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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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3. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE

erwünfchte Gelegenheit, den richtigen Maßftab
für die Beurteilung diefes zukunftsreichen Künft-
lers zu finden. Nach den mehr zufälligen Proben
feiner Kunft, die man gelegentlich in Ausheilungen
der Münchener oder Berliner Sezeffion und der
Wiener Kunftfchau fah, konnte Spiro manchem
leicht nur als gefchickter Anempfinder gelten, der
durch vornehmen Gefchmack und ftarke kolorifti-
fche Begabung ausgezeichnet, dennoch über kurz
oder lang der Routine anheimzufallen drohte.
Nunmehr aber lernt man ihn als einen wand-
lungsfähigen Künftler kennen, der fich auch dann
niemals mit dem Ererbten begnügt, wenn er es
in ehrlicher Arbeit als ficheren eigenften Befilj
erworben hat. In Spiros früheren Werken, na-
mentlich in feinen Porträts, ift Münchener Schu-
lung unverkennbar. Nicht nur in der fidleren
Technik mit ihrem duftigen flockigen Farben-
auftrag zeigen fich Anregungen aus dem Kreife
der „Scholle“, namentlich Adolf Münzers. Die
entfcheidende Wandlung fcheint Spiros dauernde
Überfiedlung nach Paris gebracht zu haben.
„Die Courtifane“ (1906) verrät nur allzu deutlich
ihre direkte Herkunft von Manets „Olympia“.
Seither ift Spiro in großen Sprüngen der wei-
teren franzöfifchen Entwicklung bis zu ihren
leßten Ausläufern gefolgt. Immer mehr wird
der Einfluß Cezannes der herrfchende; eine
überaus intereffante Kopie nach Paolo Veronefe
legt hievon beredtes Zeugnis ab. Andere hoff-
nungsreiche Werke der jüngften Zeit zeigen
Spiro bereits auf dem Wege der jüngften Fran-
zofen in Cezannes Gefolge. Diefen Vorbildern
verdankt er den ruhigen, flächigen Farben-
auftrag, der feinem lebten Werke, dem „Liebes-
garten“ (1911), zu gobelinartiger Wirkung ver-
hilft. In der großzügigen Kompofition erfcheinen
Anregungen von Puvis de Chavannes, vielleicht
auch von L. v. Hofmann in glücklichfter Weife
felbftändig verarbeitet. So bewegt fich diefe
Entwicklung in ftetig auffteigender Linie: Das
leßte Werk ift das reiffte.

* *

*

Die GALERIE ARNOT veranftaltet eine Aus-
heilung englifcher Aquar elliften. Diefe
fchwächlichen und füßlichen Erzeugniffe haben
jo wenig Individualität, daß fich die Aufzählung
der einzelnen Namen, unter denen wohl W. Crane
und Rackham die bekannteften find, erübrigt. —
Die Rötelzeichnungen (Aktftudien) Hans Mül-
lers-Dachau ftehen fo ziemlich jenfeits von gut

und böfe. * *

*

Im Kunftfalon der HELLERSCHEN Buchhand-
lung eröffnet foeben die bekannte Berliner Ma-
lerin Charlotte Berend, die Gattin L. Co-
rinths, eine Kollektivausftellung.

DieJubiläumsausftellung des AlbrechtDürer-
Vereins und die Ausftellung des Öfterreichi-
fchen Künftlerbundes im KUNSTSALON
PISKO können kaum mehr als ein rein lokales
Intereffe beanfpruchen.

* *

*

In den leßten Tagen wurden rafch nachein-
ander drei intereffante Ausheilungen eröffnet,,
über die erft im nächften Hefte berichtet werden
kann: Die norwegifche Ausftellung des Hagen-
bundes (wohl die bedeutfamfte Veranftaltung
der bisherigen „ Ausftellungsfaifon“), die Im-
preffioniftenausftellung der Galerie Miethke und
die Plakatausftellung der Sezeffion. K. R.

DENKMALPFLEGE

LONDON Vor einigen Tagen ift endlich
Alfred Stevens große Reiterftatue des
Herzogs von Wellington, die für deffen
Grabmal im St. Paulsdom beftimmt gewefen
war, im Dom aufgeftellt worden. Das von
Mr. John Tured vollendete Modell der Statue
ift noch in der Stevensausftellung in der Tate
Gallery zu fehen. — In der We ft min ft er
Abtei ift kürzlich ein neues Monument ent-
hüllt worden, ein kaltes, klaffiziftifch angehauchtes
Werk, das den früheren Premierminifter Campbell
Bannerman im Gedächtnis der leichtvergeßlichen
Nachwelt erhalten foll. Gelegentlich feiner Ent-
hüllung hat es eine eifrige Controverfe gegeben,
ob man nicht endlich das Anfüllen der Abtei
mit meift mehr als zweifelhaften Grabdenk-
mälern verbieten folle. Troßdem kein Zweifel
darüber beftehen kann, daß die wie in einem
Grabfteinladen fich drängenden Statuen den herr-
lichen Innenraum und feinen Rhythmus auf das
übelfte ftören, finden fich doch Stimmen genug,
die dafür find, den unglaublichen Zuftand weiter
beftehen zu laffen. Von einigen Seiten wird
der alte Vorfchlag eines Anbaues wieder auf-
genommen, der die kommenden großen Männer
zur leßten Ruheftätte aufnehmen folle. Wenn
diefer Anbau etwa im Stile des zur Krönung
im vorigen Sommer temporär errichteten An-
nexes ausfiele, würde die Abtei für immer ver-
fchandelt fein. Eine Stadt, die ihre ehrwürdigfte
Kirche, ihr glorreichftes Gebäude zu einem Haufe
der Eitelkeit angeficbts des Todes erniedrigt
und allen möglichen Mittelmäßigkeiten fäulen-
reiche Denkfteine darin fetjt, hat freilich eigent-
lich das Recht verfcherzt, fich eines folchen
Kunftwerkes zu erfreuen.

ROM Der Gouverneur von Tripolitanien und
der Cyrenaika, General Caneva, hat den Triumph-

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