DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
DOI Heft:7. Heft
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0209
DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen
DIE AUKTION DER SAMMLUNG
WEBER Zweifellos ift die Verweigerung der
Sammlung desKonfuls Weber, Hamburg, dieinder
Zeit vom 20.—22. Februar in dem neuen Lepke-
Haufe ftattfand, von fymptomatifcher Bedeutung
für die Tendenzen des modernen Kunftmarktes und
Sammelwefens. Das über alle Erwartungen
hohe Refultat von 4390510 Mark, das dieÄuktion
gezeitigt hat, ift ebenfo auf den durch Woermanns
Katalog begründeten Ruf der Sammlung zurück-
zuführen wie auf die Neigung des Käufers, vor-
nehmlich das Mittelgut feiner Provenienz wegen
mit dem dreifachen, ja zehnfachen des fonft
üblichen Marktpreifes zu bewerten. Man kann
auch fagen, daß fogenannte pieces de resistance
wie beifpielsweife der Mantegna, oder der
kleine Rembrandt mehr und mehr untaxierbare
Werte repräfentieren. Denn feitdem fich Amerika
daran gewöhnt hat, folche Stücke mit Hundert-
taufenden von Dollars zu bezahlen, haben die
wirklich exzeptionellen Meifterwerke, die der
Markt überhaupt noch zutage fördert, jeden
feftftehenden Kurs verloren. Im ganzen zeitigte
die Verfteigerung eine fcharfe Konkurrenz auf
internationaler Bafis, bei der es an wirklich
fpannenden Momenten nicht fehlte. So als am
erften Tage der Parifer Kunfthändler Klein -
berger im fcharfen Kampf gegen den Londoner
Duveen das Madonnenbild des Mantegna um
den Preis von 590 000 Mark erkämpfte, oder
als das Boftoner Mufeum durch feinen bevoll-
mächtigten Einkäufer Mr. Guiffrey gegen den
Direktor des Kölner Mufeums den großen
Paffionsaltar des Meifters von St. Severin
erfteigerte, oder endlich als Dowdeswell für die
Verkündigung des Palma Vecchio M. 100 000
zu erlegen genötigt war. Am zweiten Tage
bedeutete der Ausruf des „Männlichen Bild-
niffes“ von Frans Hals, das der Budapefter
Sammler M. von Nemes für 195000 Mark
kaufte, ebenfalls ein Moment der höchften
Spannung; nicht minder auch derWettftreit um die
beiden Tiepolos, Kreuztragung und Kreuzigung
die für M. 130 000 an Sedelmayer übergingen.
Der leßte Tag aber brachte u. a. die Rem-
brandts zum Ausruf und zeitigte für die kleine
Darftellung Chrifti, M. 225 000. Das Bild wurde
von Sedelmayer erworben, der es aber mit ge-
ringem Nutzen an das Hamburger Mufeum weiter-
verkaufte, ähnlich wie Fifchhof feinen Grau-
fchimmel von Potter. Das ift eine fehr kluge
taktifche Methode, die Lichtwark in diefen Fällen
verfuchte; denn hätte Hamburg fofort mit ge-
fteigert, würde der Preis erheblich höher gewefen
fein. Erfreulich ift jedenfalls die Feftftellung, daß
ein fehr refpektabler Teil der Galerie dauernd
in deutfchen Mufeen verbleiben wird. In erfter
Linie hat Lichtwark für feine Hamburger Kunft-
halle ausgezeichnet gekauft. Als hervorragend
gut find auch die Erwerbungen des Kaifer Fried-
rich-Mufeum zu bezeichnen, das zwei der fchön-
ften Stücke durch Koetfchau erfteigern konnte.
Von den übrigen deutfchen Sammlungen, die
wichtige Objekte erworben haben, müffen in
erfter Linie die Gemäldegalerie in Dresden, das
Hofmufeum in Wien und das Provinzialmufeum
in Bonn, die Gemäldegalerie zu Caffel, das
Landesmufeum in Münfter i. W. genannt werden.
