DOI Heft:
14. Heft
DOI Artikel:Rundschau - Sammlungen
DOI Artikel:Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0592
AUSSTELLUNGEN
Walferkollektion, ausgeftellt worden, außerdem
einige frühe chinefifche Bronzen von feiner
Qualität. F.
SCHWERIN Das GROSSHERZOGLICHE
MUSEUM erwarb die mehr als 3000 Gegen-
ftände umfaffende volkskundliche Sammlung des
Profeffor Dr. Woffidlo in Waren. Es ift dies
die einzige derartige Sammlung in Mecklenburg,
und ihr Ankauf bedeutet die Rettung der lebten
Denkmale einer jet^t untergegangenen Kultur für
das Land. Den Haupteil der Sammlung Woffidlo
bilden die in Mecklenburg jet$t ganz ausgeftor-
benen Bauerntrachten.
AUSSTELLUNGEN
LONDONER ÄUSSTELLUNGEN
Der ruffifche Balletmaler Leon Bakft ft eilt
Figurinen und Bewegungsmotive für das ruffi-
fche Ballet und feine Sofiften in den FINE ART
SOCIETY’S GALLERIES aus. Es ift intereffant
zu fehen, wie aus verfchiedentlichen, ftarken
Beeinfluffungen (Beardsley vor allem, deffen
Abhängigkeit oder Verwandfchaft mit einer und
zwar nicht der tiefften Seite der orientalifchen
Kunft einem hier angefichts diefer von ihm be-
einflußten Kunft ganz befonders deutlich bewußt
wird) eine ganz eigene Kunft [ich entwickelt,
in der modernes Empfinden mit älteften In-
ftinktwerten, raffiniertes Stilwollen mit naivem
Stilempfinden [ich feltfamlich mifchen und zur
Genüge zeigen, daß diefes fogenannte moderne
Empfinden nur ein halb bewußter, halb unbe-
wußter, aus innerer Not und Wunfch hervor-
gehender Verfuch ift, faft fchon verloren ge-
gangene finnliche Reiche des Körpers wie der
Seele wieder zu erobern. Das faft bloß Animalifche
diefer Kunft aber, die unwiderftehlich durch-
dringende orientalifche Auffaffung vom Weibe
vor allem, wirkt freilich auf die Dauer nicht
bloß „barbarifch“, fondern faft peinlich. Um fo
intereffanter ift es dann aber zu fehen, welchen
erftaunlichen Erfolg hier Bakft mit feiner Kunft
und das ruffifche Ballet mit feinen Tänzen auf-
zuweifen hat. Freilich ein gut Teil Snobismus
fteckt da wohl auch dahinter.
In andere, reinere Regionen verfemt einen die
Äusftellung „Britifcher Landfchaft der Ge-
genwart“, die von der Internationalen
Gefellfchaft der Bildhauer, Maler und
Radierer in den GRAFTON GALLERIES ab-
gehalten wird. Nicht jeder, der es verdiente,
ift in ihr vertreten. Vor allem fehlt der große
Seemaler Mc. Taggert, der vor ein paar Jahren
erft ftarb, der der See und dem über ihr fich
fpannenden Himmel alle Geheimniffe abgelaufcht,
der in Minuten Äonen zu fehen und feftzu-
halten vermocht hatte. Ein paar feiner Werke
kann man jedoch gerade jetjt in einer fonft fehr
gemifchten, weil für populäre Zwecke arrangier-
ten Äusftellung fchottifcher Kunft in der Volks-
galerie in der öftlichen Vorftadt Whitechapel
betrachten. Jedoch das Woher und Wohin der
lebten 30 Jahre etwa der englifchen Landfchaft
ift hier an charakteriftifchen Beifpielen wohl zu
erkennen. Man fieht den Schatten Whiftlers,
man fieht Nachwirkungen noch von Conftable
her, auch die Franzofen find natürlich nicht ohne
Wirkung geblieben. Von der Richtung Gauguin
freilich ift in diefer Äusftellung kaum fchon ein
Hauch zu verfpüren. Die Schotten aber,
Lavery und andere, die fo naturwarm be-
gannen und, zum Teil wenigftens wohl durch
vielerlei Beftellungen veranlaßt, fo fchematifch,
fo zurechtgemacht dekorativ fortfuhren, find mit
einer ganzen Reihe von tüchtigen Bildern ver-
treten. Der Schnellkünftler Sargent ift aus
einer Anzahl von Gemälden als recht gefähr-
licher Hexenmeifter und Lehrer zu erkennen:
auf feinem Wege gibt es kein Weiterfchreiten.
