Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

DOI Heft:
2. Heft
DOI Artikel:
Gesellschaften und Vereine
DOI Artikel:
Vermischtes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0100

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VERMISCHTES

Werke von Degas, Manet, Renoir, Lautrec,
Goya, David, Champaigne, Fragonard, Pouffin,
Millet u. a. Im ganzen befaß Rouart etwa
250 Gemälde und ebenfoviele Zeichnungen, Ra-
dierungen, Aquarelle und Paftelle. Über das
Schickfal der Sammlung ift bisher noch keine
Entfcheidung getroffen worden. O. G.

VERMISCHTES

NEUES VON ÄUGUSTE RODIN

Wie auch an diefer Stelle feinerzeit mitgeteilt
wurde, hat die franzöfifche Regierung vor Jahres-
frift das Hotel Biron käuflich erworben und
allen Mietern diefes ftaatlichen, alten Palais ge-
kündigt. Unter ihnen befindet fich auch Äugufte
Rodin. Es hat in vielen Kreifen ernanntes Be-
fremden erregt, daß der franzöfifche Staat feinen
größten Künftler im Älter von 71 Jahren aus
feinem Parifer Stadthaufe weift. In diefer Ent-
rüftung ift Judith Cladel, der klugen und be-
geiferten Freundin des Meifters, der Plan ge-
reift, einen Aufruf an die bedeutendften Geifter
Frankreichs und des Auslandes zu richten, zur
Erbauung eines „Musee Rodin“. Paul Boncour,
Änatole France, F. Gemier, Guftave Geffroy,
Andre Hailays, Gabriel Hanataux, Roger Max,
Camille Mauclair, Octave Mirbeau, Henri de
Regnier, Edmond Roftand, J. H. Rosny, Emile
Verhaeren, Adolphe Willette, J. Zuloaga u. a.
haben diefen Aufruf als erfte unterftüft; nach
ihnen haben fich fchnell einige hundert gemeldet,
die mit ihnen die Errichtung eines „Musee
Rodin“ befürworten. Auch einige Deutfche haben
gleichzeitig mit dem Unterzeichneten die Grün-
dung eines Mufeums zu unterftütjen verficht,
das alle Skulpturen, vor allem auch die vielen
hundert Entwürfe und Studien und Zeichnungen
des Meifters in fich vereinigt. Dem Mufeum
müßten auch die Sammlungen Rodins, allein etwa
300 Antiken und zahlreiche ägyptifche, roma-
nifche, gotifche, Renaiffance- und Barockfkulp-
turen einverleibt werden. Judith Cladel hat
ein fchönes Werk getan, als fie diefe Idee in
Fluß brachte. Rodin, der zurzeit fich einer ge-
radezu jugendlichen Frifche erfreut, hat foeben
eine Büfte Clemenceaus vollendet, die die argen-
tinifche Republik bei Rodin in einem Exemplar
für fich, in einem zweiten für den Staatsminifter
felbft beftellt hat. Das von Leidenfchaft durch-
glühte Haupt des kühnen Politikers ift in frap-
panter Ähnlichkeit von Rodin in Ton gebildet.
Aber mehr noch. Der Bildhauer hat den Typus
eines Rednerkopfes gefchaffen, der im Moment
leidenfchaftlicher Rede dargeftellt ift. Die Äugen
glühen, die Nafenflügel fibrieren, die Lippen
zittern, das Gehirn fcheint Gedanken zu fprühen.

Die Büfte ift eine der ftärkften, überzeugendften
Arbeiten des Meifters.

Zurzeit arbeitet Rodin an einer Büfte „La
France“, die das franzöfifch-amerikanifche Ko-
mitee auf Anregung Hanataux’s zur dreihundert-
jährigen Gedenkfeier des Erforfchers von Kanada,
Champlain ftiften will. Die Mittel dazu werden
durch öffentliche Subfkriptionen aufgetrieben.

Im Frühjahr wird Rodin mit der Ausführung
der Fresken für das neue Luxembourg-Mufeum
im Klofter Saint Sulpice beginnen, nachdem die
Regierung ihm endlich die erfte Anzahlung ge-
leiftet hat. Schon jeft bereitet Rodin Studien
zu diefem Werke vor, das den Michelangelo
unferer Zeit noch an feinem Lebensabend als
Maler kennen lehren wird. Mit den höchften
Erwartungen können wir der Vollendung diefer
Arbeiten entgegenfehen. In diefen Räumen foll
dann fpäter, wie Paris-Journal erfährt, das
Rodin-Mufeum feinen dauernden Plaß finden.

Otto Grautoff.

ZU TSCHUDIS GEDÄCHTNIS Nach

den „ Süddeutfchen Monatsheften“ foll Hugo
v. Tfchudi ein fehr würdiges Denkmal errichtet
werden: Um der Welt zu zeigen, was Tfchudi
für Deutfchland geleiftet hat, und um die Vor-
würfe zu entkräften, er hätte nur die preußifche
Menzelfammlung vergrößert und mit Staats-
geldern franzöfifche Bilder gekauft, foll fein Werk
in einer Publikation feft gelegt werden, das eine
Lifte und die Reproduktionen aller Ankäufe und
der vielen Gefchenke für die Nationalgalerie
und die Alte Pinakothek während der Dauer
feiner Verwaltung enthalten wird.

* *

*

Die bei der Beftattung Tfchudis am 27. No-
vember 1911 in Stuttgart gehaltenen Reden find
foeben als Brofchüre im Infel-Verlag erfchienen.

CÄVÄRZÄNO (Vernio) Ein wertvolles
Ciborium aus der Werkftätte der Robbia, das
in der Nähe des Hochaltars in eine Säule ein-
gemauert war, ift in der Nacht vom 3. zum
4. Januar losgebrochen und geraubt worden.

W. B.

IM.OLÄ Die Diebftähle in italienifchen Mufeen
mehren fich in beängftigender Weife. Im Museo
Civico hierfelbft find in der Nacht vom 7. zum
8. Januar über 250 goldene und filberne Me-
daillen und Münzen, der Sammlung Saverio
Fantini zugehörig, von Einbrechern entwendet
worden. W. B.

MÜNCHEN Der vierte der Vorträge über
moderne Kunft, die H. Thannhaufers Mo-

78
 
Annotationen