Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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2. Heft
DOI Artikel:Gesellschaften und Vereine
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GESELLSCHAFTEN UND VEREINE o PERSONALIEN
wohl bald die nötige Mitgliederzahl aufweifen
wird; es ift berufen, die meift ungeahnten Schäle,
die die Mappen der Kupferftichkabinette und
Kunftfammler bergen, der Kunftforfchung und
der Kunftliebe zu erfchließen. Für die Leitung
zeichnet verantwortlich Rudolf Schrey, Direk-
torialaffiftent am Städelfchen Kunftinftitut, den
Verlag übernahm die Kunfthandlung Ä. Voigt-
länder-Teßner, Frankfurt a. M., Roßmarkt 14 a,
die auf Verlangen bereitwilligft einen ausführ-
lichen, illuftrierten Profpekt überfendet und An-
meldungen entgegennimmt.
WIEN Am „dritten Gefellfchaftsabend
öfterreichifcher Kunftfreunde“ fprach Ex-
zellenz Graf Hans Wilczek über feine Neu-
erwerbungen für Burg Kreuzenftein. Ein
Teil diefer intereffanten Neuerwerbungen war
im Vortragsfaale ausgeftellt.
PERSONALIEN
NICOLÄ BREGLIÄ Am 10. Januar ift
in Neapel der Architekt Nicola Breglia im Alter
von 71 Jahren geftorben. Im Jahre 1860 ge-
wann Breglia den Preis des „Pensionato Artistico
Italiano“, 1867 fiegte er bei der Konkurrenz um
die neue Pefcheria in Neapel, 1870 errang er
[ich die goldene Medaille auf der römifchen Aus-
stellung, 1897 wurde er Direktor des „Ufficio
Regionale“ für die Erhaltung der Kunftdenk-
mäler Süditaliens. Von feinen wichtigften Ar-
beiten in Neapel feien erwähnt: Der Bahnhof,
die Faffade des Doms, die Vorhalle der Kirche
S. Vitale mit dem Grabdenkmal für Leopardi,
ferner außerhalb Neapels: Der Palaft des Prä-
fekten in Benevent, der Dom in Nola, das See-
hofpiz in Cafamicciola, die Villa Calcagno in
Torre del Greco, das Schloß Guerritore in Nocera,
die Villa Quaranta di San Severino in Portici
und der Palazzo De Bisogno in Rom. Breglia
war mehr als zehn Jahre lang Mitglied der
„Giunta Superiore di Belle Arti“ im Unterrichts-
minifterium. W. B.
BUDAPEST Hofrat v. Terey, Direktor der
Gemäldegalerie, wurde in Anbetracht der Ver-
diente, die er [ich in den letzten Jahren um die
kunfthiftorifchen Ausheilungen in Brügge, Ant-
werpen und Brüffel erworben hat, vom König
der Belgier das Kommandeurkreuz des Kronen-
ordens verliehen.
HEIDELBERG Karl Lohm eyer, der den
Lefern diefer Zeitfchrift wohl bekannt ift, wurde
ab 1. Januar als Nachfolger von Prof. Dr. R. Sil—
lieh zum Konfervator und Leiter der ftädtifchen
Sammlungen ernannt.
MADRID Im Alter von 67 Jahren verftarb
hier Aureliano de Beruete, der als Maler
und Kunftforfcher gleich bekannte und gefchäßte
Biograph des Velazquez. Als Maler gehörte
Beruete zu den beften Vertretern der fpanifchen
Moderne. Seine Landfchaften mit Motiven aus
der Umgebung von Toledo, Cuencaufw. zeichnen
fich durch einen wohltemporierten Impreffionis-
mus aus, der fich wundervoll mit dem Spezi-
fifchen des fpanifchen Bodens verbindet. Sein
kunfthiftorifches Lebenswerk dagegen ift der
Velazquez, der 1898 zum erftenmal in fran-
zöfifcher Ausgabe erfchien und vor zwei Jahren
in v. Logas Überfettung durch die Photogr. Ge-
fellfchaft in Berlin muftergültig aufgelegt wurde.