Ein Vergleich zwifchen dem Erwerb der deut-
fchen und ausländifchen Privatfammler dürfte
auch kaum zu Ungunften der erfteren ausfallen,
während der deutfche Kunfthandel ebenfalls dem
ausländifchen im ganzen die Stange gehalten
hat. Sowohl Böhler wie Drey und andere Firmen
haben fehr gut gekauft und importante Objekte
erworben. Die nachstehend veröffentlichte Lifte,
die außer den Preifen eine faft lückenlofe Nen-
nung der Käufer gibt, wird die hier angedeuteten
Gefichtspunkte nach den verfchiedenften Seiten
hin ergänzen:
Nr. M.
1. Art des Ambrogio Lorenzetti, Thro-
nende Madonna. 670
2. Art des Andrea Orcagna, Die Be-
freiung des Petrus aus dem Gefängnis 3 100
3. Altfranzöf. Meifteruml390,Flügelaltär-
chen (Kaifer Friedrich-Mufeum) . . . 55000
4. Schule des Köln. Meifters Wilhelm,
Triptychon (J. Böhler, München) . . 11100
5. Werkftatt des Roger van derWeyden,
Die Anbetung des Chriftuskindes . . 1050
6. Nachfolger des Meifters von Flemalle,
Die Meffe des hl. Gregor (v. Nemes) 7400
7/8. Meifter der hl. Familie, Kopf der
Maria und Kopf des Johannes . . . 3000
9. Meifter Berthold Landauer, Die hl.
Barbara (Germanifches Mufeum) . . 4000
10. Oberdeutfche Schule, Die hl. Katharina
und die hl. Klara. 260
11. Desgl., Madonnenkopf (v. Hollitfcher) 600
12. Meifter des Heifterbacher Ältarwerkes,
Chriftus am Kreuze mit den Seinen . 2000
13. Meifter des Marienlebens, DieHimmel-
fahrt Chrifti (Koetfchau). 12000
14. Derf., Maria mit dem Kinde .... 13700
15. Köln. Nachf. d. Meiftersd. Marienlebens,
Der hl. Petrus als Patron des Kölner
Kurfürft. Hermann (J. Böhler, München) 3000
16. Köln. Schule, Verkünd. Mariä u. Anbet.
des Kindes (J. Böhler, München) . . 4200
17. Desgl., Die Verkündigung Mariä . . 500
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DIE AUKTION DER SAMMLUNG
WEBER Zweifellos ift die Verweigerung der
Sammlung desKonfuls Weber, Hamburg, dieinder
Zeit vom 20.—22. Februar in dem neuen Lepke-
Haufe ftattfand, von fymptomatifcher Bedeutung
für die Tendenzen des modernen Kunftmarktes und
Sammelwefens. Das über alle Erwartungen
hohe Refultat von 4390510 Mark, das dieÄuktion
gezeitigt hat, ift ebenfo auf den durch Woermanns
Katalog begründeten Ruf der Sammlung zurück-
zuführen wie auf die Neigung des Käufers, vor-
nehmlich das Mittelgut feiner Provenienz wegen
mit dem dreifachen, ja zehnfachen des fonft
üblichen Marktpreifes zu bewerten. Man kann
auch fagen, daß fogenannte pieces de resistance
wie beifpielsweife der Mantegna, oder der
kleine Rembrandt mehr und mehr untaxierbare
Werte repräfentieren. Denn feitdem fich Amerika
daran gewöhnt hat, folche Stücke mit Hundert-
taufenden von Dollars zu bezahlen, haben die
wirklich exzeptionellen Meifterwerke, die der
Markt überhaupt noch zutage fördert, jeden
feftftehenden Kurs verloren. Im ganzen zeitigte
die Verfteigerung eine fcharfe Konkurrenz auf
internationaler Bafis, bei der es an wirklich
fpannenden Momenten nicht fehlte. So als am
erften Tage der Parifer Kunfthändler Klein -
berger im fcharfen Kampf gegen den Londoner
Duveen das Madonnenbild des Mantegna um
den Preis von 590 000 Mark erkämpfte, oder
als das Boftoner Mufeum durch feinen bevoll-
mächtigten Einkäufer Mr. Guiffrey gegen den
Direktor des Kölner Mufeums den großen
Paffionsaltar des Meifters von St. Severin
erfteigerte, oder endlich als Dowdeswell für die
Verkündigung des Palma Vecchio M. 100 000
zu erlegen genötigt war. Am zweiten Tage
bedeutete der Ausruf des „Männlichen Bild-
niffes“ von Frans Hals, das der Budapefter
Sammler M. von Nemes für 195000 Mark
kaufte, ebenfalls ein Moment der höchften
Spannung; nicht minder auch derWettftreit um die
beiden Tiepolos, Kreuztragung und Kreuzigung
die für M. 130 000 an Sedelmayer übergingen.
