes Werk des Meifters gilt.
Eine Arbeit von Rubens, Darftellung einer Ma-
donna, gehört dem gleichen Befiß an und ift
von Max Roofes befchrieben. Sonft findet man
in diefer Äusftellung noch Werke von van Goyen,
Bol, Mieris, eine dem Rembrandt zugewiefene
Skizze u. a. m., worüber ein kleiner Katalog
Auskunft gibt.

ZÜRICH Im KUNSTHAUS begann mit Ende
Februar die Äusftellung der Wiener Sezeffion
mit rund 300 Nummern, unter denen viel Gra-
phik aber wenig Plaftik da ift. Der Name Klimt
fehlt; von den fonftigen bekanntem Wienern
ift Jettmar, Klemm, Libenewein, Schmoll von
Eifenwerth, Stoitzner und Tiemann zu nennen.

* *

*

Im Kunftfalon WOLFSBERG find über 70 Ar-
beiten des in Wallis fchaffenden Malers und
Radierers Edouard Vallet ausgeftellt. Es ift in-
tereffant in diefer feiten umfangreichen Kollek-
tion zu beobachten, wie sich die herbe aber
malerifche Art des Künftlers in den lebten fünf
Jahren an den verfchiedenften Vorwürfen durch-
feist und wie Vallet immer farbenfatter und kon-
zentrierter feine ganz perfönlichen Werke durch-
führt. C.

DENKMALPFLEGE

WIEDERHERSTELLUNG ÄLTER
BÄUDENKMÄLER IN BOLOGNA

Die aus Künftlern und Kunftfreunden beftehende
Gefellfchaft „Pro Bologna storica e artistica“ hat
ein Projekt zur Wiederherftellung der Torre
Äsinelli eingereicht, das in der lebten Stadt-
verordnetenverfammlung diskutiert und gut-
geheißen wurde. Ein anderes Projekt der um
die Erhaltung der alten Baudenkmäler der „Alma
Mater Studiorum“ hochverdienten Gefellfchaft
betrifft die Wiederherftellung der „Porta Stratae
Majoris“, die fchon Dante erwähnt und die
Francia und Lorenzo Costa dargeftellt haben.

Der gewaltig angewachfene Straßenverkehr in
der induftriereichen Stadt verlangt eine Umge-
ftaltung des Inneren. Ohne die alten Baudenk-
mäler aus Bolognas goldener Zeit zu gefährden,

beabfichtigt der spiritus rector der erwähnten
Gefellfchaft, Prof. Älfonfo Rubbiani, ein aus-
gezeichneter Kenner der mittelalterlichen Archi-
tektur feiner Vaterftadt, dem Mittelpunkt Bo-
lognas eine neue Geftalt zu geben. Eine ma-
lerifche Straße foll zwifchen dem allen Befuchern
Bolognas bekannten Largo delle due Torri und
der Piazza del Nettuno gefchaffen werden. Die
benachbarten Straßen, Via delle Äccufe, Via degli
Orefici und Capreria werden verbreitert, be-
halten aber ihre malerifch-unregelmäßige Geftalt.
Das in Via Capreria liegende alte Zunfthaus
der Fleifcher wird zur monumentalen Refidenz
der Camera del Lavoro werden, und das gotifche
Haus der Mercanzia, das Rubbiani feinfinnig
wiederhergeftellt hat, foll nach wie vor feinen
fchönen, unangetafteten Plaß beherrfchen. Ferner
foll durch Demolierung einiger künftlerifch wert-
lofer Häufer eine Reihe überrafchender Durch-
blicke auf die Paläfte des Podestä, des Capi-
tano del Popolo und des Palaftes König Enzios
gefchaffen werden, in welchem der fangeskundige
Sohn Kaifer Friedrichs II. jahrzehntelang ge-
fangen faß, durch die Liebe der fchönen Lucia
Viadagola getröftet. Im Aufträge des Consiglio
Superiore di Belle arti find foeben die Pro-
feltoren Boito und D’Ändrade nach Bologna
entfandt worden, die dem Projekt Rubbianis
ihre volle Billigung haben zuteil werden laffen.

Während die unter Leitung des genannten
Architekten foeben vollendete Wiederherftellung
des Palaftes König Enzios den ungeteilten Beifall
aller Kunftfreunde gefunden hat, ift dagegen
der von Rubbiani vorgefchlagene Ausbau des
Palazzo del Podestä noch immer Gegen-
ftand leidenfchaftlicher Diskuffionen. Wie aus
der beigegebenen Abbildung erfichtlich, ift der
Palaft ein zweigefchoffiges Gebäude mit offenen
Bogenhallen im Erdgefchoß und neun riefigen
Fenfteröffnungen im erften Stock, zu denen fich
noch je zwei an den Schmalfeiten gefellen.
Über dem vorfpringenden Erdgefchoß zieht fich
ein fchmaler Wandelgang hin, deffen Brüftung
Rubbiani auf Grund archivalifcher Forfchungen
Prof. Sighinolfis entworfen hat. Die Brüftung hat
die Form eines eifernen Gitters in einem Rahmen
von Sandftein, mit Kugeln und Schilde haltenden
Löwen über den Halbfäulen des Erdgefchoffes.
Die gewaltigen Fenfterhöhlen follen nach dem
Plan Rubbianis durch Einbauten auf das richtige
Maß zurückgeführt werden. Auf unferer Ab-
bildung (Nr. 1) find zwei verfchiedene Fenfter-
füllungen zur Diskuffion geftellt, die eine, an
der Schmalfeite, mit einer Säule in der Mitte,
halbrunden Bögen rechts und links und einer
Rofette als oberem Äbfchluß, während die zweite,
mehr anfprechende Löfung des Problems ein

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