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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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8. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0351

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DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen

Bevorftehende Auktionen

AMSTERDAM In der Zeit vom 6.—11. Mai
gelangt unter dem Stichwort „Oud Ämfterdam“
bei Frederik Müller & Co. eine ungemein
intereffante und vielfeitige graphifche Samm-
lung zur Verweigerung, über die ein voluminöfer
Katalog mit reichen Illuftrationen nähere Aus-
kunft gibt. Es ift unmöglich, bei den 1532
Nummern ins Detail zu gehen, aber Gefchichte,
Typen, Veduten, Architektur, Kirchen, öffentliche
Märkte, endlich Ämfterdam im ganzen kommen
in diefer intereffanten Sammlung hervorragend
zur illuftrativen Anfchauung.

BERLIN Am Montag den 29. und Dienstag
den 30. April 1912 wird in dem Kunftantiquariat
von Martin Breslauer, Unter denLinden 16, eine
wertvolle Sammlung von Autographen und
Dokumenten, größtenteils aus dem Befit^ der
Frau Sophie Schneider, Braunfchweig-Wil-
helmshöhe, zur Verfteigerung gelangen.

Der uns vorliegende reich illuftrierte Auktions-
katalog wird durch eine große Anzahl von
Flohenzollernautographen eingeleitet, darunter
eigenhändige Briefe von Friedrich dem Gro-
ßen, der Königin Luife, Kai fer Friedrich III.
und ein reizender Jugendbrief Sr. M. Kai fer
Wilhelm II. Eine koftbare Reliquie find die
unveröffentlichten Tagebücher des Herzogs
Karl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-
Strelif}, des Vaters der Königin Luife, aus
den Jahren 1797, 1801, 1810, 1813 und 1815, vom
Herzog eigenhändig in franzöfifcher Sprache
gefchrieben. Der Jahrgang 1810 gibt eine er-
greifende Schilderung der lebten Tage und des
Sterbens der Königin, die bisher unbenutzt und
umfo wertvoller ift, weil fie von einem der
Wenigen herrührt, die ihrem Hinfeheiden per-
fönlich beiwohnten. Die Königin ftarb bekannt-
lich während eines Befpches bei ihrem Vater
auf feinem Schloß Hohenzieritj bei Neuftrelifs
am 19. Juli 1810. Von diefen Tagen berichtet
das „Journal“ des Herzogs in fchlichter und
eindrucksvoller Weife.

Aus den folgenden Abteilungen des Kataloges
nennen wir einige fehr frühe Papftur-
kunden (Clemens III, Bulle v. J. 1191 mit
anhängendem Bleifiegel) dann Briefe von Bis-
marck, Moltke, Roon, Napoleon I., Wal-
len ft ein, Lord Wellington, eine unveröffent-
lichte Handfchrift Schillers (Verfe zu Wilhelm
Teil zur lebten Rede des Freiherrn von Ätting-
haufen) und einen unbekannten herrlichen Frei-
heitsbrief von Theodor Körner.

Gleichfalls aus der Zeit der Freiheitskriege

1813/14 ftammt eine bedeutende Sammlung von
eigenhändigen Briefen des Pädagogen Fried-
rich Fröbel, von zufammen 176 eng gefchrie-
benen Seiten. Fröbel, der den Feldzug im
Lütjowfchen Freikorps mitmachte, berichtet in
diefen Briefen vom Kriegsfchaupla^ an einen
Freund, Prof. Weiß. Diefe Briefe, die ein höchft
wertvolles neues Material zur Gefchichte der Frei-
heitskriege und des Lüfjowfchen Korps aufbringen,
darf man mit vollem Recht als Friedrich Frö-
bels Tagebuch aus den Freiheitskriegen
bezeichnen. Eine überaus bedeutende und eigen-
artige Sammlung von Briefen, Handfchriften
ufw., die aus dem weiteren Goethekreis Weimar
1813/14 an einen Offizier des Kleiftfchen Korps
gerichtet find, ift ferner unter Nr. 732 des Kata-
loges aufgeführt.

Aus der Abteilung „Mufiker“ weifen wir auf
eigenhändige, unveröffentlichte Mufikmanufkripte
und Briefe Beethovens, Mozarts u. a. zahl-
reiche Briefe Richard Wagners fowie auf die
koftbare eigenhändige Urfcbrift des Text-
buches feines Lohengrin, die unveröffent-
licht ift, hin.

Zum Schluß feien noch die Autographen be-
rühmter Amerikaner, Engländer und Franzofen

erwähnt. * *

*

Die Firma Rudolph Lepke bringt am 7. Mai
fehr intereffante Gemälde alter Meifter des 15.
bis 18. Jahrh. zum Ausruf, die aus der Samm-
lung H. Hildebrandt in H. ftammen und im ganzen
100 Nummern ausmachen. Unter den Meiftern
der niederländifchen Schule find u. a. Jan Steen,
Ä. v. Oftade, Nicolas Maes, J. v. Ruisdael, David
Teniers mit charakteriftifchen und ficheren Werken
vertreten. Unter den übrigen Arbeiten ver-
dienen ein Altarbild von Hans Burgkmair, eine
Studie von Rubens, eine Madonna vom Meifter
der weiblichen Halbfiguren u. a. m. hervor-
gehoben zu werden.

* *

*

Im Kunftauktions-Haus von Gebrüder Heil-
bron finden ebenfalls einige bemerkenswerte
Auktionen ftatt. So die Fächerausftellung des
Herrn v. Rofenberg, die am 30. April unter
den Hammer kommt, ferner die Versteigerung
oftafiatifcher Keramiken, Bronzen und Waffen
am 1. Mai. Vor allem dürfte aber für die Be-
deutung, die Berlin als Kunftmarkt gewonnen hat,
der Umftand fprechen, daß eine hochintereffante
Kollektion franzöfifcher Antiquitäten aus dem
13.—16. Jahrhundert, darunter Emaillen, Bronzen
von hohem Werte, zur Verfteigerung kommen.
Am 7. Mai wird diefe Kollektion, die aus dem
Befit^ des Monfieur Victor de Valero und

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