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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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21. Heft
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Hofmann, Friedrich Hermann: Fayencen von Göppingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0850

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FÄYENCEN VON GÖPPINGEN

Mit 3 Abbildungen Von FRIEDRICH H. HOFMÄNN

♦♦

Uber die äußere Gefchichte der Fayencefabrik zu Göppingen in Württemberg find
wir durch Stiedas Forfchungen einigermaßen unterrichtet1.

Die wichtigften Daten aus der Entwicklung der Fabrikation find folgende:

Im Jahre 1741 erhält der Hafner und „Porzellan-Macher“ Andreas Pliederhäufer mit
feiner Gefellfchaft ein Privileg für eine „Porzellanfabrik“ in Göppingen vom Ädminiftrator
von Württemberg, Herzog Karl Friedrich (1738—1744). Schon 1742 werden in Tübingen
Waren der neuen „Porcellain- oder aigentlichen Fayence-Fabrik“ verkauft. In den
Jahren 1745 und 1746 liefert die Fabrik Blumentöpfe mit dem württembergifchen
Wappen für die herzoglichen Hofgärten in Ludwigsburg.

1749 verband fich Pliederhäufer mit dem Arkaniften Chriftian Rupprecht; diefer will
„braunes Porzellan auf englifche Art“, blau und weißes Porzellan wie das „Royan“
(Rouen) oder ganz weißes „Porzellan auf Straßburger Art“ herftellen. Nach verfchiedenen
mißglückten Bränden wurde bald „ratione der Weiße und Malerei ziemlich feine“
Ware herausgebracht, von der ein Teil (76 Stück) an den Herzog nach Stuttgart ge-
fandt wurde.

Diefer Rupprecht war einer der typifchen Keramiker-Vaganten des 18. Jahrhunderts.
Er kam nach Württemberg aus Pappenheim, wo er vergeblich die Gründung einer
Fabrik betrieben hatte; in Stuttgart hatte er dann verfucht, mit dem Hofmaler
Weißbrod eine Porzellanfabrik zu gründen, die jedoch auch nicht zuftande kam. Er
felbft rühmt fich, in Hamburg gelernt und in Delft l1/« Jahre gearbeitet zu haben;
auch foll er eine Zeitlang in Wrisbergholzen als Direktor gewefen fein, was indes nicht
beglaubigt ift. 1741 war er in Fulda.

1750 wurde dem Rupprecht eröffnet, daß man zwar die Fabrik auf herrfchaft-
liche Koften, wie vorgefchlagen, nicht übernehme, ihn jedoch mit Kapital fubventio-
nieren wolle.

Da man jedoch bald zu Rupprecht kein rechtes Vertrauen mehr hatte, wurden zwei
andere Keramiker zur Begutachtung herangezogen: der aus Heffen-Kaffel gebürtige
Porzellanmaler Cyriacus Loubert, der in Wrisbergholzen das Malen gelernt hatte, und
deffen Kamerad Georg Adam Fichtmayer. Ob Rupprecht damals von Göppingen weg-
ging, ift nicht bekannt.

Im Jahre 1753 ftarb der alte Andreas Pliederhäufer gänzlich verarmt; fein Sohn,
Johann Matheus Pliederhäufer, erhielt das Privileg des Vaters übertragen.

Dann hören wir 35 Jahre lang nichts mehr über den Betrieb der Fabrik. Ein
aktenmäßiger Niederfchlag hat fich erft wieder im Jahre 1788 ergeben, als Johann
Matheus Pliederhäufer Schwierigkeiten mit der herzoglichen Kammer wegen der bis-
herigen Steuerfreiheit bekam. Da der Fabrikbefißer jet$t nur 1 ß. 30 kr. Abgaben zahlt,
kann der Betrieb nicht mehr umfangreich gewefen fein.

Über das definitive Aufhören der Fabrikation wird nichts gemeldet.

* *

*

Weder über die Erzeugniffe, noch über die Marken der Fabrik findet fich bei
Stieda oder fonft irgendwo eine Erwähnung. Es heißt nur im Privileg, daß die Unter-
nehmer die Waren „mit welchem Zeichen fie wollen, verfehen und markieren laffen“
dürften.

1 W. Stieda, Württembergifche Fayencefabriken des 18. Jahrhunderts. Deutfdie Töpfer- und
Ziegler-Zeitung, 36. Jahrg. 1905, S. 497 ff.

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