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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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PERSONALIEN ° VERMISCHTES

ftrittenen Sammlung chinefifcher Gemälde, vorher
fchon der der bedeutfamen Änderfonkollektion
japanifcher und chinefifcher Blätter, ferner der
jeßt gerade ausgeftellten Temperafkizzen Tinto-
rettos und zahlreicher anderer Werke. Sir Sidney
Colvin hat gewußt, fich mit einem Stab der
tüditigften Mitarbeiter zu umgeben, von denen
nun Mr. Campbell Dodgfon fein Nachfolger ge-
worden ift. Daß man einen Mann wie Colvin,
der fich noch arbeitskräftig und vor allem arbeits-
freudig fühlt, einfach ziehen läßt, nur weil er
65 Jahre alt geworden ift, und man aus wer
weiß was für theoretifchen Gründen eine Alters-
grenze eingefeßt hat, ift eigentlich erftaunlich.
Colvin will aber nun feine frei gewordene Energie
teilweife zur Hbfaffung literarifcher Werke, teil-
weife im Wirken für den National Ärt Collections
Fund und den National Truft for Places of Na-
tural Beauty and Historie Interest verwenden.
Beide können einen folchen unermüdlichen, er-
fahrenen und kenntnisreichen Ärbeiter fehr wohl
gebrauchen. Claude Phillips fchlägt auch vor,
daß man Männer wie Colvin zu Truftees der
National Gallery machen follte, ftatt meift nur
hohe Äriftokraten und Geldmänner mit diefem
Ehrenamt zu betrauen. Wird man auf diefe
Stimme eines auch erft vor einiger Zeit aus
dem gleichen Grunde verabfehiedeten Fach-
mannes hören? * * F.

*

In Wiesbaden, wo er fich erholen wollte,
ftarb foeben Sir Lawrence Älma Tadema
im Älter von 76 Jahren, mit dem zwar kein
großer Künftler, aber doch einer der popu-
lärften Meifter des vergangenen Jahrhunderts
dahingegangen ift. Durch unzählige Reproduk-
tionen findTademas platte aber elegante Bilder,
die das alte Rom verherrlichen, bekannt ge-
worden, und die Darftellungen feiner blonden
Märchenprinzeffinnen, feiner träumenden Frauen,
die dem Dichter Lorbeer ftreuen und ähnliche
Geftalten, haben mehr verderblich als erhebend
auf die künftlerifche Bildung Europas gewirkt.
Troßdem wird Tadema in der Kunftgefchichte
beftehen bleiben, weil er, der geborene Holländer,
wie die Perfonißkation des englifchen Empßndens
anmutet, das im Präraffaelismus fich ähnlich ober-
flächlich ein Symbol gefchaffen hat. Ein guter
Zeichner — aber nicht mehr! So etwa dürfte
nach hundert Jahren das Sdilußrefultat eines
derzeitigen Kritikers lauten, der fich einmal in
die Gehege diefes Künftlerfchaffens verirren
wird. B.

PRÄG Hier ftarb der bekannte tfchechifche
Maler und Äkademieprofeffor Hans Sch waiger
im 62. Lebensjahre. Sein riefiges Hiftorienbild

„Die Wiedertäufer“ hat feinerzeit viel Äuffehen
erregt; von feinen andern Arbeiten feien noch
die Gemälde im Schlöffe des Deutfchen Ritter-
ordens inTefchen und auf der Burg Kreußenftein
fowie die Illuftrationen zu Hauffs „Phantafien
im Bremer Ratskeller“ erwähnt.

WIEN Oberbaurat Profeffor Otto Wagner,
der vor kurzem feinen 70. Geburtstag gefeiert
hat, wird zu Ende diefes Jahres fein Lehramt
an der Spezialfchule für Architektur der k. k.
Akademie der bildenden Künfte niederlegen.
Zeitungsnachrichten zufolge werden derzeit be-
reits vier verfchiedene Perfönlichkeiten als feine
Nachfolger namhaft gemacht.

* *

*

In München ftarb vor kurzem der Maler Hugo
B aar, ein gebürtiger Deutfch-Mährer. Der junge
Künftler, der nur 38 Jahre alt geworden ift, zählte
zu den tüditigften Landfehaftern des Wiener
Hagenbundes; mit befonderer Vorliebe geftaltete
er Motive feiner mährifchen Heimat. Werke
feiner Hand beßnden fich u. a. in der Wiener
Staatsgalerie und im Mährifchen Landesmufeum.

* *

*

Hier ftarb durch Selbftmord der Maler und
Radierer Friß Pontini. Der junge Künftler,
der fich namentlich als Radierer verdienter Be-
liebtheit erfreute, zählte zu den bekannteften
Mitgliedern der „Künftlergenoffenfchaft“. In den
leßten Jahren beteiligte er fich faft an allen
Ausheilungen im Künftlerhaufe; auch die leßte
(37.) Jahresausftellung hatte er mit mehreren
Arbeiten befchickt. Das graphifche Oeuvre des
Künftlers ift am vollftändigften in der Kupfer-
ftichfammlung der Wiener Hofbibliothek ver-
treten. K. R.

VERMISCHTES

DER HUGO VÄN DER GOES VON
MONTFORTE Gegenüber den verfchiede-
nen Preßftimmen, die in jüngfter Zeit über den
Ankauf des berühmten Bildes von feiten des
Berliner Mufeums und über die fpeziell in Spa-
nien mit einer gewiffen Erregtheit geführten
Debatten laut geworden find, fei an diefer Stelle
nur kurz feftgeftellt, daß an der Rechtsgültigkeit
des Kaufes gar kein Zweifel beftehen kann, und
daß Spanien wohl oder übel endgültig die
Herausgabe des Bildes befchließen muß. Mit
einer gewiffen Ironie empfindet man vor allem
den patriotifchen Dünkel gegenüber einem Werke,
das feinerzeit von dem Herzog von Alba als
Kriegsbeute aus den Niederlanden entführt wurde

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