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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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11. Heft
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Ausstellungen
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0474

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ENTDECKUNGEN ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE o PERSONALIEN

(Übrigens ift zu dem erften Punkte anzumerken,
daß die „Sezeffion“ den jeßt längft international
anerkannten Künftler fchon vor einigen Jahren
nach Wien brachte.) An diefer Stelle genügt
umfo mehr eine chronikale Verzeichnung der
fchlichten Tatfache, als die jeßt im Künftlerhaufe
vereinigte Kollektion talequale fchon auf der
römifchen Jubiläumsausftellung 1911 zu fehen
war. — Unheimlich rafch ift aufgezählt, was fich
neben den Werken des berühmten Gaftes in den
gefüllten Sälen fonft noch hier und da über den
Durchfchnitt erhebt: Ein ganz ausgezeichnetes
Stilleben („Gläfer“) des Ungarn Pentelei-
Molnär, der die malerifchen Werte der Ob-
jekte mit fchöpferifcher Liebe reftlos herausge-
holt hat; zwei Freilichtftudien Sorollas y
Baftida, für meinen Gefchmack allzu virtuofen-
haft hingefeßt; das „Frauenbad“ Autengrubers,
das befte Münchener Schulung, namentlich An-
regungen aus dem Kreife der „Scholle“ verrät;
die feinfinnigen Landfchaften Hudeceks, deren
man fich auch in diefem Rahmen erfreut. Der
Däne Willumfen erftrebt in feiner großen Al-
legorie „Traum einer Mutter“ (von der römi-
fchen Anstellung her bekannt) mit unzureichen-
den Mitteln Hodlerfche Wirkungen; die Größe
des Formates bringt einem die formale und in-
haltliche Leere der Kompofition erft recht zum
Bewußtfein. Eine ftilifierte Landfchaft desfelben
Künftlers zeigt ihn dagegen erfolgreich um die
Probleme der Synthefe bemüht, wie fie die
Jungfranzofen auffaffen.

Bis auf diefe wenige Ausnahmen unterfcheidet
fich das Gefamtbild der Äusftellung fo wenig
von dem ihrer zahlreichen Vorgänger, daß zu
feiner Charakteriftik auch an diefer Stelle oft Ge-
fagtes bis zum Überdruß zu wiederholen wäre.
Angefichts der zahlreichen Bilder aus der öfter-
reichifchen Gefchichte, die zum Schmuck der neuen
Hofburg beftimmt find, drängt fich nachgerade
die Frage auf, ob es nicht doch Vorwürfe gebe,
die von vornherein jeder bildkünftlerifchen Ge-
ftaltung widerftreben? Selbft diefe Entfchuldi-
gung fehlt freilich Hiremy, der ja in feinem
dreiteiligen Triptychon „Sic transit ... — Vom
Sinken und Fall der Stadt (Rom)“ ein freige-
wähltes Thema behandelt. Das riefige Bild
überfchreitet wohl beträchtlich die unterfte Grenze
des vor einer modernen Jury Zuläffigen. Schwer-
lich wird seinem Schöpfer der billige doch tref-
fende Scherz erfpart bleiben, das „Sic transit“
auf die ganze Art diefer Hiftorienmalerei ange-
wandt zu finden. K. R.

□ □ □

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

BRIONI (Iftrien) Die Ausgrabungen, die
hier feit längerer Zeit unter Leitung des Pro-
feffors Gnirs vorgenommen werden, nehmen
rüftigen Fortgang. (Vgl. auch Cicerone Heft 10,
S. 401.) So wurde nach neueren Zeitungs-
meldungen am Geftade der Bucht Catena eine
umfangreiche Villenanlage aufgedeckt. In der
Nähe diefer Villa, in Val Catena, wurde das
Fundament eines Tempels bloßgelegt. Inter-
effante zu diefem Tempel gehörige Ärchitektur-
fragmente fand man bei der Unterfuchung einer
frühmittelalterlichen Bafilika an der Weftküfte
der Infel. Ein wiffenfchaftlicher Bericht über
diefe fo ergebnisreichen Ausgrabungen ift be-
reits angekündigt.

POMPEJI Am 14. Mai wurde bei den Aus-
grabungen, die Direktor Spinazzola leitet, ein
herrliches Fresko auf der Äußenfeite eines Haufes
gefunden. Es ftellt Venus auf einer von Ele-
fanten gezogenen Quadriga vor. Die Elefanten
find in Vorderanficht gemalt. Venus ift von
fliegenden Eroten umringt. Das Fresko ftand
unter einem fchüjsenden Dache, das man in feiner
ganzen Ausdehnung konftatieren konnte. L. P.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE

WIEN Die „Gefellfchaft für verviel-
fältigende Kunft“ hielt kürzlich die ordent-
liche Generalverfammlung des Kuratoriums ab,
bei der Minifter a. D. Dr. Max Graf Wicken-
burg zum Präfidenten gewählt wurde. Nach
Erledigung der Tagesordnung erftattete der
Sekretär der Gefellfchaft, Kuftos Dr.Ärpad Weixl-
gärtner, ein Referat über den gegenwärtigen
Stand der graphischen Künfte.

PERSONALIEN

DRESDEN Dem Profeffor der Bildhauer-
kunft an der hiefigen Akademie der bildenden
Künfte Robert Dietj ift Titel und Rang als
Geheimer Rat, dem Kunftmaler Walther
Witting in Blafewitj Titel und Rang als Hof-
rat verliehen worden.

* *

*

Der Minifter des König!. Haufes Staatsminifter
v. Metsfch-Reichenbach, der Kunftmaler Fer-
dinand Hodler in Genf und der Stadtbaurat
Ludwig Hoffmann in Berlin find zu Mit-
gliedern der Akademie der bildenden
Künfte zu Dresden ernannt worden. wd.

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