MÜNCHEN Der Prinzregent hat dem be-
kannten Sammler M. von Nemes, der fechs
Monate lang einige feiner beften Sachen der
Pinakothek zu einer Leihausftellung überlaffen
hatte, den Michelsorden III. Klaffe verliehen.
MÜNSTER i. W. Dr. Burkhard Meier,
bisher Volontär am Kaifer Friedrich-Mufeum in
Berlin wurde als wiffenfchaftlicher Hilfsarbeiter
an das Weftfäi. Landesmufeum berufen.
PARIS Henry Rouart f. Am 4. Januar ift
einer der vornehmften Sammler Frankreichs im
78. Lebensjahr nach langjähriger Krankheit ge-
ftorben. Alle Kunftfreunde, die ihre Studien
nach Paris führten, befuchten Rouart und wurden
von dem fchönen Greis mit den tiefblauen Augen
und der hohen, fteilen Stirn mit liebenswürdigfter
Gaftfreundfchaft an der Schwelle des ftolzen
Haufes in der rue Lislonne empfangen. Jeder
war ihm willkommen, der kam, um fich mit ihm
an feinen langfam zufammengetragenen Schüßen
zu freuen. Henri Rouart, der größere Bruder
feines vor zwei Jahren verftorbenen Bruders
Alexis, war einer der nächften Freunde Manets,
Renoirs, Piffarros und Degas. Eitle Parvenu-
allüren waren ihm fremd. Er zählte zu jenen
fchönen, franzöfifchen Charakteren, die aufge-
wachfen unter dem zweiten Kaiferreich, durch
eine reiche Bildung des Geiftes und des Herzens
fich eine innere Sicherheit des Gefchmacks er-
worben hatten. Rouart hatte ein direktes Ver-
hältnis zu der Kunft feiner Zeit, machte weder
den Umweg über die Literatur noch über den
der Mode dienenden Kunfthandel. Er kaufte
nur Bilder, die ihm gefielen. So fand er eines
Tages ein fpanifches Bild, das er mit 400 Francs
bezahlte. Die Malerei gefiel ihm. Der Name
— Greco — fagte ihm nichts. Von Corot,
Delacroix, Courbet, Daumier, Prudhon finden
[ich etwa 100 in diefer Sammlung; daneben
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wohl bald die nötige Mitgliederzahl aufweifen
wird; es ift berufen, die meift ungeahnten Schäle,
die die Mappen der Kupferftichkabinette und
Kunftfammler bergen, der Kunftforfchung und
der Kunftliebe zu erfchließen. Für die Leitung
zeichnet verantwortlich Rudolf Schrey, Direk-
torialaffiftent am Städelfchen Kunftinftitut, den
Verlag übernahm die Kunfthandlung Ä. Voigt-
länder-Teßner, Frankfurt a. M., Roßmarkt 14 a,
die auf Verlangen bereitwilligft einen ausführ-
lichen, illuftrierten Profpekt überfendet und An-
meldungen entgegennimmt.
WIEN Am „dritten Gefellfchaftsabend
öfterreichifcher Kunftfreunde“ fprach Ex-
zellenz Graf Hans Wilczek über feine Neu-
erwerbungen für Burg Kreuzenftein. Ein
Teil diefer intereffanten Neuerwerbungen war
im Vortragsfaale ausgeftellt.
PERSONALIEN
NICOLÄ BREGLIÄ Am 10. Januar ift
in Neapel der Architekt Nicola Breglia im Alter
von 71 Jahren geftorben. Im Jahre 1860 ge-
wann Breglia den Preis des „Pensionato Artistico
Italiano“, 1867 fiegte er bei der Konkurrenz um
die neue Pefcheria in Neapel, 1870 errang er
[ich die goldene Medaille auf der römifchen Aus-
stellung, 1897 wurde er Direktor des „Ufficio
Regionale“ für die Erhaltung der Kunftdenk-
mäler Süditaliens. Von feinen wichtigften Ar-
beiten in Neapel feien erwähnt: Der Bahnhof,
die Faffade des Doms, die Vorhalle der Kirche
S. Vitale mit dem Grabdenkmal für Leopardi,
ferner außerhalb Neapels: Der Palaft des Prä-
fekten in Benevent, der Dom in Nola, das See-
hofpiz in Cafamicciola, die Villa Calcagno in
Torre del Greco, das Schloß Guerritore in Nocera,
die Villa Quaranta di San Severino in Portici
und der Palazzo De Bisogno in Rom. Breglia
war mehr als zehn Jahre lang Mitglied der
„Giunta Superiore di Belle Arti“ im Unterrichts-
minifterium. W. B.
