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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0349

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VERMISCHTES o LITERATUR

genau feinem Gedächtnis eingeprägt haben. Die
freundfchaftlichen Beziehungen des Schriftftellers
und feine häufigen Befuche im Atelier des Meifters
laffen annehmen, daß diefer von den Äbfichten
Tizians bei der Kompofition feines Werkes genau
unterrichtet gewefen ift. Wir haben in diefem
Schreiben alfo vielleicht ein Echo der Äbfichten
des Meifters zu erblicken und erfahren durch
die Interpretation feines Freundes indirekt die
Gedanken, die Tizian bei dem Entwurf der fo-
genannten „Irdifchen und himmlifchen Liebe“
vorfchwebten. — Vielleicht könnte das Wappen
auf dem Bilde, das man bisher zu einer vene-
zianifchen Familie in Beziehung brachte, weitere
Aufklärung geben. Nachforfchungen nach diefer
Richtung find im Gange. W. B.

NEUES ÄUS DER BIBLIOTHEQUE
DOUCET IN PÄRIS Über diefes be-
deutende und der wiffenfchaftlichen Forfchung
fchon heute unentbehrliche Inftitut, das gegen-
wärtig 80000 Bände, 30000 Photographien und
10 000 Stiche umfaßt, ift in diefen Blättern
fchon mehrfach gefprochen worden. Im lebten
Jahre erwarb die Bibliothek 13000 Verfteige-
rungskataloge. Es befteht die Äbficht, diefes
Gebiet noch umfaffender auszubauen und zu
diefen Äuktionskatalogen Generalregifter anzu-
legen. Auch das Departement der Photographien
ift im vergangenen Jahre wefentlich erweitert
worden. Die franzöfifchen Künftler, die in Ruß-
land gearbeitet haben, find katalogifiert worden,
und Reproduktionen ihrer Werke haben in
diefem Inftitut Aufnahme gefunden. Ferner hat
Doucet die in Schweden befindlichen Werke
franzöfifcher Meifter photographieren laffen.

Auch Doucets verlegerifche Pläne find ge-
wachsen und den fchon begehenden, früheren
Gefellfchaften find neue Vereine an die Seite
getreten. Neuerdings wurde begründet die „So-
ciete des Publications pour faciliter les etudes
d’art en France“, die unter der Direktion von
Marcel Äubert und der Mitarbeiterfchaft von
G. Gaullet, Pierre Colmant, Emile Dacier, Paul
Ettinger-Moskau, Ä. Forret, Andre Girodie, J.
Mager, Fernand Mazerolle, O. Tafrali, H. Moncel,
D. Roche ein „Repertoire d’Ärt et d’Ärcheologie“
herausgibt, das ein refümierendes Inhaltsver-
zeichnis fämtlicher Kunftzeitfchriften der Welt
enthält. Diefes Repertoire wird an Intereffenten
im Umtaufch oder gratis abgegeben. Es er-
fchienen ferner: Bronzes, Grecs d’Egyptes de
la collection Fouquet expliques par Paul Per-
drizet in 300 Exemplaren; von denen 20 Exem-
plare zu 100 Francs durch Schemit, 52 rue La-
fayette in den Handel gelangten. Es werden

demnächft erfcheinen: „Les Äntiquites de Leon-
topolis“, „Les etrangers ä Memphis d’apres les
terres cuites archai'ques“, „LesTerres cuites de
l’Egypte grecoromaine par Gustave Lefebre“,
„Les graffites grecs du Memnonion d’Äbydos
par Pierre Jonquet“. Die „Societe de reproduc-
tion des dessins de Maitre“ veranftaltete kürz-
lich, gleichzeitig mit der erften Lieferung, 1913,
eine Gefamtausgabe von „Les dessins de Pisa-
nello et de son ecole conserves au musee du
Louvre“ in wundervollen Fakfimilereproduk-
tionen.

Endlich ift mitzuteilen, daß Doucet durch einen
weitverzweigten Mitarbeiterftab Auszüge und
Äbfchriften aus den Archiven aller franzöfifchen
Gemeinden vornehmen läßt, um Material zu ge-
winnen für die Zufammenftellung eines groß
angelegten franzöfifchen Künftlerlexikons. Schon
heute läßt fich vorausfagen, daß diefes Werk
zum Teil fehr überrafchende Äuffchlüffe vermit-
teln wird.

Dank dem Eifer und der Energie Doucets und
feiner Mitarbeiter wächft die Bibliotheque d’art
et d’archeologie mit unvergleichlicher Schnellig-
keit empor und wird vorausfichtlich in wenigen
Jahren eine fouveräne Bedeutung in der Kunft-
forfchung der ganzen Welt einnehmen. O. G.

BOSTON Hier foll ein Kunftkenner namens
Patrick E. Duffer einen Rafael entdeckt haben,
der faft ein Jahrhundert lang in einer Dach-
kammer unter allerlei altem Gerümpel verborgen
gelegen hat. Es foll Rafaels „Maria mit dem
Jefusknaben“ darftellen und 28x38 inches groß
fein. Vorficht ift angebracht. F.

NEW-YORK Der verftorbene Frank de
Heyman hat ein offenbar von Ifaac Oliver,
Schüler Zuccaros, herrührendes, ftark nachge-
dunkeltes Bild hinterlaffen, das, wie es fcheint,
Shakefpeare undBenJonfon beim Schach-
fpiel darftellt. De Heyman hatte es feiner-
zeit vom Oberften Ezra Miller erworben, der
feinerfeits vor längeren Jahren $ 18000 dafür
gezahlt hatte. Von Kennern der überlieferten
Porträts Shakefpeares wird zugegeben, daß die
Züge des einen Dargeftellten ftarke Ähnlichkeit
mit diefen Porträts aufweifen. F.

LITERÄTUR

DIE FESTSCHRIFT DER MEISSENER MANU-
FAKTUR. Die Königl. Porzellanmanufaktur zu
Meißen brachte Ende 1911 zur Jubelfeier ihres
200jährigen Beftehens eine Feftfchrift in Geftalt
eines ftattlichen, reich illuftrierten Bandes heraus,
der fich nach Format und Anordnung dem be-

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