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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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19. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0790

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DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE ° GESELLSCHAFTEN

Verzeichnis aufgenommen hat; diefe Rrbeit orien-
tiert über die Gemälde und ihre Vorftufen, über
die dekorativen und kunftgewerblichen Arbeiten,
die in auf fchlußreicher Auswahl ebenfalls zur Aus-
heilung kommen; ferner aber auch über das ge-
famte graphifche Werk Weltis, das eine wiffen-
fchaftlich zuverläffige Darftellung gefunden hat,
die allein fchon den größten Refpekt von der
unermüdlichen Arbeitsfreude, dem künftlerifchen
Ernft Weltis wecken müßte. Der Katalog, der
in fachlicher Weife Weltis Lebenswerk um-
fchreibt, ift einer der bleibenden Gewinne diefer
Ausftellung, die ihre Veranftalter nicht weniger
ehrt als den Künftler, dem fie gilt. Für die Er-
kenntnis eines Hauptvertreters moderner Schwei-
zerkunft wird die Zürcher Ausftellung fo wichtig
fein, wie die Koller- und Böcklin-Gedächtnis-
ausftellungen, mit denen früher Zürich und Bafel
ihre großen Bürger ehrten. J. C.

DENKMALPFLEGE

S. DOMENICO DI FIESOLE Unter Lei-
tung des Architekten Prof. Giufeppc Caftel lucci
von der Florentiner Sopraintendenza und auf
Veranlaffung des Padre Ferretti find in der
Kirche S. Domenico di Fiefole fchon feit längerer
Zeit Wiederherftellungsarbeiten im Gange, die
fich jeßt ihrem Abfchluffe nähern. Die großen
Fresken an der Decke und an der Wand über
dem Hauptaltar, die den Triumph des heiligen
Ordensftifters und die Verehrung des Rofen-
kranzes darftellen, wertvolle Arbeiten des Jahres
1705, find forgfältig gereinigt worden. In der
erften Kapelle rechts vom Eingang ift über dem
Altar jeßt das durch Padre Ferretti im Mufeo
di S. Apollonia wieder aufgefundene Tafelbild
des Gekreuzigten mit der Madonna und Hiero-
nymus zu fehen, das 1789 durch den Bifchof
von Fiefole, Ranieri Mancini, entfernt wurde und
feither als verfchollen galt. Die reichgefchnißten
und mit Intarfien verzierten Geftühle des Presby-
teriums find ausgebeffert und über dem Altar
der Kapelle Guadagni prangt feit kurzem eine
von Profeffor Cepparelli angefertigte gute Kopie
von Peruginos thronender Madonna mit zwei
Heiligen, deren Original feit 1789 die Uffizien
bewahren, ein Gefchenk von Maria-Anna von
Liphart-Lanfranchini. Der elegante Porticus von
1635, ein Werk Matteo Nigettis, war infolge
der befonderen Befchaffenheit des an der Ober-
fläche eines Steinbruches gewonnenen Materials
in gefahrdrohender Weife verwittert, und ift
durch Caftellucci gründlich wiederhergeftellt
worden. W. B.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

ENTDECKUNG VON FRESKEN BE-
NOZZO GOZZOLIS In einem Taber-
nakel des Oratoriums der Villa Catanti zu Legoli
unweit Peccioli (Pifa) hat der Oberintendant
der Kunftdenkmäler Pifas, Dr. Peleo Bacci,
Fresken entdeckt, die alle charakteriftifehen
Eigentümlichkeiten der fieberen Werke Benozzos
zeigen. Einer Urkunde des Pifaner Staatsarchivs
zufolge hat ßch der Künftler 1479 vor der in
Pifa wütenden Peft nach Legoli geßüchtet, jener
Peft, der er fpäter, 1497, in Piftoja erlag. An
der Hauptwand des Tabernakels ift die thronende
Madonna mit vier Heiligen vor einem gelben
Vorhang dargeftellt, den drei Engel halten.
Unter dem Bogen der Vorderwand fieht man
vier Evangeliften und vier Kirchenlehrer, an der
Rückwand eine Beweinung Chrifti und links das
Martyrium des heiligen Sebaftian. W. B.

GESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

HÄLBERSTÄDT Der 12.Tag fürDenk-
malpflege wurde vom 18.—21. September in
Halberftadt abgehalten; die Beteiligung war
lebhaft, den Vorfiß führte Adolf v. Oechelhäufer.
Das Programm erlitt eine wefentliche Einbuße,
da Karl Koetfchau feinen durch die voraus-
gegangene Fehde mit Georg Dehio aktuellen
und mit einiger Spannung erwarteten Vortrag
über Denkmalpflege und Denkmalhandel nicht
halten konnte. Außer etwa dem Vortrag von
P. J. Meier über Halberftädter Kunft, der für
die Baugefchichte des Domes neue Forfchungen
brachte, und dem von Emil Högg über moderne
Ladeneinbauten in alten Häufern wurden keine
Vorträge gehört, die über den engeren Kreis
der Denkmalpfleger hinaus Intereffe erregen
könnten. Über die wichtigften Fragen der Denk-
malpflege, den Anteil moderner Stilformen etwa
an Anbauten alter Architekturen oder den Aus-
bau von Ruinen hat man fich fchon auf früheren
Tagungen geeinigt. So nahmen den Hauptteil
der Verhandlungen technifche und juriftifche
Themata ein; Materialfragen (Rathgen: Stein-
konfervierung) und Denkmalfchußgefeßgebung
wurden ausführlich erörtert. M.

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