Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0785
DOI issue:
19. Heft
DOI article:Rundschau - Sammlungen
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SAMMLUNGEN
fich äußert. Amerikanifche Freunde ftifteten ge-
meinfam: ein altbemaltes fienefifches Stuck-
relief der Maria mit dem Kinde aus der zweiten
Hälfte des 15, Jahrhunderts, deffen Marmorori-
ginal das Mufeum bereits befaß, ferner eine
ftattliche Bronzeftatuette des jungen David
von einem noch nicht beftimmbaren, wohl floren-
tinifchen Cinquecenliften. Der bekannte Montre-
aler Kunftfreund Sir William Horne fchenkte
eine fittenbildliche Kompofition des Lombarden
Magnafco, und Herr Ferdinand Herrmann in
New York ein männliches Bildnis, das als Dürers
Werk gilt, aber wahrfcheinlich von einem etwas
jüngeren von Dürer beeinflußten Künftler, viel-
leicht von dem Ulmer MartinSchaffner ftammt.
Eine Reihe intereffanter Stücke wurde von Kunft-
händlern gefchenkt, wobei meift Bode die Aus-
wahl überlaffen blieb. Arthur Sulley-London
fchenkte ein großes Bild von Albert Cuyp,
Jagdbeute, das im Motiv (Stilleben im Vorder-
gründe einer Winterlandfchaft) eine Seltenheit
für Cuyp ift, Julius Boehler-München eine Ent-
ladung der Hagar von Nicolaes Maes. Als
Gaben einiger italienifcher Kunfthändler kamen
in die Sammlungen: Niccolo dell’Arca, Ton-
relief einer Madonna, mit alten Farbreften (von
Prof. Elia Volpi), eine bemalte Statuette der
Maria mit dem Kinde, fienefifch (von Prof.
Luigi Graffi-Florenz), und ein altbemaltes Ma-
donnenrelief in Stuck von Domenico Roffelli
aus Pefaro (R. Langton Douglas). Befonders
wichtig pnddrei kleinere italienifcheStuckrelief s
des Quattrocento, nach füddeutfchen Vor-
bildern gearbeitet. Eine halbmeterhohe Bronze-
ftatuette der Maria mit dem Kinde, Bernini
naheftehend und vielleicht von Ercole Ferrata,
ftifteten Durlacher, Brof.-London. M. Jules Sambon
ein fpätromanifches Marmorkapitell aus Süd-
italien und Dr. Ludwig Pollak in Rom ein fehr
merkwürdigesDanaerelief altchriftlicher Kunft. Die
Geldftiftung, die dieFreundeBodesgemacht haben
und von der hier neulich fdion berichtet wurde,
ift dagegen für die Ausgeftaltung des „Deutfchen
Mufeums“ beftimmt, und foll bis zu deffen Ein-
weihung offen bleiben. In dem gleichen Hefte
der Amtlichen Berichte macht Max J. Friedländer
Mitteilungen über die Erwerbungen der Gemälde-
galerie aus der Sammlung Weber.
Das KUPFERSTICHKABINETT hat eine Anzahl
hervorragender graphifcher Arbeiten früher Fran-
zofen erworben: Von der älteften Generation
Arbeiten von Ingres, Prudhon, Gericault, Litho-
graphien zum Hamlet u. a. von Delacroix. Dann
folgen zwei Glasklifchees von Corot, Land-
fchaften Daubignys, eine Radierung von Diaz
und mehrere Blätter von Millet. Die Generation
der Impreffioniften vertreten Manet (Baudelaire-
Porträt), Piffaro und Sisley. Unter den Deut-
fchen ftehen Köppingfche Blätter obenan, da-
neben 5 neuerworbene Arbeiten von Slevogt.
Durch Schenkung kamen Stücke der Berliner
Jüngften ins Kabinett: Rud. Großmann, Hans
Meid, Wald. Rösler, Emil Pottner, PaulPaefchke
und Otto Müller. Endlich noch 19 Radierungen
von Willi Geiger. H. Fr.
