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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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1. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0043

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AUSSTELLUNGEN

ragender Neuerwerbungen gemacht. Sie follen
demnächft in einer befonderen Äusftellung dem
Publikum zugänglich gemacht werden. Diefe
Neuerwerbungen werden dann in einem Auf-
lage des „Cicerone“, der die intereffanteften
Stücke in Abbildungen vorführen wird, eine ein-
gehende Würdigung erfahren.

* *

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HISTORISCHES MUSEUM DER STADT
WIEN. Der Stadrat befchloß den Ankauf einer
intereffanten Porträtbüfte Jofef Haydns. Es ift
eine Wachsbüfte, die [ich bis zum Tode des Ton-
dichters in feinem Befiße befand und in der
Haydn-Literatur erwähnt wird. Gelegentlich der
Jahrhundertfeier von Haydns Todestag (31. Mai
1909) war diefe Büfte bereits durch kurze Zeit
im Rathaufe ausgeftellt.

* *

*

Hier wurde kürzlich durch Erzherzog Leopold
Salvator in Vertretung des Kaifers das neu-
gegründete NIEDERÖSTERREICHISCHE LAN-
DESMUSEUM feierlich eröffnet, um deffen Zu-
standekommen insbefondere der „Verein für
Landeskunde von Niederöfterreich“ und andere
Wiener wiffenfchaftliche Vereinigungen feit Jahr
und Tag erfolgreich bemüht waren (fiehe bereits
„Cicerone“, Jahrg. 1910, Heft 22). Das neue
Mufeum ift derzeit in einigen Räumen des ehe-
maligen Palais Geymüller (jeßt im Befiß des
Landes Niederöfterreich) untergebracht. An diefen
künftlerifch wertvollen Barockbau, der nach der
Lokalforfchung aus dem Ende des 17. Jahr-
hunderts ftammen dürfte, knüpfen fich zahlreiche
hiftorifche Erinnerungen. Über den reichen, na-
mentlich in kulturhiftorifcher Hinficht intereffanten
Inhalt der Sammlungen des neuen Mufeums, die
fchon bei feiner Eröffnung an Raummangel lei-
den, follen an diefer Stelle demnächft einige
Andeutungen gegeben werden. Zur Eröffnung
des Mufeums ift bereits ein Führer aus der
Feder des Landesarchivars Dr. Max Vancsa
erfchienen. R.

ÄUS STELLUNG EN

BERLIN Der CASPERSCHE KUNSTSALON
gehört zu den wenigen Inftituten des modernen
Berliner Ausftellungswefens, wo der Kunft-
intereffierte eigentlich immer Qualität und Reich-
haltigkeit erwarten darf. Hier gibt es weniger
Programm als anderswo, dafür aber eine Aus-
wahl vom Beften des internationalen Schaffens,
in der die Richtung nebenfächlich, der „Wert an
fich“ dagegen Hauptfache ift. In der De-
zember—Januarausftellung vereinigt diefer Salon
u. a. Werke des jungen Leipziger Malers Leo

Rauth, in deffen farbigen Zeichnungen (kürz-
lich ift eine Mappe „Tänze“ von diefem Künftler
erfchienen) das mondäne Lebensgefühl einen
pfychologifch vertieften und artiftifch reizvollen
Ausdruck erfährt. Schwung und Grazie find die
Hauptmerkmale diefer intereffanten Art; das
Zeichnerifche überwiegt durchgehends vor dem
Malerifchen,das noch einiger künftlerifchenSelbft-
zucht bedarf und im ganzen will mir Rauth zu-
nächft als typifches Beifpiel einer gewiffen Sorte
illuftrativer Begabungen, die aus der gefell-
fchaftlichen Kultur hervorgegangen find, wich-
tiger erfcheinen denn als reiner Künftler. Über
diefen wird vielleicht nach Jahr und Tag zu
fprechen fein. Neben dem Genannten ragte
aus der reichen Fülle des Gezeigten vielleicht
noch der Schweizer E. Bieler hervor, von dem
hier fchon zu lefen war. Man könnte ihn mit
dem Frankfurter Boehle auf eine Stufe (teilen,
um das Charakteriftifche feiner Eigennote, die
vorwiegend in einer altmeifterlich anfprechenden
zeichnerifchen Stärke liegt, zu umfchreiben.

* *

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Bei FRITZ GURLITT prävalierte Dora Hiß,
die begabte Berlinerin, mit einer nicht uninter-
effanten Kollektivausftellung. Sie zeigte deut-
lich die Vorzüge, aber auch die Grenzen ihres
weiblichen Temperamentes. Vieles war fad und
bis zum Entfeßen konventionell, namentlich in
den Porträts empfand man deutlich die Schwä-
chen pfychologifchen Einfühlens, über die auch
ein Brillantfeuerwerk leuchtender Farben und
ein technifch ausgezeichneter „Schmiß“ nicht hin-
wegtäufchen können. Glänzend dagegen prä-
fentierten fich einige „Stilleben“ (in denen die
Sonne van Goghs zu zittern fchien) und Garten-
landfchaften, die voll der lauten Mufik füd-
ländifcher Pracht waren. Wenn die Künftlerin
diefen Themen mehr nachgeht und die rein
malerifchen Probleme noch vertieft, wird die
Kunftgefchichte an ihr zweifelsohne ein Phäno-
men erleben, das aller bis dato gefehenen weib-
lichen Kunftiibung die Krone auffeßt.

Auch Gurlitt ift in feinen Ausheilungen von
feltener Vielfeitigkeit. Was er von Thoma
darzubieten hatte, gehörte zu dem Intereffan-
teften aus dem reichen Lebensoeuvre des Mei-
fters. Daneben wurden muftergültige Werke
von Trübner („Schloß Lichtenberg“ von 1900)
eine kleine Studie Manets (Im Cafe) und Werke
von Feuerbach und Böcklin gezeigt. Über
die fehr niedlichen Aquarelle nach italienifchen
Motiven der Frau Prof. Büchmann aber durfte
man zur Tagesordnung übergehen.

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