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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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4. Heft
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Belgisches Steinzeug
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Ausstellungen
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7. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0171

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AUSSTELLUNGEN

den jungen Deutfchen niemand, der fo direkt
wie er von Matiffe felber herkommt. Aber
Matiffe hat ihm nur den Sinn für das Wefen
und die Kraft der primitiven Linie gegeben;
ganz felbftändig ift fein heiteres und vielfeitiges
Farbenempfinden, das weniger grell und mit
mehr fpezififchem Gefchmack durchfeist ift als
bei Pediftein oder Nolde. Dazu befißt er einen
entwickelten Sinn für das Räumliche und eine
reiche Phantafie in der Richtung, die etwa Fei-
ninger und Pascin bezeichnen.

Der Kunftgewerbeverein ftellte neben anderem
Glasbilder aus den Heinersdorfffchen Werk-
ftätten, überfeeifche Flechtarbeiten (Wander-
ausftellung des Deutfchen Mufeums in Hagen)
und bemalte Käften von Schmidt - Rottluff
aus. Diefe vom Künftler felbft bemalten und ge-
fchnißten Käften zeigten das gleiche Prinzip pri-
mitiver, ftark dekorativer Farbenverteilung wie
feine Gemälde. P. F. S.

MÜNCHEN In BRAKLS MODERNER
KUNSTHANDLUNG weift Chriftian Lan-
denberger eine Kollektion vor, die in der
Hauptfache Arbeiten aus den lebten Jahren des
Künftlers, dazu aber auch ein paar aus feinen
Anfängen bringt. Landenberger, der heute in
Stuttgart als Profeffor tätig ift, fteht der Mün-
chener Schule [ehr nahe und ift zweifellos eine
der fympathifchften Erfcheinungen des füd-
deutfchen Impreffionismus. Seine Spezialität
liegt in der Wiedergabe zartefter und fubtilfter
Tonwerte, namentlich im Karnat; aber auch
der allgemeine koloriftifche Sinn des Malers ift
ein lebendiger und harmonifcher. Zu den beften
Leiftungen des Künftlers zählen verfchiedene
Akte badender Knaben, auch in der Äusftellung
bei Brakl fchießen die beiden Stücke „Knaben-
akt“ und „Studie zu badenden Jungen“, ihrer
famofen malerifchen Behandlung wegen, den
Vogel ab. Aus der Frühzeit fällt das tonig gar
feine Bild „Großmutter“ auf.

* *

*

GALERIE HEINEMANN. Des Engländers Tom
Mostyn Kollektion ärgert einen troß oder ge-
rade wegen des ftarken Könnens, das fich in
ihr offenbart, mehr, als daß fie Genuß be-
reitet. Da fchwelgt wieder einer in hunderterlei
Reizen der Vergangenheit, ja geht in feinem Ver-
gnügen daran fo weit, felbft die Kriftallifation
der Farbe, die fonft nur die Zeit beforgt, zu
imitieren, ignoriert aber dabei völlig alle Pro-
bleme, die die Gegenwart dem Künftler zur
Pflicht macht. Erinnerungen an Turner, Monti-
celli, Böcklin und viele andere werden wach, es
fehlt nicht an Phantafie, Gefchmack und prun-

kendem Farbenfpiel, aber man wird von diefen
Gemälden doch eher an fchöne Theaterdeko-
rationen als an Werke reineren künftlerifchen
Gepräges gemahnt. Troßdem intereffiert manch
eine der Schöpfungen nicht wenig: fo das Bild
„Gottesdienft“, das voll fchwerer, reicher Stim-
mung ift, dann „Der Verräter“, eine dramatifch
geftaltete Kompofition, die „Verbannten“, ein
Stück von ausgezeichnetem Kolorismus und der
fehr luftig geftaltete „Liebesfrühling“. M. K. R.

NEW-YORK Bei Meffrs. Knoedler waren
kürzlich 50 Gemälde von alten Meiftern aus
amerikanifchem Befiß zu fehen (die Äusftellung
fand zugunften des Artifts’ Fund ftatt), die dar-
taten, was Amerika in wenigen Jahren an Kunft-
fchäßen erworben hat. Viele waren hier erftmals
öffentlich ausgeftellt. Von den Bildern feien an-
geführt: der berühmte, vor kurzem noch in
London gefehene, jeßt dem Mr. Frick gehörende
„Fragavelasquez“, das Porträt Philips IV.; ein
„Kavalier“ von Murillo; der junge Rabbiner mit
fchwarzer Kappe aus der Kannkollektion und
das Porträt eines älteren Mannes in einem Arm-
ftuhl von Rembrandt; ein Frauenporträt von
Frans Hals; van Dycks „Gräfin Leccari“ aus
feiner Genuefer Zeit; Vermeer van Delfts „Sol-
daten und lachendes Mädchen“ und „Frau, Gold
abwägend“, die noch vor kurzem bei Meffrs.
Colnaghi in London ausgeftellt war; Gerard
Terborgs „Porträt der Margaretha van Haex-
berger“; eine Landfchaft von Hobbema; van
Oftades „Halt bei einem Wirtshaus“; eine Fluß-
landfchaft von A. Cuyp; Jan van de Cappelles
„Hafen von Ämfterdam“. Die altenglifche Schule
ift durch bedeutende Werke Reynolds, Gains-
boroughs, Raeburns, Romneys, Hoppners, Law-
rences, durch drei Landfchaften Conftables, meh-
rere Turners, John Crome u. a. glänzend ver-
treten. Alle diefe Werke waren einft durch die
Hand der Firma Knoedler gegangen und waren
für die Riefenfumme von vier Millionen Dollars
verfichert.

Bei Meffrs. J. & S. Goldfchmidt find jeßt die
Schweizer Glasmalereien zu fehen, die einft
dem Lord Sudelay of Toddington Castle in der
Graffchaft Gloucefter gehörten. Der verftorbene
Lord Sudelay hatte die Glasmalereien felber
im erften Drittel des 19. Jahrh. noch um eine
Bagatelle erworben. Kürzlich kamen fie in
München unter den Hammer und brachten fehr
hohe Preife.

PÄRIS Die Galerie D’ART DECORÄTIF ver-
einigte in den Räumen der Durand-Ruelfchen
Galerie das Radierwerk Frank Brangwyns.
Die zahlreichen Darftellungen von Städten und

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