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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0102

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LITERATUR

Kunftftrömungen des 19. Jahrhunderts bis an
die Schwelle unferer Tage mitteilt, ift aus einer
gründlichen Anfchauung und einer umfaffenden
Bildung herausgefchöpft und die [tarke Prägnanz
in der Bewältigung des Themas ift neben der
geiftreichen Dialektik der befte Vorzug diefer
nicht leichten Hufgabe. Damit wird aber dies
ganz populär gedachte Werk zu einem Lecker-
biffen auch für den Fachmann.

IMPRESSIONISMUS. Ein Problem der Malerei
in der Äntike und Neuzeit. Von Werner
Weisbach. II. Band. Berlin, G. Grotefche
Verlagsbuchhandlung.

Mit diefem Band ift das verdienftvolle Werk
zum Abfchluß gekommen. War im erften Teil
vornehmlich die ältere Kunftgefchichte Gegen-
ftand der Betrachtung, fo führt der zweite Teil
über Oftafien und England zur Kunft Frankreichs
im 19. Jahrhundert und weiter nach Holland und
Deutfchland, wobei das Werden der Moderne,
die dem Begriff des Impreffionismus erft die
eigentliche Wertung als Formproblem verfchafft,
im Sinne diefer Betrachtung befonders anzieht.
Mag man fich zu einzelnen Fragen ftellen wie
immer man will, die Kunftliteratur dankt der
Weisbachfchen Ärbeit eine hervorragende Be-
reicherung , weil fie ein aktuelles Thema mit
kunfthiftorifcher Gründlichkeit nach allen Seiten
hin durchforfcht und zur Diskuffion geftellt hat.
Huch illustrativ verdient dies Werk uneinge-
fchränkte Hnerkennung.

MHX LIEBERMANN. Des Meifters Gemälde
in 304 Abbildungen. Herausgegeben vonGuftav
Pauli (Klaffiker der Kunft, 19. Band). Deutfche
Verlags-Anftalt.

Mit diefem Band, der weniger umfangreich
ift als der über Thoma in der gleichen Samm-
lung erfchienene, erwirbt fich die Verlags-
Anftalt ein befonderes Verdienft, weil fie den
Mut bewies, diefen Vorkämpfer der deutfchen
Moderne in die Reihe jener Klaffiker zu ftellen,
die in der Mehrzahl fo fern von ihm fcheinen
und ihm in der Kraft des Geftaltens, im Willen
des Perfönlichen fo nahe ftehen. Lückenlos
dürfte Liebermanns Oeuvre in diefem Bande
kaum reproduziert fein, aber der einführende
Text von Guftav Pauli, der weit mehr gibt als
eine monographifche Abhandlung zu dem hier
behandelten Thema, greift dafür mit vollen
Händen in das große Kapitel der neueften Kunft-
gefchichte. Diefe Abhandlung ift eine Meifter-
leiftung in ihrer Art und foll an anderer Stelle
im Detail noch ausführlicher gewertet werden.

VON APELLES ZU BÖCKLIN UND WEITER.
Gefammelte kunftgefchichtliche Auffäße, Vorträge

und Befprechungen. Von Karl Woermann. Zwei
Bände. Eßlingen, Paul Neff Verlag (Max
Schreiber).

Der Titel weift den Inhalt diefer Bände, die
in manchem ein Gegenftück zu der Sammlung
hinterlaffener Schriften von Carl Aldenhoven
find, die kürzlich bei Klinkhardt & Biermann er-
fchienen. Freilich mit dem Unterfchied, den die
Diftanz der Perfönlichkeiten begründet. Für die
Tatfache aber, daß Woermann die weit ver-
ftreuten Proben feiner univerfalen kunftgefchicht-
lichen Bildung fammelte und in Buchform an-
einanderreihte, wird man nur Anerkennung übrig
haben, wenn einem im einzelnen auch diefer
oder jener Beitrag entbehrlich erfchiene. Dafür
aber gibt es auch genug, was in feiner Art
immer klaffifch bleibt (z. B. der Äuffaß über
Apelles und fo vieles andere).

GIOTTO UND DIE GIOTTO-APOKRYPHEN.
Von Friedrich Rintelen. Georg Müllers
Verlag, Leipzig und München.

Wie das Vorwort fehr treffend bemerkt, foll
dies Buch keine Biographie des Florentiners
fein, fondern es will dem Stück Gefchichte der
Malerei nachgehen, mit dem der Name Giottos
verbunden ift. Und im Rahmen diefer Aufgabe
war dem Verfaffer die Betrachtung der einzelnen
Bilder felbft das Wichtigfte. Von diefem Ge-
fichtspunkt aus ift der Hauptnachdruck auf den
Arena-Zyklus gelegt worden, weil hier der
fichere Unterbau gegeben ift, auf dem fich auch
der fpätere Giotto begreifen läßt. Rintelens
Arbeit wird und darf mit Recht als fundamental
für die Giotto-Forfchung gelten und es bleibt
den Spezialiften überlaffen, fich im Detail zu den
Refultaten derfelben zu äußern.

EINFÜHRUNG IN DIE BILDENDEN KÜNSTE.
Von Wilhelm Waeßold. In zwei Teilen.
Verlag von Ferdinand Hirt & Sohn, Leipzig.

Diefes Werk wendet fich vorwiegend an ge-
bildete Laien, in erfter Linie an die lernende
Jugend der Univerfitäten, denen es eine Ein-
führung in das Verftändnis der bildenden Künfte
vermitteln foll. Es legt den Hauptnachdruck
nicht auf das kunftgefchichtliche Moment,
fondern auf die Klarheit der Begriffe künft-
lerifchen Schaffens und fteht damit von felbft
auf der Grenzlinie von Äfthetik und Kunft-
wiffenfchaft. Aber gerade das macht den Vor-
zug der Arbeit aus, die damit zu einer not-
wendigen Ergänzung der bereits vorhandenen
Handbücher wird. Überficht in der Dispofition
und eine wohltuende Klarheit der Gedanken
tragen ihr Teil dazu bei, das Buch zu einem
fortan unentbehrlichen Hilfsmittel des Studiums
zu ftempeln.

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