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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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4. Heft
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Belgisches Steinzeug
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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7. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0173

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Belgier, Ämerikaner und in [tarkem Gegen-
gewicht Deutfche. Vorwiegend handelt es [ich
um Radierungen, zu denen fich franzöfifche und
englifche Lithographien, deutfche Holzfchnitte
und eine fchmackhaft gewählte, vorwiegend
deutfche Kollektion von Handzeichnungen und
Aquarellen gefeilten. Von den Franzofen, die
von Delacroix bis zu den jüngften Neoimpreffio-
niften geführt find, fallen unter den Radierungen
befonders fdiöne Blätter von Manet, Millet,
Forain, Piffarro und Rodin, unter den Litho-
graphien zwei Blätter von Renoir, eine Folge
aus „L’amour“ von Denis, ein prächtiger Degas,
ein wundervoller Cezanne und ein ungemein
farbenfchöner Luce auf; von den Engländern
Whiftler, Shannon, Strang, der in London lebende
Ämerikaner Pennell und der ihm in manchem
verwandte Brangwgn.

Unter der Abteilung der Handzeichnungen,
die aber auch Aquarelle umfaßt, find packende
Aktftudien von Friß Erler, Zeichnungen von
Baum, eine,kleine Studie von Menzel und Lieber-
mann, einige Zeichnungen von Käthe Kollwiß
und ein farbenfrohes Aquarell von L. v. Hof-
mann, durchweg feine und charakteriftifche
Stücke. Aus der Fülle der deutfchen Radierungen,
die die Konkurrenz mit dem Ausland qualitativ
glänzend aufnehmen, feien hier nur wenige ge-
nannt: die mit geiftreicher Flüchtigkeit hinge-
worfenen Frauenftudien von Corinth, Leibis
klaffifche und feltene Stücke „Maler Horftig“
und „Der Zecher“, Klingers wundervolle Blätter
aus feinen verfchiedenen Zyklen, Boehles und
Halms wuchtige Landfchaften, unter Kaickreuths
Kollektion befonders das bedeutende Porträt
ProfefforZellers, Orliks „Fujipilger“ und „Klinger“,
Schinnerers geniales Figurengeftreufel feines
„Bergfeftes“, des ihm in manchem verwandten,
aber zarter abgeftimmten Preßfelder duftige
deutfche und italienifche Landfchaften, venezia-
nifche Erinnerungen von Hermann Struck, Otto
Fifchers kunftvolle Hamburger und Zeifings feine
Dresdener Stimmungen, endlich Stauffer-Berns
markige Köpfe. Thoma, Sterl, Greiner, Koll-
wiß vervollftändigen, jedes in feiner extremen
Art, das reiche Bild. Sehr intereffant gewählt
find auch die Kollektionen des durch feine
ftroßende Frifche ftets fiegreichen Schweden
Zorn und des norwegifchen Poeten der Deka-
dence Eduard Munch. Unter den Holzfchnitten
dominiert Heine Rath, neben dem fich Bechler,
Klemm und die ganz auf das Weimarer Goethe-
haus eingearbeitete Margarethe Geibel trefflich
halten. Die fehr bedeutende Äusftellung tourniert
im März und April in Darmftadt und Gießen.

ch.

AUSSTELLUNGEN ° DENKMALPFLEGE

DENKMALPFLEGE

CÄSÄGLIÄ (Val di Marina) Das fchöne
Ältarwerk des Andrea della Robbia, das Diebe
losgebrochen und aus der Pfarrkirche entwendet
hatten, ift wieder aufgefunden worden und wird,
troß der fchweren Befchädigungen durch Meißel-
hiebe, wieder zufammengefeßt werden können.

W. B.

COLLE DI VÄL D’ELSÄ (Pr o v. Siena)

Der gotifche Palazzo Pretorio, jeßt Siß des
Magiftrats, ift durch den Architekten Antonio
Salvetti einer durchgreifenden Wiederherftellung
unterzogen worden. NachBefeitigung derMörtel-
fchicht, welche die Faffade bedeckte, find die
alten Spißbögen der Tore und Fenfter zum
Vorfchein gekommen. W. B.

FLORENZ Das Tabernakel der Fonticini,
das umfangreichfte Robbia-Relief in Florenz, foll
nach fechsjähriger Magazinierung nunmehr in
einem eigens erbauten, fchweren architektonifchen
Rahmen aus Pietra Serena an feinem urfprüng-
lichen Plaße in Via Nazionale wieder aufgeftellt
werden. W. B.

MECHELN Hier hat fich eine „ Ge feil-
fchaft zum Schüße der heimifchen Monu-
mente“ gebildet, die bereits einen Erfolg auf-
zuweifen hat. Bauluftige Architekten waren
fchon im beften Zuge, die prächtigen, altehr-
würdigen Hallen am großen Markt zu „re-
ftaurieren“ und den mit denfelben verbundenen
Beifried erheblich zu erhöhen. Nur mit dem
Aufgebot der öffentlichen Meinung der Ge-
bildeten, die vermöge einer ftarken Agitation
allerdings erft gefchaffen werden mußte, ift es
gelungen, das Vorhaben jener Verbefferer zu
durchkreuzen. Es wird alfo nur die zur Er-
haltung der morfchen, baufälligen Stellen un-
umgänglich nötigen Äusbefferung vorgenommen
werden, und fo der Gefamteindruck der Hallen
erhalten bleiben.

Die eingangs genannte Gefellfchaft hat ferner
befchloffen, das am Viehmarkt gelegene und
jeßt als erzbifchöfliches Kollegialgebäude be-
nußte, von 1610—1636 von Cöme Prant er-
richtete, Palais inftand zu feßen. Es ift dies
ein intereffanter Typ herrfchaftlicher Wohnhäufer
vom Anfang des 17. Jahrhunderts, deffen Faffade
reich mit Skulpturen bedeckt ift. F. M.

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