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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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PERSONALIEN o VERMISCHTES

erfchienen ift. Das Werk, das des Stifters, des
Empfängers und der Offizin in gleicher Weife
würdig ift, bietet auf 29 Tafeln die wertvollften
Stücke, die das Kaifer Friedrich-Mufeum der
Munifizenz Bodes verdankt, und zu jedem Stück
eine kurze Anmerkung. Was dem Buche aber
einen Wert gibt, der über die Bedeutung fonftiger
Jubiläumsfchriften hinausgeht, ift die Vorrede
mit ihrem Tone von herzlicher Dankbarkeit und
felbft von Liebe. Und ich wüßte nicht, was den
Unermüdlichen an diefem Tage mehr hätte
freuen können, als diefer Dank aus dem Kreife
der Sammler dafür, daß er durch fein Vorbild
etwas gefchaffen hat, „was es vorher hier kaum
gab: das Mäcenatentum im Kreife der Privat-
leute“. H. Fr.

BONN Der Biograph von Velazquez und
Winckelmann, Prof. Dr. Karl Jufti, feierte am
2. Auguft hier feinen 80. Geburtstag.

MÜNCHEN Der wiffenfchaftlicheHilfsarbeiter
an der Alten Pinakothek, Dr. A. L. Mager,
hat fich an der hiefigen Univerfilät auf Grund
feiner Arbeit über die Sevillaner Malerfchule,
welche bei Klinkhardt & Biermann erfchienen
ift, mit einer Probevorlefung über den italieni-
fchen Manierismus, fein Wefen und feine Ur-
fachen, habilitiert.

SONNEBERG (Thür.) Der Direktor der
hiefigen Induftriefchule, Bildhauer Prof. Reinhard
Möller, einer der bedeutendften Kunftgewerbler
Deutfchlands, ift geftorben.

VERMISCHTES

DÄS ROUSSEAU-DENKMÄL IM
PANTHEON Am 30. Juni wurde zur Zwei-
hundertjahrfeier von Jean-Jacques Rouffeaus Ge-
burtstag als Krönung der langen Rouffeaufeier-
lichkeiten im Pantheon in Gegenwart des Prä-
fidenten der Republik, der Minifter und der
erften Männer Frankreichs das Denkmal des
großen Dichters und Philofophen enthüllt, das
Albert Bartholomes letjte Jahre ausgefüllt hat.
Das Monument war urfprünglich als eine Art
Gegenftück zu dem Denkmal Victor Hugos ge-
dacht, das Rodin vor faft zwei Jahrzehnten über-
tragen wurde; was von diefem grandiofen Ent-
wurf übrig geblieben ift, ift die etwas verküm-
merte Geftalt des Dichters felbft, die jeßt im
Hofe des Palais Rogal fehr mäßig zur Auf-
hellung gekommen. Bartholomes Denkmal ift
die Vollendung und das Äusreifen befchieden
worden, und damit hat der Künftler, der nach

dem nun fchon um anderthalb Jahrzehnte zu-
rückliegenden Monument aux Morts nur in
kleineren Arbeiten fich zu genügen fchien, das
zweite große Hauptwerk in fein Oeuvre ein-
gefügt. Das Denkmal, das an einen der großen
Vierungspfeiler der Kapelle angelehnt ift, hält
fich in dem Aufbau und der Umrahmung an
den ftrengen und fchlichten Stil der Architektur
Soufflots. Eine große Wandnifche, in recht-
winkligerUmrahmung von zwei feitlichen Pglonen
eingefaßt, fchließt drei fißende Frauengeftalten
ein: die Wahrheit, die Philofophie und die
Natur. An den fchweren Schranken, die die
Fortfeßung der Pglonen bilden, lehnt zur Linken
die Mufik, zur Rechten der Ruhm; in der Mitte
liegt eine ganz einfache fchwere Platte, die nur
ein Marmorrelief mit dem feinen Profilkopf
Rouffeaus zeigt, der einen Eichenkranz trägt.
Am ftärkften wirkt in dem Denkmal die Mittel-
gruppe, die fchon vor einigen Jahren im Salon
erfchien. Man frägt nicht nach den Namen, den
Beziehungen, dem Literarifchen in diefem Denk-
mal, fondern freut fich des reinen Wohlklanges
der Formen und des Ausgeglichenen in der
Linienführung in diefen drei Geftalten. Die
beiden vorderen Figuren find echte Schöpfungen
der modernen franzöfifchen Plaftik, ein wenig
genreartig. Die Geftalt des Ruhmes erinnert in
der foupleffe der Formen an die fchöne Frauen-
büfte, die von Bartholome im Luxembourg fteht.
Gegenüber dem barocken Pathos oder dem
ftarken Naturalismus, der uns in der heutigen
franzöfifchen Denkmalsplaftik entgegentritt, er-
fcheint diefes Denkmal als ein letztes Zeugnis
der ausgereiften, von einem fieberen Schön-
heitsgefühl getragenen Skulptur, die an Car-
peaux anknüpft. Das ftarke lyrifche Element,
das darin liegt, muß man dem Franzofen zu-
gute halten.

ERLEICHTERUNG DES BESUCHS
DER MUSEEN FÜR KUNSTHISTO-
RIKER Gelegentlich des 9. Internationalen
Kunfthiftorifchen Kongreffes in München hatte
derVorftand des Ständigen Ausfchuffes es über-
nommen, geeignete Schritte zur Erleichterung
des Befuchs der Mufeen und kleineren Samm-
lungen in Deutfchland, Öfterreich und der Schweiz
zu unternehmen. Der Vorftand wandte fich zu-
nächft durch Vermittlung des Herrn Staatsfekre-
tärs des Innern an die deutfehen Bundesregie-
rungen, um womöglich eine einfache einheitliche
Maßnahme (ähnlich dem italienifchen Gefeß, das
den Jüngern der Kunftwiffenfchaft und den
Künftlern freien Eintritt in die öffentlichen
Sammlungen gewährt) zu erreichen. Leider

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