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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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21. Heft
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0880

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AUS DER SAMMLERWELT UND VOM KUNSTHANDEL

ÄUS DER SÄMMLERWELT
UND VOM KUNSTHÄNDEL

BERLIN Im Künftlerhaufe wurde dieNo-
vember-Ausftellung eröffnet, die den Titel „Ma-
rine“ trägt. Eine große Anzahl von hiefigen
und auswärtigen Künftlern haben fich beteiligt.
Mit größeren Kollektionen vertreten find Prof.
Hans Bohrdt und Profeffor Willy Stöwer.
Von Münchner Künftlern haben u. a. die Pro-
fefforen Hans v. Bartels und Hans v. Pe-
terfen Arbeiten gefandt.

LONDON Lord Harrington hat den Duveen
Bros, drei Familienporträts von der Hand Rey-
nolds verkauft. F.

MÜNCHEN Die in Paris, London und Berlin
fo koloffales Auffehen erregende Ausftellung der
Futuriften wird jeßt auch in München gezeigt
werden. Sie wird von der Redaktion der Ber-
liner Zeitfchrift „Der Sturm“ veranftaltet und
von Ende Oktober ab — vorausfichtlich nur auf
die Dauer von Tagen — in dem Oberlicht-

faal der Modernen Galerie, Thannhaufer,
München, bei aufgehobenem Abonnement ftatt-
finen. * *

Aus Privatbefiß kaufte die Galerie „Neue

Kunft“, Hans Golß, van Gogh, Kartoffeln,
und van Gogh Aquarell, Mäher Nuenen.

* *

*

Am 1. November haben hier in der Königin-
ftraße 44 die Herren Dr. Paul Ferdinand
Schmidt und Max Dießel den „Neuen Kunft-
falon“ eröffnet, der fich der Pßege der neuen
Kunft widmen will. Mit Gemälde, Graphik,
Skulptur, Kunftgewerbe [ollen hier jederzeit
folgende Künftler vertreten fein: Gauguin, Heckei,
Kirchner, Kokofchka, Lehmbruck, Matiffe, Pech-
ftein, Picaffo u. a. Außerdem veranftaltet derSalon
Ausheilungen von Künftlern der lebenden und
der vorangegangenen Generationen. Herr Dr.
P. F. Schmidt übernimmt auch Vertretungen und
Berichterftattungen auf auswärtigen Auktionen.

NEW-YORK In allen Blättern kündigen
jeßt die Kunfthändler an, daß fie [chäßebeladen
aus Europa zurückgekehrt feien und allerlei
geldbedürftigen Edelleuten bedeutende Bilder
abgekauft hätten. Mr. Louis Ralfton gar
fchildert in der New-Yorker Evening Mail feine
aufregende Flucht über die italienifche Grenze
mit mehreren Carabinieris dicht auf feinen Ferfen.
Er hatte von einem verarmten venezianifchen
Edelmanne ein Porträt Michelangelos von
der Hand Bugiardinos erftanden, und die ita-
lienifchen Behörden hatten Wind davon be-

kommen und paßten ihm auf. Aber wie fo oft
entging ihnen auch diefe Beute. Mr.Ralfton fpricht
dann noch von den folgenden Erwerbungen:
Raeburns „Mrs. Donald Rennie mit Sohn und
Tochter“; Lawrences „Miss Louifa Meredith“;
Allan Ramfays „Hon. Mary Lilian Scott“,
alle drei aus der Sammlung des Lord Polwarth
auf Mertoun Caftle in Roxburgfhire; ferner:
Gainsboroughs „ElifabethDundas“ undPeter
Lelys „John Wilmot, Earl of Rochefter“; fo-
dann von zwei Guardis aus Brügge, einem
Jakob Ruysdael aus Holland, einem El Greco
„Heiliger Sebaftian in Verzückung“ und einem
Ribera „St. Petrus“ aus Öfterreich, erfteres
Bild aus einer Kirche; außerdem von einem
Porträt der Tochter Louis XIV. als jungem Mäd-
chen mit einem Cupido von Largilliere im
Originalrahmen, das aus der Sammlung des
Grafen Ravene ftammt. Alles in allem hat Mr.
Ralftone, wie es heißt, 80 Gemälde mit herüber-
gebracht, und die Einkaufsfumme foll nicht we-
niger als eine Million Dollar betragen haben.

Mr. Th. Blakeslee hat u. a. von alten Mei-
ftern erftanden: Reynolds „Lady Stanhope“
aus der Charles Wertheimerkollektion; Bou-
chers „Eine Gruppe Amorini“ aus der Samm-
lung des verftorbenen Captain W. P. Warner
auf Langton Hall; Raeburns „Lady Seton“ und
„Lord Craig“; Hoppners „Mafter Paget“ u. a

Mr. J. Blakeslee hat van Dycks Porträt
der „Marchioness of Worcefter“, einft dem Herzog
von Neffelrode in Moskau gehörig, angekauft,
und zwar, wie es heißt, um $ 200 000; außer-
dem Raeburns „Miss Law“, die er auf einer
Auktion bei Chriftie erftand.

Mr. Pierpont Morgan hat die bekannte
Drachenvafe aus rotgeädertem Jaspis von Ben-
venuto Cellini, die einft dem verftorbenen Baron
de Rothfchild gehört hatte, durch die Vermitt-
lung von M. Seligmann-Paris um $ 200 000 er-
worben. Ferner hat er jeßt die einft für die
Du Barry beftimmt gewefene Serie der zehn
fogenannten „ Graffe-Fragonards “ in feinem
Wohnhaufe aufhängen laffen.

Mr. T. F. Ryan, fo berichtet die New-Yorker
Revue, will fich neben feinem Wohnhaus in der
5 Avenue, der Milliardärftraße, eine Bildergalerie
für $ 100 000 errichten laffen und das Sammeln
von Kunftfchäßen von jeßt ab in größerem Stil
betreiben.

Es heißt, daß in der Familie eines Dr. T. Ä.
Wallace ein großes Gemälde von Rubens
eigener Hand, eine Diana mit Jagdhund dar-
ftellend, aufgefunden worden fei. Ein weiterer
Fund in New-York ift ein F. de Herr er a, der
als „alte Leinwand“ für ein paar Cents verkauft
worden war. F.

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