DERSDEN Die Umgeftaltung der Königl,
Sammlungen, die bei der Königl. Gemälde-
galerie begann und dort, den vorhandenen
Mitteln entfprechend, Schritt für Schritt weiter-
geführt wird, hat jetzt auch bei der berühmten
Schatzkammer des Wettiner Fürftenhaufes, dem
Grünen Gewölbe, eingefetzt. Freilich kann
auch hier die Neugeftaltung nur fchrittweife ge-
fchehen, weil im Hinblick auf die Finanzen des
Landes die Mittel für den Ausbau diefes Teiles
der Königl. Sammlungen nicht mit einem Male
bereit geftellt werden konnten, fondern über
mehrere Finanzperioden verteilt werden mußten.
Durch die Verlegung des Königl. Münzkabinetts
nach dem Stallhofe ift für das Grüne Gewölbe
Raum gewonnen worden, der dazu benutzt
werden foll, die Kunftwerke vorteilhafter zu
plazieren. Der Direktor des Grünen Gewölbes,
Prof. Dr. Sponfel, hatte feinerzeit vorgefchlagen,
auch noch die Räume einer benachbarten Hof-
behörde für diefe Zwecke mit zu verwenden, doch
konnte damals diefem Vorfchlag nicht näherge-
treten werden; nun aber ift Ausficht vorhanden,
daß in ab fehbarer Zeit durch Verlegung der Kanzlei
jener Behörde eine weitere Vergrößerung der
Äusftellungsräume möglich wird, was für die
Wirkung der koftbaren Beftandteile der Samm-
lung natürlich von großem Werte ift. Vorläufig
erftreckt fich die Umgeftaltung der Sammlung
auf die beffere Belichtung der Räume durch
Entfernung der Fenftervergitterungen, auf die
Unterbringung zahlreicher Koftbarkeiten in Glas-
fchränken, die eine bequemere Betrachtung er-
möglichen als die frühere Form der Aus-
heilung auf Wandkonfolen ufw., und auf die
günftigere Plazierung von mehreren der großen
Prunkftücke. Die weiteren Erneuerungsarbeiten
werden zum Teil auch die Räume felbft angehen,
foweit nicht, wie dies z. B. in dem fogenannten
Pretiofenfaal mit feiner prachtvollen, aus dem
16. Jahrhundert ftammenden Stuckdecke der Fall
ift, die Erhaltung des bisherigen Raumfchmuckes
ein künftlerifches Gebot ift. wd.
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fich äußert. Amerikanifche Freunde ftifteten ge-
meinfam: ein altbemaltes fienefifches Stuck-
relief der Maria mit dem Kinde aus der zweiten
Hälfte des 15, Jahrhunderts, deffen Marmorori-
ginal das Mufeum bereits befaß, ferner eine
ftattliche Bronzeftatuette des jungen David
von einem noch nicht beftimmbaren, wohl floren-
tinifchen Cinquecenliften. Der bekannte Montre-
aler Kunftfreund Sir William Horne fchenkte
eine fittenbildliche Kompofition des Lombarden
Magnafco, und Herr Ferdinand Herrmann in
New York ein männliches Bildnis, das als Dürers
Werk gilt, aber wahrfcheinlich von einem etwas
jüngeren von Dürer beeinflußten Künftler, viel-
leicht von dem Ulmer MartinSchaffner ftammt.
Eine Reihe intereffanter Stücke wurde von Kunft-
händlern gefchenkt, wobei meift Bode die Aus-
wahl überlaffen blieb. Arthur Sulley-London
fchenkte ein großes Bild von Albert Cuyp,
Jagdbeute, das im Motiv (Stilleben im Vorder-
gründe einer Winterlandfchaft) eine Seltenheit
für Cuyp ift, Julius Boehler-München eine Ent-
ladung der Hagar von Nicolaes Maes. Als
Gaben einiger italienifcher Kunfthändler kamen
in die Sammlungen: Niccolo dell’Arca, Ton-
relief einer Madonna, mit alten Farbreften (von
Prof. Elia Volpi), eine bemalte Statuette der
Maria mit dem Kinde, fienefifch (von Prof.
