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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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8. Heft
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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0348

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PERSONALIEN o VERMISCHTES

gruppen gleichberechtigt nebeneinander. Der
Bund zählt gegenwärtig etwa 35 Mitglieder;
weitere Mitglieder werden je nach ihren Lei-
tungen ernannt. Zur Durchführung befonderer
künftlerifcher Veranftaltungen ernennt der (auf
die Dauer von 5 Jahren gewählte) Präfident je-
weils ein Äktionskomitee. Zum erften Bundes-
präfidenten dürfte vorausfichtlich Guftav Klimt
gewählt werden. K. R.

PERSONALIEN

BERLIN Äls Nachfolger des nach Halle über-
fiedelnden Prof. Wilhelm Waeßoldt wurde Dr.
Johannes Sievers, der verdiente Mitarbeiter
diefer Zeitfchrift, als Hilfsarbeiter in das Kultus-
minifterium berufen. Sievers war zuletzt im
Kupferftichkabinett tätig.

KARLSRUHE Der Privatdozent an der
Technifchen Hochfchule in Hachen, Dr. H. E.
Brinckmann, erhielt einen Ruf als Nachfolger
von Prof. Marc Rofenberg an die hiefigeTech-
nifche Hochfchule.

PRÄG Äls Nachfolger H. Ä. Schmids an der
hiefigen Univerfität wurde primo loco Dr. Her-
mann Egger, Profeffor der Kunftgefchichte und
Vorftand des Kunfthiftorifchen Inftituts an der
Univerfität Graz, berufen.

ROM Zum Direktor der Florentiner Uffizien
ift Dr. G. Poggi und zum Direktor des Museo
S. Martino in Neapel Dr. M. Morelli ernannt
worden.

Ferner hat die Regierung zu Honorarinfpek-
toren für Bivona (Provinz Girgenti) Sgn. Mar-
ciante Domenico und für Sciacca (Provinz
Girgenti) den Sgn. de Stefani Ficcani er-
nannt. * *

*

Mit Königl. Dekret find zu Mitgliedern des
Consiglio superiore di antichitä e belle arti, und
zwar der dritten Sektion (moderne Kunft), er-
nannt worden: Ettore Ferrari, Leonardo
Biftolfi und Ächille Orfi (diefe drei Bild-
hauer), Marco Calderini und G.H.Sartorio
(Maler), G. Moretti (Ärchitekt) und Ä. Fra-
deletto (Deputierter). Ferner als Erfaßmänner:
P. Fragiacomo (Maler) und M. Manfredi
(Ärchitekt). L. P.

□ □ □

VERMISCHTES

EIN NEUER ERKLÄRUNGSVER-
SUCH DER SOGENANNTEN „IR-
DISCHEN UND HIMMLISCHEN
LIEBE“ TIZIANS In der lebten italienifchen
Sitzung des Florentiner Kunfthiftorifchen Inftitutes
brachte Prof. Guido Battelli eine intereffante
neue Erklärung der „Irdifchen und himmlifchen
Liebe“ Tizians zur Kenntnis. Battelli berief fich
dabei auf einen Brief Pietro Äretinos an den
Veronefer Patrizier Ägoftino Brenzone. In diefem
Briefe gibt Äretino feinem Bedauern Äusdruck,
an einem Äusfluge des Herzogs Guidobaldo von
Urbino nach der Villa Brenzones in S. Vigilio
am Gardafee nicht teilgenommen zu haben, und
ergeht fich unter Erwähnung des Castello di
Garda, der Riviera von Salö, einer Hafenjagd,
einer Kaninchenhecke und einer wundertätigen
Quelle, welche die Frauen der Gegend aufzu-
fuchen pflegten, um Kinderfegen zu erlangen, in
einer begeifterten Schilderung der landfchaftlichen
Reize des Sees und feiner Ufer, deren nimmer
welkenden Blütenfchmuck er preift. Mit be-
fonderer Ausführlichkeit verweilt Äretino bei
der Erzählung von dem Liebesbrunnen, deffen
Waffer die Frauen mit dem Safte der in der
Nähe wachfenden füßen Zitronen zu mifchen
pflegten.

Diefe feffelnde Schilderung Äretinos ftimmt in
ihren Einzelheiten merkwürdig mit dem Bilde
Tizians überein, ja, in den Worten fcheinen fo-
gar unmittelbare Reminiszenzen an das Gemälde
anzuklingen. Jedenfalls finden fich alle von
Äretino befchriebenen Einzelheiten in dem Bilde
wieder: Die Landfchaft mit ihrem üppigen Pflan-
zenwuchs, mit den in zarten Duft gehüllten
Bergen und mit dem fernen Wafferfpiegel des
Gardafees. Der Boden ift mit Veilchen überfät
und immergrüne Bäume ftrecken ihre Wipfel in
die klare Luft. Äuf dem Bergabhang fehen wir
die Kaninchenhecke, während in der Ebene Jäger
die Hafen verfolgen. Das Liebespaar, das fich
im Grafe zärtlich umarmt, erinnert uns daran,
daß wir uns im Reiche der Frau Venus befinden.
Die Göttin felbft ift erfchienen, begleitet von
Cupido, der mit den Händchen im Waffer fpielt
und wohl die Zitronenblüten hineintaucht, um
der Quelle den bitteren Gefchmack zu nehmen.
Eine blühende junge Frau laufcht den Über-
redungen der Liebesgöttin. Das Gemälde ver-
finnbildlicht nach Änficht Battellis die Liebe an
den Quellen des Lebens.

Der Brief Äretinos ftammt aus dem Jahre 1540.
Das Gemälde Tizians entftand fpäteftens 1516.
Äretino müßte alfo die Einzelheiten des Bildes

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