Der leßte Tag aber brachte u. a. die Rem-
brandts zum Ausruf und zeitigte für die kleine
Darftellung Chrifti, M. 225 000. Das Bild wurde
von Sedelmayer erworben, der es aber mit ge-
ringem Nutzen an das Hamburger Mufeum weiter-
verkaufte, ähnlich wie Fifchhof feinen Grau-
fchimmel von Potter. Das ift eine fehr kluge
taktifche Methode, die Lichtwark in diefen Fällen
verfuchte; denn hätte Hamburg fofort mit ge-
fteigert, würde der Preis erheblich höher gewefen
fein. Erfreulich ift jedenfalls die Feftftellung, daß
ein fehr refpektabler Teil der Galerie dauernd
in deutfchen Mufeen verbleiben wird. In erfter
Linie hat Lichtwark für feine Hamburger Kunft-
halle ausgezeichnet gekauft. Als hervorragend
gut find auch die Erwerbungen des Kaifer Fried-
rich-Mufeum zu bezeichnen, das zwei der fchön-
ften Stücke durch Koetfchau erfteigern konnte.
Von den übrigen deutfchen Sammlungen, die
wichtige Objekte erworben haben, müffen in
erfter Linie die Gemäldegalerie in Dresden, das
Hofmufeum in Wien und das Provinzialmufeum
in Bonn, die Gemäldegalerie zu Caffel, das
Landesmufeum in Münfter i. W. genannt werden.
Ein Vergleich zwifchen dem Erwerb der deut-
fchen und ausländifchen Privatfammler dürfte
auch kaum zu Ungunften der erfteren ausfallen,
während der deutfche Kunfthandel ebenfalls dem
ausländifchen im ganzen die Stange gehalten
hat. Sowohl Böhler wie Drey und andere Firmen
haben fehr gut gekauft und importante Objekte
erworben. Die nachstehend veröffentlichte Lifte,
die außer den Preifen eine faft lückenlofe Nen-
nung der Käufer gibt, wird die hier angedeuteten
Gefichtspunkte nach den verfchiedenften Seiten
hin ergänzen:
Nr. M.
1. Art des Ambrogio Lorenzetti, Thro-
nende Madonna. 670
2. Art des Andrea Orcagna, Die Be-
freiung des Petrus aus dem Gefängnis 3 100
3. Altfranzöf. Meifteruml390,Flügelaltär-
chen (Kaifer Friedrich-Mufeum) . . . 55000
4. Schule des Köln. Meifters Wilhelm,
Triptychon (J. Böhler, München) . . 11100
5. Werkftatt des Roger van derWeyden,
Die Anbetung des Chriftuskindes . . 1050
6. Nachfolger des Meifters von Flemalle,
Die Meffe des hl. Gregor (v. Nemes) 7400
7/8. Meifter der hl. Familie, Kopf der
Maria und Kopf des Johannes . . . 3000
9. Meifter Berthold Landauer, Die hl.
Barbara (Germanifches Mufeum) . . 4000
10. Oberdeutfche Schule, Die hl. Katharina
und die hl. Klara. 260
11. Desgl., Madonnenkopf (v. Hollitfcher) 600
12. Meifter des Heifterbacher Ältarwerkes,
Chriftus am Kreuze mit den Seinen . 2000
13. Meifter des Marienlebens, DieHimmel-
fahrt Chrifti (Koetfchau). 12000
14. Derf., Maria mit dem Kinde .... 13700
15. Köln. Nachf. d. Meiftersd. Marienlebens,
Der hl. Petrus als Patron des Kölner
Kurfürft. Hermann (J. Böhler, München) 3000
16. Köln. Schule, Verkünd. Mariä u. Anbet.
des Kindes (J. Böhler, München) . . 4200
17. Desgl., Die Verkündigung Mariä . . 500
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