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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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Literatur
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VERMISCHTES ° LITERÄTUR

der ne Galerie im Ärcopalais veranftaltet,
gab am 11. Januar Direktor A. Hagelftange
vom Kölner Wallraf-Richarß-Mufeum Gelegen-
heit, [ich über das Thema „Von Manet bis zu
Van Gogh“ zu verbreiten. Der Vortragende,
der in rethorifch meifterhafterWeife und ganz frei
fprechend [ich unter großem Beifall [einer Auf-
gabe erledigte, gab in [einen Ausführungen ein
überaus klares und erfchöpfendes Bild vom
Werdegang der modernen franzöfifchen Malerei
im Stadium des Überganges vom Impreffionis-
mus zur Ausdrucksmalerei. Er fchilderte, wie
Manet, Degas und Renoir die moderne Farben-
fynthefe vorbereiten, wie Piffarro zuerft eine
Komprimierung des Ausdrucks anbahnt, und nicht
nur den Reiz des Augenblicks mit allem zufälligen
Beiwerk feftzuhalten [ich bemüht, [ondern die
wefentlichften Elemente der Konzeption hervor-
zuheben beftrebt ift, dann wie Cezanne einen
neuen malerifchen Stil in die Wege leitet und Van
Gogh ihn aufs leidenfchaftlichfte befeelteund zur
feltfamften Vollendung führte. Van Gogh ift das
Genie, das die Malerei unferer Zeit am nach-
haltigften zu beeinfluffen imftande ift, innerlichere
Werte wie er hat keiner der großen Meifter
der lebten Zeit gegeben. M. K. R.

ROM Die bekanntlich dem Erzherzog Thron-
folger Franz Ferdinand gehörige Villa d’Este
in Tivoli ift an die öfterreichifch-ungarifche Re-
gierung vermietet worden. Es [ollen darin nach
dem Mufter der Villa Medici in Rom und der
Villa Falconieri in Frascati Ateliers für junge
öfterreichifche und ungarifche Künftler einge-
richtet werden. Zugleich werden die amerika-
nifche Kunftakademie und das archäologifche
amerikanifche Inftitut ihren dauernden Siß in
der Villa Aurelia auf dem Janculus finden. Die
Ateliers für deutfche Künftler werden in der Villa
Maffimo an der via Nomentana untergebracht
werden. L. P.

WIEN Das Komitee zur Errichtung eines
Leffing-Denkmales hatte eine engere Kon-
kurrenz ausgefchrieben, an der [ich [ieben öfter-
reichifche Bildhauer beteiligt haben. Auf Grund
der Ergebniffe diefer Konkurrenz wurde Pro-
feffor Franz Meßner mit der Ausführung des
Denkmales betraut.

□ □ □

LITERÄTUR

NEUE DEUTSCHE KUNST-
LITERÄTUR

Unter den vielen Publikationen auf dem Ge-
biete der Kunft, die der Büchermarkt im leßten
Drittel des Jahres 1911 hervorgebracht, verdienen
auch an diefer Stelle noch die folgenden nach-
getragen zu werden:

DIE NATIONALGALERIE ZU BERLIN. Ein kri-
tifcher Führer von Karl Scheffler. Mit 200
zum Teil mehrfarbigen Abbildungen. Verlag
Bruno Caffirer-Berlin.

Arbeiten Schefflers eignet in hohem Maße eine
echt künftlerifche Form, die tiefe Gedanken und
zahlreiche neue Erkenntniffe umfchließt. Sein
Führer durch die Bilderfchäße der National-
galerie ift eine Kunftgefchichte des 19. Jahr-
hunderts, die in erfter Linie durch das lebendige
Wort anregen will, bei der die Wirkung eines
Kunftwerkes unmittelbar erlebt ift. Ein Lefe-
buch alfo, das nicht für die breite Maffe, fon-
dern für Kenner gefchrieben wurde, die viel-
leicht in Einzelfällen dem Verfaffer nicht voll
beiftimmen, ihm immer aber für die Summe von
Anregungen danken werden. Die Auswahl der
Abbildungen ift wie die vollendete Druckaus-
ftattung über jedes Lob erhaben.

DEUTSCHE MALER UND ZEICHNER IM
19. JAHRHUNDERT. Von Karl Scheffler. Im
Infel-Verlag zu Leipzig.

Auch diefem Buche, das eine Anzahl von Ab-
handlungen zur deutfchen Kunft des 19. Jahr-
hunderts vereinigt, die Hauptpunkte der hifto-
rifchen Entwicklung andeuten, laffen [ich die
gleichen Vorzüge wie dem oben erwähnten
Führer nachrühmen. Der effayiftifche Charakter
des Werkes ift fein vornehmfter künftlerifcher
Reiz. Was Scheffler über die deutfchen Ge-
dankenmaler Böcklin, Klinger und Thoma, was
er über die Deutfch-Römer Feuerbach, Marees
und Hildebrand fagt, gehört zu dem Geiftvollften
der gefamten neueren Kunftliteratur. Auch dies
Buch will von Kennern gelefen und gewertet fein

DEUTSCHE KUNST IN WORT UND FARBE.
Herausgegeben von Richard Graul. Verlag
von E. A. Seemann-Leipzig.

Obwohl bei diefer anfprechenden Publikation
der Hauptnachdruck auf den farbigen Reproduk-
tionen liegt, die in verftändiger Auswahl Meifter-
ftücke deutfcher Malerei vorführen, fo ift doch
der Text nicht nebenfächlich, da er aus der
Feder eines fo ausgezeichneten Kenners ftammt.
Denn in der Tat, was Graul hier in einer kaum
100 Seiten umfaffenden Einleitung über die

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