Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

DOI Heft:
2. Heft
DOI Artikel:
Rundschau - Sammlungen
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0089

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUSSTELLUNGEN

Bocciarelli, Graffi, Per Krafft, Marteau und des
Vigee-Lebrun erhalten, welche auf der Parifer
Auktion des Nachlaffes des Grafen Andre Mniszech
erworben waren. P. E.

LEMBERG Die reichhaltige Pawlikowski-
Bibliothek (gegründet von Gwalbert Pawli-
kowski in der erften Hälfte des 19. Jahrh.), welche
eine der größten (ca. 20000 Nummern zählende)
Kupferftichfammlungen in Polen befißt, ift als
Depofit in das Offolineum übergegangen, wo
fie in einem gefonderten Saal als einheitliches
Ganzes beftehen bleibt. Diefes Arrangement ift
freudig zu begrüßen, da dadurch die bisher
fchwer zugänglichen Sammlungen der Bibliothek
dem Studium freigegeben find. P. E.

LONDON Die Organifation der National
Gallery und ihre Verwaltung wird neuerdings
wieder eifrig befprochen und kritifiert. Mr. Ro-
bert C. Witt hat darüber eine Brofchüre „The
Nation and its Art Treasures“ gefchrieben, und
Mr. D. S. Mac Coli, ehemals Direktor der Tate
Gallery, jeßt der Wallace Collection, veröffent-
licht im Anfchluß daran einen längeren Auffat$
im „Nineteenth Century“. Das Echo diefer
Schriften kann man nun in den verfchiedenften
Zeitungen ufw. vernehmen. Neues wird in
diefer Flut von Kritiken und Anregungen eigent-
lich nicht geboten. Es zeigt fich nur, wie weit-
verbreitet die Unzufriedenheit über den augen-
blicklichen Zuftand ift, refp. hingeftellt wird.
Der Zufchuß zum Ankauf von Kunftwerken
wird als viel zu klein empfunden, die Art, wie
ein Komitee von zahlreichen Männern langfam,
meift nach allerlei Kompromißen, eine Entfchei-
dung über den Ankauf eines Bildes fällt, falls
es zu einer folchen überhaupt kommt, wo Eile
und entfchiedenes Zugreifen nottäte, werden
wieder einmal mit lauter Stimme verkündigt.
Das Ganze macht den Eindruck, als wolle man
das fogenannte „öffentliche Gewiffen“ wach-
rufen, ohne deffen Aufweckung hierzulande kei-
nerlei Fortfehritt denkbar ift, denn nur einem
heftigen Druck von diefer Seite bequemen fich
die gefet^gebenden und regierenden Körper-
fchaften nachzugeben und etwas pofitives zu
tun. Daß ein Sturm auf die Regierung und
das die nötigen Gelder fpendende Parlament
feit längerer Zeit geplant war, wußte man ja
feit der Eröffnung der Altmeifterausftellung in
den Grafton Galleries. Gelänge es, einen grö-
ßeren Teil des Publikums nun für diefe Frage,
die ihm freilich meift wohl Hekuba ift, zu inter-
effieren, fo könnte ein pofitives Refultat erzielt
werden. Die dazu nötige Arbeit und Propaganda
ift aber ganz ungeheuer. Das Burlington Ma-

gazine fchlägt eine zehnprozentige Befteuerung
aller Kunftauktionen vor, deren jährliche Erträg-
niffe — etwa eine Million Mark, wie man an-
nimmt — zum Ankauf von Kunftwerken ver-
wendet werden füllten; fodann Erhöhung des
Jahreszufchuffes zu den Ankäufen der National
Gallery auf 200000 M. und Bereitftellung eines
„Kunftkapitals“ von 10 Millionen Mark, das Ver-
wendung finden foll, wann immer gewiffe Kunft-
werke von außergewöhnlicher Bedeutung, die
fich noch in britifchem Privatbefil} befinden, auf
dem Markt erfcheinen, damit fie fo für die
Nation gerettet werden können. Solange diefes
Kunftkapital nicht aufgebraucht fei, füllten feine
Zinfen ebenfalls zum Ankauf von Kunftwerken
verwandt werden. Ob diefe Blütenträume reifen
werden? F.

RIETI Die STÄDTISCHE PINAKOTHEK ift
kürzlich durch den Reftaurateur G. Colarieti-Tofti
und den Infpektor der Kunftdenkmäler Umbriens,
Conte Dr. Umberto Gnoli, vollftändig neuge-
ordnet und durch zahlreiche intereffante Stücke
aus den Kirchen der Stadt bereichert worden.

W. B.

WIEN MODERNE GALERIE. Der Direktor
der modernen Galerie, Dr. Friedrich Dörn-
höffer, der gegenwärtig in Rom weilt, plant
nach feiner Rückkehr dem Vernehmen nach in
den Galerieräumen eine Ausftellung aller Kunft-
werke, die feit feinem Amtsantritte für diefe
Sammlung erworben wurden.

AUSSTELLUNGEN

DIE ÄLTE MEISTER-AUSSTEL-
LUNG IN DER LONDONER ROYAL-
ACADEMY Am 1.Januar eröffnete dieRoyal-
Academie ihre Winterausftellung alter Meifter,
der eine Kollektivausftellung des während 1911
verdorbenen Akademikers E. A. Abbey ange-
gliedert ift. Letztere ift eine Art Dankabftattung
dafür, daß Abbey der Academy ein ftattliches
Haus in London als Refidenz ihres jeweiligen
Präfidenten teftamentarifch vermacht hat. Die
zahlreichen Schwarz-Weißblätter und Ölgemälde
des aus Amerika ftammenden Malers zeigen
das ftete Bemühen, mit trockner Realiftik phan-
tafievclle Gebilde verftandesgemäß aufzubauen,
was fich künftlerifch in einer verworrenen Technik
und einer unklaren, jeder Charakteriftik ent-
behrenden ftrichlichen, knittrigen, kleinlichen Linie
kundgibt. Wo einmal Stil verfucht wird, in
einem „Columbus“, wirkt er nur lächerlich ge-
fucht und von außen angeklebt.

67
 
Annotationen