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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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8. Heft
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Rohe, Maximilian Karl: Eine Miniaturen-Ausstellung im Münchener Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0330

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EINE MINIÄTUREN-ÄUSSTELLUNG IM

MÜNCHENER KUNSTVEREIN 1 Von M. K. ROHE

Mit 6 Abbildungen

Der Aufruf zur Befchickung einer Miniaturen-Äusftellung, den der Kunftverein in
Gemeinfchaft mit dem Bayerifchen Mufeumsverein, Mitte Januar diefes Jahres er-
ließ, hat unerwarteten Erfolg gefunden. Nicht weniger als 3000 Miniaturen waren
eingelaufen, und man kann fich vorftellen, daß die 700, die fchließlich davon zur Aus-
heilung angenommen wurden, eine Auslefe fehr hoher Qualität darftellten. Der
Münchener Boden hat hier wieder einmal eine erftaunliche Ergiebigkeit erwiefen; von
wenigen Ausnahmen abgefehen, hat er die Fülle des Materials ganz allein geliefert
und eine Schau ermöglicht, die nicht bloß lokalem Intereffe zu dienen vermag, fondern
als ein kunftgefchichtliches Ereignis von allgemeiner und hoher Bedeutung anzufehen
ift. Verdient gemacht haben fich um die Veranftaltung befonders die Herren Dr. Buch-
heit und Maler C. Jeannerat, beide ausgezeichnete Kenner auf dem Gebiete der
Miniatur, die fich nicht nur bereitwilligft der mühevollen Aufgabe unterzogen, den ge-
waltigen Stoff zu fichten, fondern die mit ihrer hiftorifchen Anordnung der Ausftellungs-
objekte auch ein Novum innerhalb der Miniaturen-Ausftellungen fchufen. Denn bei
den wenigen Ausheilungen, die der Miniatur bisher überhaupt gewidmet waren, ift
immer an dem Prinzip der Zufammenordnung nach dem Befiß der einzelnen Sammler
feftgehalten worden, was dem forfchenden Betrachter die größten Schwierigkeiten ent-
gegenftellte. In München dagegen vermochte man, dank dem Entgegenkommen der
Befißer, eine klare Überficht in chronologifcher Folge zu fchaffen.

Gruppiert war nach folgender Einteilung: In dem großen weftlichen Saal reihten
fich die deutfchen und öfterreichifchen Schulen auf, in dem anfchließenden Durchgangs-
raum waren Italien, Frankreich, England und die nordifchen Reiche durch bedeutende
und charakteriftifche Kollektionen vertreten.

Das wefentlichfte Moment der Mufterung war vor allem in einer erftmaligen um-
faffenderen Zufammenftellung der Münchener Miniaturmalerei zu fehen. Ein ziemlich

lückenlofes Bild ihres Werdeganges konnte aufgerollt
und die Kunftgefchichte mit völlig neuen Werten be-
dacht werden. So korrigierte, um nur ein Beifpiel
namhaft zu machen, die Ausheilung nicht unwefent-
lich das Urteil über Jofef Kaltner, einen Münchener
Miniaturenmaler des 18. Jahrhunderts, der bisher viel
zu wenig gewürdigt worden ift; auch in die um-
faffende Tätigkeit des Caspar Kloß, der beiden
Heigel und der Hofmalerin Franziska Schöpfer ge-
währte fie ganz andere und auffchlußreichere Ein-
blicke, als man fie bisher gewinnen konnte.

Jofef Werner, ein Schüler Merians in Frankfurt,
um 1660 in München tätig, begann die Vertretung
von Münchens Miniatur mit einem allegorifierenden
Reiterbildnis des bagerifchen Kurfürften Ferdinand 1

1 Der Bericht kann wegen Platzmangels erft nach Schluß
der kurz bemeffenen Äusftellung erfcheinen, wird aber troß-
dem willkommen fein. Die Red.

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JOSEPH KÄLTNER, Unbekannter
Georgiritter

Befit$er: Graf von Lerchenfeld-Köfering
 
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