Intereffant ift, wie, in ganz gewiffem Sinne
freilich nur, fo verfchiedene Geifter und Künftler
wie Whiftler und Watts anf dem Gebiete der
Landfchaft fich treffen, wie zwei nach verfchie-
denen Richtungen hinlaufende Linien doch einen
Schneidepunkt haben, Whiftler in feinen ftim-
mungsaufgelöften Nocturns (von ihnen ift aber
nur ein einziges kleines Beifpiel in diefer Aus-
heilung vorhanden), Wattsin feinen erdentrückten,
von allem bloß Menfchlichen getrennten Berges-
anfichten, die offenbar einem Holmes Anregun-
gen gegeben haben, und die Anknüpfungspunkte
an neuefte Tendenzen aufweifen.
Die folgenden Hauptrichtungen, alle vertreten
durch intereffante, eigenartige, oft kräftige, meift
fpontane, dem eigenen Wefen nachgehende
Perfönlichkeiten, laffen fich aus der Fülle der
Gefichte herausfinden.
Von Ausftellungen alter Meifter find zwei
befonders hervorzuheben: die bei Messrs.
KNOEDLER in Old Bond Street und die Ab-
fchiedsausftellung für Sir S. Colvin im
Stichefaal des BRITISCHEN MUSEUMS. Die
erftere enthält in einem mit grauem Samt vor-
nehm ausgefchlagenen Saal neun Werke, die
in abgefchiedener Ruhe hier wie Könige thronen.
Und Könige in der Kunft find fie ja auch zum
Teil. Hier hängen nämlich vor allem Velas-
quez „König Philip IV.“, der kürzlich erft
von einem Herzog von Parma durch Meffrs.
Agnews Hände in den Befih Mr. Henry C. Fricks
560
Walferkollektion, ausgeftellt worden, außerdem
einige frühe chinefifche Bronzen von feiner
Qualität. F.
SCHWERIN Das GROSSHERZOGLICHE
MUSEUM erwarb die mehr als 3000 Gegen-
ftände umfaffende volkskundliche Sammlung des
Profeffor Dr. Woffidlo in Waren. Es ift dies
die einzige derartige Sammlung in Mecklenburg,
und ihr Ankauf bedeutet die Rettung der lebten
Denkmale einer jet^t untergegangenen Kultur für
das Land. Den Haupteil der Sammlung Woffidlo
bilden die in Mecklenburg jet$t ganz ausgeftor-
benen Bauerntrachten.
AUSSTELLUNGEN
LONDONER ÄUSSTELLUNGEN
Der ruffifche Balletmaler Leon Bakft ft eilt
Figurinen und Bewegungsmotive für das ruffi-
fche Ballet und feine Sofiften in den FINE ART
SOCIETY’S GALLERIES aus. Es ift intereffant
zu fehen, wie aus verfchiedentlichen, ftarken
Beeinfluffungen (Beardsley vor allem, deffen
Abhängigkeit oder Verwandfchaft mit einer und
zwar nicht der tiefften Seite der orientalifchen
Kunft einem hier angefichts diefer von ihm be-
einflußten Kunft ganz befonders deutlich bewußt
wird) eine ganz eigene Kunft [ich entwickelt,
in der modernes Empfinden mit älteften In-
ftinktwerten, raffiniertes Stilwollen mit naivem
Stilempfinden [ich feltfamlich mifchen und zur
Genüge zeigen, daß diefes fogenannte moderne
Empfinden nur ein halb bewußter, halb unbe-
wußter, aus innerer Not und Wunfch hervor-
gehender Verfuch ift, faft fchon verloren ge-
gangene finnliche Reiche des Körpers wie der
Seele wieder zu erobern. Das faft bloß Animalifche
diefer Kunft aber, die unwiderftehlich durch-
dringende orientalifche Auffaffung vom Weibe
vor allem, wirkt freilich auf die Dauer nicht
bloß „barbarifch“, fondern faft peinlich. Um fo
intereffanter ift es dann aber zu fehen, welchen
erftaunlichen Erfolg hier Bakft mit feiner Kunft
und das ruffifche Ballet mit feinen Tänzen auf-
zuweifen hat. Freilich ein gut Teil Snobismus
fteckt da wohl auch dahinter.
