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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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13. Heft
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

AUSSTELLUNGEN

ÄÄCHEN Im REIFF-MUSEHM der Königl.
Technifchen Hochfchule Aachen findet zurzeit
eine Oftafiatifche Äusftellung ftatt, die in der
Hauptfache aus Leihgaben der Sammlungen
Oeder-Düffeldorf, des Oftafiatifchen Mu-
feums der Stadt Cöln (Prof. Fifcher) und
des Baugewerkfchuldirektors Hartig - Aachen
befteht. Der letztere ftellt eine gute Sammlung
von Farbendrucken aus, die ein vollftändiges
Bild der Gefchichte diefes Kunftzweiges gibt.
Auch die Kunfthandlungen Meyl-München und
Pongs-Düffeldorf find beteiligt.

BERLIN In den Aushebungen der Kunft-
falons macht fich der Sommer bemerkbar. Bei
GURLITT bilden die wertvollen Beftände der
vorigen Äusftellung, vermehrt um einige Hod-
lerftücke, einige dekorative und etwas flaue
Pflanzenftudien von K. Hagemeifter und mä-
ßige, farbig [ehr fuße Bilder von J. M. Wadi fen
die Sommerausftellung. Bei SCHULTE ift die
Ausbeute nicht fehr groß: man notiert von A.
Grimm einige Landfchaften und ein Porträt,
die den Einfluß des Lehrers Trübner freilich
noch deutlich verraten; von W. Guntermann
eine hübfche Landfchaft, Sophie Koners feine,
nur ein wenig unperfönliche Porträts. Hugo
Schn egg gibt genügende Charakteriftik bei
guter Wahl von Farbe und Anordnung, Th. Fr.
Koch ganz delikate und leichte, aber nicht fehr
überzeugende Eindrücke. Emmy Schulze-
Schulzendorf fteht noch ganz unter Moffons
und Ulrich Hübners Einfluß. — Auch in dem Aus-
fteller-Verband Münchner Künftler fällt
nichts Bedeutendes auf. Man behält die Namen
Ehrenberg, Petuei, Marxer, Gampert,
Lüdeke. Tom Moftyn-London verblüfft auf
den erften Blick, aber man hat bald heraus-
gebracht, daß all diefen beftechenden Bildern
ein Rezept zu Grunde liegt, das in einer Ver-
bindung von Goya und Gordon Craigh befteht.
Für den Lehrer Hans Licht zeugen bei CÄSPER
M. Abenhaufen, F. Hilpert und L. Sißler mit
refpektabeln Bildern. Hoeniger malt wieder
neoimpreffioniftifch, aber nicht ganz überzeugend,
Friedr. Stahl hat einen impreffioniftifchen Corfo
ausgeftellt aus der Zeit, wo er noch nicht ein
alter Italiener war, Georg Heil, der Illuftrator,
zeigt einen hübfchen Paß in Dorf-Gaftein, und
von G. d’Espagnat fieht man ein paar feiner
zarten, faft zärtlichen Frauenbilder und ein nach
Cezanne orientiertes Stilleben. Im Nebenraum
hängt noch die fchöne Schwarz-weiß-Kollektion.
Bei KELLER & REINER überrafcht Alb. Gart-

mann durch ein prachtvolles Stilleben von feiner
Farbenwahl, vorzüglicher Charakteriftik, und
frifchem, lebendigem Strich; von Prof. Fehr
find die breiten fchweren Soldatenbilder das
Befte. E. Gminskas Bilder haben Licht und
Sonne, leiden aber unter ungebührlicher Be-
tonung von Einzelheiten. E. 0. Thaetner malt
ein wenig damenhaft, dekorativ, fein, aber un-
energifch. Kräftiger packt Nelly Oeftreicher-
Nordegg zu, ohne jedoch in der plaftifchen
Geftaltung durchweg zu überzeugen. Die Por-
träts aus der Berliner Gefellfchaft von Jof. Hein
find fehr mondän, aber auch recht flau. Die
Frühjahrsausftellung des BERLINER KÜNSTLER-
BUNDES bietet gute Durchfchnittskunft. Zu
nennen wären etwa Gertrud Flatow, Arthur
Borghard, Friß Giebelhaufen, KurtHaafe-
Jaftrow, M. Ifenbart, Margot Lipmann,
Ernft Lübbert, Rudolf Siegmund (der aber
in der Kreuzabnahme ganz verfagt) und eine
Kollektion gut charakterifierter und organifcher
Plaftiken des jüngft verftorbenen Max Levi.
Von den graphifchen Salons zeigt WERCK-
MEISTER fehr dekorative, farbig fehr reizvolle
Holzfchnitte von Carl Thiemann, von Olaf
Lange feine Phantafie-Radierungen in Gold
und dunklen Farben, und, als eigenftes Gewächs,
fchöne, herbere und fehr fuggeftive Holzfchnitte
von Walter Klemm. Daneben wirken Johanna
Meßners farbige Holzdrucke zwar fehr diskret,
aber auch ein wenig blutleer. R. j. M. See-
wald bringt groteske Federzeichnungen von
reichen Äusdrucksmöglichkeiten. Bei BURLET
fieht man die neuen Radierungen von Slevogt
und Liebermann, jene fchön, weich, von gro-
ßem Reichtum im Ton, und alfo mit malerifchen
Ambitionen, diefe immer mehr fich dem Ideal
reiner Graphik nähernd, wo die Linie nicht mehr
der Form dient, fondern Selbftzweck wird. In
diefem Sinne bedeuten Blätter wie die kleinen
badenden Jungen und die kleinen Reiter am
Strande Höhepunkte einer Entwicklung. Diefe
felben Blätter kann man auch im GRAPHISCHEN
KABINETT fehen, das auch eine neue Schwarz-
weiß-Lithographie Hodlers (Marignanofchlacht)
aus eigenem Verlage zeigt. Hier hat auch der
jüngfte, großenteils noch ganz unbekannte,
Nachwuchs der Graphiker fehr dankenswerter
Weife ein Afyl gefunden, und man nimmt von
den Arbeiten Heckendorfs, Bernhard Has-
lers, den erften Radierungen des jungen Emil
Pottner, von Otto Möller, Oefterle, Vol-
lenberg, Großmann und Schochen, von
den Holzfchnitten Wilhelm Wagners die Hoff-
nung auf eine gute Entwicklung einer reinen,
nicht dekorativen und nicht malerifchen Graphik
mit. H. Friedeberger.

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