Luigi Graffi-Florenz), und ein altbemaltes Ma-
donnenrelief in Stuck von Domenico Roffelli
aus Pefaro (R. Langton Douglas). Befonders
wichtig pnddrei kleinere italienifcheStuckrelief s
des Quattrocento, nach füddeutfchen Vor-
bildern gearbeitet. Eine halbmeterhohe Bronze-
ftatuette der Maria mit dem Kinde, Bernini
naheftehend und vielleicht von Ercole Ferrata,
ftifteten Durlacher, Brof.-London. M. Jules Sambon
ein fpätromanifches Marmorkapitell aus Süd-
italien und Dr. Ludwig Pollak in Rom ein fehr
merkwürdigesDanaerelief altchriftlicher Kunft. Die
Geldftiftung, die dieFreundeBodesgemacht haben
und von der hier neulich fdion berichtet wurde,
ift dagegen für die Ausgeftaltung des „Deutfchen
Mufeums“ beftimmt, und foll bis zu deffen Ein-
weihung offen bleiben. In dem gleichen Hefte
der Amtlichen Berichte macht Max J. Friedländer
Mitteilungen über die Erwerbungen der Gemälde-
galerie aus der Sammlung Weber.
Das KUPFERSTICHKABINETT hat eine Anzahl
hervorragender graphifcher Arbeiten früher Fran-
zofen erworben: Von der älteften Generation
Arbeiten von Ingres, Prudhon, Gericault, Litho-
graphien zum Hamlet u. a. von Delacroix. Dann
folgen zwei Glasklifchees von Corot, Land-
fchaften Daubignys, eine Radierung von Diaz
und mehrere Blätter von Millet. Die Generation
der Impreffioniften vertreten Manet (Baudelaire-
Porträt), Piffaro und Sisley. Unter den Deut-
fchen ftehen Köppingfche Blätter obenan, da-
neben 5 neuerworbene Arbeiten von Slevogt.
Durch Schenkung kamen Stücke der Berliner
Jüngften ins Kabinett: Rud. Großmann, Hans
Meid, Wald. Rösler, Emil Pottner, PaulPaefchke
und Otto Müller. Endlich noch 19 Radierungen
von Willi Geiger. H. Fr.
DERSDEN Die Umgeftaltung der Königl,
Sammlungen, die bei der Königl. Gemälde-
galerie begann und dort, den vorhandenen
Mitteln entfprechend, Schritt für Schritt weiter-
geführt wird, hat jetzt auch bei der berühmten
Schatzkammer des Wettiner Fürftenhaufes, dem
Grünen Gewölbe, eingefetzt. Freilich kann
auch hier die Neugeftaltung nur fchrittweife ge-
fchehen, weil im Hinblick auf die Finanzen des
Landes die Mittel für den Ausbau diefes Teiles
der Königl. Sammlungen nicht mit einem Male
bereit geftellt werden konnten, fondern über
mehrere Finanzperioden verteilt werden mußten.
Durch die Verlegung des Königl. Münzkabinetts
nach dem Stallhofe ift für das Grüne Gewölbe
Raum gewonnen worden, der dazu benutzt
werden foll, die Kunftwerke vorteilhafter zu
plazieren. Der Direktor des Grünen Gewölbes,
Prof. Dr. Sponfel, hatte feinerzeit vorgefchlagen,
auch noch die Räume einer benachbarten Hof-
behörde für diefe Zwecke mit zu verwenden, doch
konnte damals diefem Vorfchlag nicht näherge-
treten werden; nun aber ift Ausficht vorhanden,
daß in ab fehbarer Zeit durch Verlegung der Kanzlei
jener Behörde eine weitere Vergrößerung der
Äusftellungsräume möglich wird, was für die
Wirkung der koftbaren Beftandteile der Samm-
lung natürlich von großem Werte ift. Vorläufig
erftreckt fich die Umgeftaltung der Sammlung
auf die beffere Belichtung der Räume durch
Entfernung der Fenftervergitterungen, auf die
Unterbringung zahlreicher Koftbarkeiten in Glas-
fchränken, die eine bequemere Betrachtung er-
möglichen als die frühere Form der Aus-
heilung auf Wandkonfolen ufw., und auf die
günftigere Plazierung von mehreren der großen
Prunkftücke. Die weiteren Erneuerungsarbeiten
werden zum Teil auch die Räume felbft angehen,
foweit nicht, wie dies z. B. in dem fogenannten
Pretiofenfaal mit feiner prachtvollen, aus dem
16. Jahrhundert ftammenden Stuckdecke der Fall
ift, die Erhaltung des bisherigen Raumfchmuckes
ein künftlerifches Gebot ift. wd.
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