BUDAPEST Hofrat v. Terey, Direktor der
Gemäldegalerie, wurde in Anbetracht der Ver-
diente, die er [ich in den letzten Jahren um die
kunfthiftorifchen Ausheilungen in Brügge, Ant-
werpen und Brüffel erworben hat, vom König
der Belgier das Kommandeurkreuz des Kronen-
ordens verliehen.
HEIDELBERG Karl Lohm eyer, der den
Lefern diefer Zeitfchrift wohl bekannt ift, wurde
ab 1. Januar als Nachfolger von Prof. Dr. R. Sil—
lieh zum Konfervator und Leiter der ftädtifchen
Sammlungen ernannt.
MADRID Im Alter von 67 Jahren verftarb
hier Aureliano de Beruete, der als Maler
und Kunftforfcher gleich bekannte und gefchäßte
Biograph des Velazquez. Als Maler gehörte
Beruete zu den beften Vertretern der fpanifchen
Moderne. Seine Landfchaften mit Motiven aus
der Umgebung von Toledo, Cuencaufw. zeichnen
fich durch einen wohltemporierten Impreffionis-
mus aus, der fich wundervoll mit dem Spezi-
fifchen des fpanifchen Bodens verbindet. Sein
kunfthiftorifches Lebenswerk dagegen ift der
Velazquez, der 1898 zum erftenmal in fran-
zöfifcher Ausgabe erfchien und vor zwei Jahren
in v. Logas Überfettung durch die Photogr. Ge-
fellfchaft in Berlin muftergültig aufgelegt wurde.
MÜNCHEN Der Prinzregent hat dem be-
kannten Sammler M. von Nemes, der fechs
Monate lang einige feiner beften Sachen der
Pinakothek zu einer Leihausftellung überlaffen
hatte, den Michelsorden III. Klaffe verliehen.
MÜNSTER i. W. Dr. Burkhard Meier,
bisher Volontär am Kaifer Friedrich-Mufeum in
Berlin wurde als wiffenfchaftlicher Hilfsarbeiter
an das Weftfäi. Landesmufeum berufen.
PARIS Henry Rouart f. Am 4. Januar ift
einer der vornehmften Sammler Frankreichs im
78. Lebensjahr nach langjähriger Krankheit ge-
ftorben. Alle Kunftfreunde, die ihre Studien
nach Paris führten, befuchten Rouart und wurden
von dem fchönen Greis mit den tiefblauen Augen
und der hohen, fteilen Stirn mit liebenswürdigfter
Gaftfreundfchaft an der Schwelle des ftolzen
Haufes in der rue Lislonne empfangen. Jeder
war ihm willkommen, der kam, um fich mit ihm
an feinen langfam zufammengetragenen Schüßen
zu freuen. Henri Rouart, der größere Bruder
feines vor zwei Jahren verftorbenen Bruders
Alexis, war einer der nächften Freunde Manets,
Renoirs, Piffarros und Degas. Eitle Parvenu-
allüren waren ihm fremd. Er zählte zu jenen
fchönen, franzöfifchen Charakteren, die aufge-
wachfen unter dem zweiten Kaiferreich, durch
eine reiche Bildung des Geiftes und des Herzens
fich eine innere Sicherheit des Gefchmacks er-
worben hatten. Rouart hatte ein direktes Ver-
hältnis zu der Kunft feiner Zeit, machte weder
den Umweg über die Literatur noch über den
der Mode dienenden Kunfthandel. Er kaufte
nur Bilder, die ihm gefielen. So fand er eines
Tages ein fpanifches Bild, das er mit 400 Francs
bezahlte. Die Malerei gefiel ihm. Der Name
— Greco — fagte ihm nichts. Von Corot,
Delacroix, Courbet, Daumier, Prudhon finden
[ich etwa 100 in diefer Sammlung; daneben
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