In andere, reinere Regionen verfemt einen die
Äusftellung „Britifcher Landfchaft der Ge-
genwart“, die von der Internationalen
Gefellfchaft der Bildhauer, Maler und
Radierer in den GRAFTON GALLERIES ab-
gehalten wird. Nicht jeder, der es verdiente,
ift in ihr vertreten. Vor allem fehlt der große
Seemaler Mc. Taggert, der vor ein paar Jahren
erft ftarb, der der See und dem über ihr fich
fpannenden Himmel alle Geheimniffe abgelaufcht,
der in Minuten Äonen zu fehen und feftzu-
halten vermocht hatte. Ein paar feiner Werke
kann man jedoch gerade jetjt in einer fonft fehr
gemifchten, weil für populäre Zwecke arrangier-
ten Äusftellung fchottifcher Kunft in der Volks-
galerie in der öftlichen Vorftadt Whitechapel
betrachten. Jedoch das Woher und Wohin der
lebten 30 Jahre etwa der englifchen Landfchaft
ift hier an charakteriftifchen Beifpielen wohl zu
erkennen. Man fieht den Schatten Whiftlers,
man fieht Nachwirkungen noch von Conftable
her, auch die Franzofen find natürlich nicht ohne
Wirkung geblieben. Von der Richtung Gauguin
freilich ift in diefer Äusftellung kaum fchon ein
Hauch zu verfpüren. Die Schotten aber,
Lavery und andere, die fo naturwarm be-
gannen und, zum Teil wenigftens wohl durch
vielerlei Beftellungen veranlaßt, fo fchematifch,
fo zurechtgemacht dekorativ fortfuhren, find mit
einer ganzen Reihe von tüchtigen Bildern ver-
treten. Der Schnellkünftler Sargent ift aus
einer Anzahl von Gemälden als recht gefähr-
licher Hexenmeifter und Lehrer zu erkennen:
auf feinem Wege gibt es kein Weiterfchreiten.
Intereffant ift, wie, in ganz gewiffem Sinne
freilich nur, fo verfchiedene Geifter und Künftler
wie Whiftler und Watts anf dem Gebiete der
Landfchaft fich treffen, wie zwei nach verfchie-
denen Richtungen hinlaufende Linien doch einen
Schneidepunkt haben, Whiftler in feinen ftim-
mungsaufgelöften Nocturns (von ihnen ift aber
nur ein einziges kleines Beifpiel in diefer Aus-
heilung vorhanden), Wattsin feinen erdentrückten,
von allem bloß Menfchlichen getrennten Berges-
anfichten, die offenbar einem Holmes Anregun-
gen gegeben haben, und die Anknüpfungspunkte
an neuefte Tendenzen aufweifen.
Die folgenden Hauptrichtungen, alle vertreten
durch intereffante, eigenartige, oft kräftige, meift
fpontane, dem eigenen Wefen nachgehende
Perfönlichkeiten, laffen fich aus der Fülle der
Gefichte herausfinden.
Von Ausftellungen alter Meifter find zwei
befonders hervorzuheben: die bei Messrs.
KNOEDLER in Old Bond Street und die Ab-
fchiedsausftellung für Sir S. Colvin im
Stichefaal des BRITISCHEN MUSEUMS. Die
erftere enthält in einem mit grauem Samt vor-
nehm ausgefchlagenen Saal neun Werke, die
in abgefchiedener Ruhe hier wie Könige thronen.
Und Könige in der Kunft find fie ja auch zum
Teil. Hier hängen nämlich vor allem Velas-
quez „König Philip IV.“, der kürzlich erft
von einem Herzog von Parma durch Meffrs.
Agnews Hände in den Befih Mr. Henry C. Fricks
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