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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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21. Heft
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Fortlage, Arnold: Kunst des 19. Jahrhunderts in Kölner Privatbesitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0841

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KUNST DES 19. JAHRHUNDERTS IN KÖL-
NER PRIVÄTBESITZ Von ARNOLD FORTLAGE-Köln

Mit 12 Abbildungen

Wie fich die Bevölkerung einer großen Stadt mit dem Kunftwollen und -fchaffen
einer Epoche auseinandergefet^t hat, das zeigen in einem Querfchnitt die Aus-
heilungen aus Privatbefi^, die neuerdings an verfchiedenen Orten arrangiert wurden.
Die vorjährige Veranftaltung, die unter dem Titel „Kunft unfrer Zeit“ im Kölnifchen
Kunftverein vorgeführt wurde, war ein Bluff, infofern, als man erftaunt fein durfte,
daß innerhalb der lebten dreißig Jahre im „alten“ Köln foviel moderne und modernfte
Kunft hatte zufammengebracht werden können. In der heurigen Ausftellung, die die
Kunft des ganzen 19. Jahrhunderts vorführt, und die wiederum dem Mufeumsdirektor
Hagelftange zu verdanken ift, fieht es ruhiger aus: alte Kunft, hiftorifche, indifkutable
Werte, geficherte äfthetifche Prinzipien. Kein Wunder, daß hier (wie überall im Rhein-
land) die Düffeldorfer Malerfchule ftark und gut vertreten ift; beklagenswert, daß die
Note Spißweg oder auch Schwind und Rethel ganz fehlt; viel fchlimmer freilich noch,
daß die glänzende Entwicklung des franzöfifchen Impreffionismus fchier ohne Spuren
an Köln vorübergegangen ift. Recht ausgiebig ift hingegen die Schule von Barbizon
vertreten; fodann einzelne präpon-
derierende Erfcheinungen, wie Böck-
lin, Feuerbach, Leibi und Thoma
mit guten Einzelftücken. Eine vor-
nehm-ruhige Ätmofphäre, gefättigt
von abgeklärtem Können, weht
durch die ganze Ausftellung mit
ihren anderthalb Hundert Werken.

Die klaffifche (und darum uns
oft beinahe etwas langweilige) Schule
der heroifchromantifchen Landfchaft
ift nicht gerade durch überzeugende,
überwältigende Proben vertreten,
aber immerhin mit gut andeuten-
den Arbeiten. Der ältefte diefer
Maler, J. A. Koch, mit zwei Bil-
dern, deren beftes (Landfchaft mit
Kirche) durch die Monotonie der
Linienführung und des grauen
Farbtons die gewollte Stimmung
auslöft. K. Rottmann mit ein paar
kleinen Landfchaften — in Öl oder
Aquarell (die unentbehrliche Ruine
fehlt nie); kunfthiftorifch intereffanter
ift wohl die Kreidezeichnung, Studie
zu dem Gemälde „Marathon“ in
der Münchener Pinakothek. J. A.

Schirmer, durch feine ausgedehnte
Lehrtätigkeit der erfolgreichfte An-
reger und Befruchter manches Spä“ Abb. 1. NARZISSO DIAZ DE LÄ PENA, Venus und Amor

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Der Cicerone, IV. Jahrg., 21. Heft. 60
 
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