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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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8. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0346

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DENKMALPFLEGE ° GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

Landfchaften da find, dann E. Scharff mit feiner
großangelegten Studie zur Judith, E. Schiele,
der der modernen Wiener Schule angehört und
H. Schüß, bei dem allerdings das etwas zu
ftarke Betonen archaiftifcher Neigungen keine
ganz reine Freude aufkommen läßt. C. Schwal-
le ach gehört ebenfalls in diefen Bereich, auf
fein „Liebespaar“ möchte ich infonderheit ver-
weifen; ferner hat auch J. Seyler, der erft
kürzlich bei Thannhaufer eine Sonderausftellung
veranftaltete, Werke von fehr fchöner Qualität
da. Fügt man noch M. Unold bei (ich weife
auf feine fo unmittelbar hingefeßten Land-
fchaften hin), fo fchließt man die Gruppe derer,
die von den Jungen in expreffioniftifchem Sinne
Erquickendes und Beachtenswertes zu fagen
haben und die Hoffnungen erwecken. Von
jüngeren Impreffioniften feien bedeutenderer
Leitungen wegen Schmid - Fichtelberg und
Schülein notiert. Von der alten Garde ftellt
natürlich auch manch einer feinen Mann. Bur-
in e ft er ift an erfter Stelle zu nennen, mit einem
koloffal lebendigen Naturausfchnitt (Idyll), auch
H. von Hayek zählt den Beften zu.

Schöne Sachen find unter der Graphik zu fin-
den, ich zähle aber der Kürze halber hier nur
die Namen jener Husfteller auf, von denen
Schöpfungen aus diefem oder jenem Grunde
ganz befonders in die Äugen fpringen: es find
dies W. Geiger, H. E. Kozel, Elfe Nicklaß,
W. Oefterle, Rößner und Unold; die Plaftik
hat nichts Nennenswertes gezeitigt.

Befondere Bedeutung erlangt die diesjährige
Frühjahrsfezeffion durch Vorführung eines um-
faffenderen Teiles des Lebenswerkes Otto
Greiners, ich brauche aber über diefe Kol-
lektionsausftellung keine Worte zu verlieren,
denn Greiner ift fowohl nach feinen ftarken, wie
fchwachen Seiten hin fchon hinlänglich bewertet
und gewürdigt. M. K. R.

ROM Das unter der Leitung von F. Hermanin
ftehende GÄB1NETTO DELLE STAMPE hat fo-
eben eine höchft lehrreiche intereffante Äusftel-
lung von älteren und auf Italien bezüglichen
Lithographien inauguriert. Unter den ausge-
ftellten Arbeiten ragen die von K. Lindemann-
Frommei, Calame und Gavarni hervor. L. P.

DENKMALPFLEGE

KRÄKÄU Ein hiefiges Komitee fammelt
Geldmittel, um die bekannte Koloffalgruppe
Waclaw Szymanowskis „Der Wawel-
zug“ in Bronze gießen und auf dem alt-
berühmten Krakauer Königsfchloß aufftellen zu
laffen. Gegen die Errichtung diefes „National-

denkmals“ erheben nun Zeitungsmeldungen zu-
folge 85 polnifche Künftler, meift Angehörige
des Bundes „Mloda Sztuka“ aus nationalen,
namentlich aber auch aus künftlerifchen Gründen
energifchen Proteft. Der Entwurf diefes Denk-
males, das allen Problemen der modernen
Denkmalplaftik forgfältig aus dem Wege geht,
war in der Winterausftellung der Wiener Se-
zeffion zu fehen (vgl. Cicerone 1912, Heft 2,
S. 7-4); jeder einfichtige Kunftfreund wird dar-
nach auch vom rein künftlerifchen Standpunkt
aus den erwähnten Proteft billigen müffen.

WIEN In der 1753 erbauten Älferkaferne,
die gegenwärtig demoliert wird, befindet fich
eine Kapelle, die aus der Zeit Kaifer Leopolds II.
ftammt. Zeitungsmeldungen zufolge hat nun das
Stift Klofterneuburg diese Kapelle mit dem
gefamten künftlerifchen Inventar, unter dem fich
ein Schnißaltar, zwei kulturhiftorifch intereffante
Glocken u. a. m. befindet, in der Äbficht käuf-
lich erworben, fie hiftorifch getreu wieder auf-
zubauen.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE

INTERNATIONALER KUNST-
HISTORISCHER KONGRESS 1912

Der X. Internationale Kunfthiftorifche
Kongreß wird in diefem Jahre zum erften
Male in Italien und zwar in Rom vom 16.
bis 21. Oktober tagen. Die Vorbereitungen
find in vollem Gange. Die bedeutendften Ver-
treter des Faches in Italien haben ihre Teil-
nahme zugefagt und bereits hat auch Se. Ma-
jeftät der König das Protektorat übernommen.
An anziehenden Ausheilungen wird es nicht
fehlen. Fahrpreisermäßigungen und fonftige Ver-
günftigungen find den Teilnehmern am Kongreß
in Äusficht geftellt. Um den Verhandlungen eine
gewiffe Einheitlichkeit und einen inneren Zu-
fammenhang zu geben, hat man fich entfchloffen,
abgefehen von allgemeinen Fragen der Kunft-
wiffenfchaft, Themata in den Mittelpunkt zu
rücken, die die Beziehungen der italienifchen
Kunft zur Kunft der anderen Länder behandeln.
Dies möge bei der Anmeldung von Vorträgen
und Mitteilungen beobachtet werden. An der-
artigen Anmeldungen fehlt es jeßt fchon nicht,
namentlich aus Frankreich find fie zahlreich ein-
gelaufen. Es wäre dringend zu wünfchen, daß
auch die deutfche Kunftwiffenfchaft bei diefer
erften Tagung des Kongreffes in Italien ihrer
heutigen Stellung einigermaßen entfprechend
vertreten wäre. Mitteilungen und Vorträge find

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