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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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19. Heft
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

AUSSTELLUNGEN

DIE MOSTRÄ DUCCIÄNÄ Am 1. Sep-
tember ift in den Räumen der Sienefer Dom-
opera zur Feier der fechshundertjährigen Wieder-
kehr des Tages, an dem Duccios großes Altar-
werk in den Dom überführt wurde, eine Aus-
heilung von Werken diefes Meifters eröffnet
worden. Tatfächlich hat die feierliche Übertra-
gung vom Haufe der Mucialti vor Porta a Stallo-
reggi, wo Duccio feine Werkftätte befaß, hinauf
in den hochragenden Dom, fchon am 9. Juni
1311 ftattgefunden. Die pofthume Ehrung des
Künftlers hat fich alfo um mehr als ein Jahr
verzögert. Aber was bedeuten fünfzehn Monate
gegenüber den fechshundert Jahren, die ver-
gangen find, feit Duccios Maeftä der Welt ge-
fchenkt wurde! Leider find, wie bekannt, von
Duccios Lebenswerk nur Fragmente auf uns
gekommen, und nicht einmal alles, was noch
erhalten ift, kann hier vereint dem Studium
dargeboten werden. Sein großes Dombild hat
man, fo gut es möglich war, wieder zufammen-
gefeßt, wobei anftelle der im Berliner Kaifer
Friedrich-Mufeum, in der Sammlung Benfon
und in der National-Gallery in London befind-
lichen Tafeln Photographien treten mußten.

Im Eingangsfaal hat die vielumftrittene, von
Duccio übermalte Madonna des Guido da Siena
Aufftellung gefunden, während in den beiden
Hauptfälen außer dem großen Dombilde die
beiden Altarftücke Duccios aus der Akademie,
die frühe Madonna mit den drei Franzis-
kanermönchen, die 1906 erworbene Madonna aus
der Akademie, das Triptychon aus dem Ospedale
della Scala und das hübfche in Montepulciano
entdeckte Madonnenfragment neben anderen
Werken des Meifters hängen und Anfang, Blüte-
zeit und Ende feiner künftlerifchen Tätigkeit gut
illuftrieren.

Eine ftattliche Anzahl von Bildern aus Duccios
Schule, darunter das um 1330 entftandene Altar-
werk aus Chianciano, Werke von Segna di Bona-
ventura, Ugolino di Neri, Niccolo di Segna
und dem fogenannten Meifter der Madonna von
Crevole, der von einigen für Duccio felbft, von
anderen für den hauptfächlich in Perugia ver-
tretenen Meo da Siena gehalten wird, vervoll-
ftändigen die intereffante und fehenswerte Aus-
heilung, um deren Zuftandekommen und Arran-
gement fich vor allem der Infpektor der Kunft-
denkmäler Sienas, Dr. Giacomo de Nicola, ver-
dient gemacht hat. W. B.

BÄRMEN Der Kunftverein bringt jeßt in
der RUHMESHALLE die Barmer Sammlung
Reber zur Ausftellung, die ein neuer Beweis

für die hohe Bedeutung der rheinifchen Privat-
fammlungen ift. Auch diefer Sammler feßt fich
als erftes Ziel gute Qualität. Worauf er weiter
ausgeht, wird noch nicht recht klar. Die Samm-
lung zerfällt in zwei Teile. Die moderne Ab-
teilung ift ausfchließlich den großen Franzofen
gewidmet, von Corot bis Cezanne. Von letz-
terem ift ein Frühwerk bemerkenswert, eine
phantaftifche Szene, die, fonderbar breit und
kreidig gemalt, an Daumier erinnert. Dann
bleiben einem die vier leuchtenden Werke von
Monticelli in Erinnerung, das köftliche Paftell
der Madame L. von Manet, eine kleine, ftim-
mungsreiche Landfchaft von Rops. Von Gauguin
find zwei charakteriftifche Werke zu fehen, eines
aus der Bretagner, eines aus der Tahitaner Zeit,
von van Gogh ein Porträt eines Jungen mit
Müße, von dem auch ein Exemplar im Kölner
Sonderbund hängt. Ohne viel Zufammenhang
mit diefen Werken ift die Abteilung der alten
Meifter. Auch fehlt hier der einheitliche Cha-
rakter. Den Hauptanteil haben die Niederländer
des 17. Jahrhunderts, unter denen eine italienifche
Szenerie von Lingelbach durch die feine Er-
faffung des kühlen Morgenfonnenlichts auffällt.
Intereffant find ferner zwei burgundifche Pre-
dellenbildchen des 15. Jahrhunderts wegen ihrer
novelliftifchen Erzählungsweife der Sufannen-
und Efthergefchichte, am fchönften eine umbrifche
Anbetung, die fchon die Nähe Raffaels ahnen
läßt. K. F.

BERLIN SCHUCH UND CORINTH IN DER
GALERIE EDUARD SCHULTE. Der Salon
Schulte, der vor einigen Jahren Karl Schuch
dem Publikum, das er zu Lebzeiten ängftlich
gemieden hatte, zum erften Male nahezubringen
verfuchte, bietet jeßt eine Ausftellung von
50 Werken des Meifters, darunter mehr als die
Hälfte Landfchaften. Es ift hier im leßten Jahre
fo viel und fo eindringlich über Schuch und
fogar über diefe noch viel zu wenig bekannte
Seite der Betätigung des Mannes gefprochen
worden, den man einfeitig auf das Stilleben
befchränken zu dürfen glaubte, daß diesmal die
Verficherung genügen darf, man habe es hier
mit einer Ausftellung zu tun, die an Reichhaltig-
keit und, was noch viel mehr fagen will, auch
an Qualität dem Verwöhnteften genügen darf.
Das chronologifch geordnete Verzeichnis, dem
Hans Rofenhagen ein fachlich orientierendes,
liebevolles Vorwort gefchrieben hat, führt von
einem ganz frühen Stück über Arbeiten, die die
Einflüffe Leiblfcher und Trübnerfcher, aber auch
Courbetfcher Kunft (daneben freilich, fchon von
dem fißenden Mönch von 1871 an, ftets die be-
fondere fatte, reiche Schuchfche Farbe) zeigen,

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