Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

DOI Heft:
19. Heft
DOI Artikel:
Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0792

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER KUNSTMÄRKT — von den Auktionen

Relief in Kehlheimer Stein, nach Behara, Mitte 16. Jahrh.

Verweigerung der Sammlung Lippmann bei Rudolph Lepke in Berlin am 26. November

Bevorftehende
Auktion en

BERLIN Die Sammlung
Lippmann bei Lepke (26. No-
vember). Es ift wohl feiten eine
Sammlung von fo durchweg
außerordentlicher Qualität zum
Ausruf gekommen, wie diefer
Kunftbefiß, mit dem der frühere
Direktor des Berliner Kupfer-
ftichkabinetts feine Wohnräume
fchmückte. Seiner Gefchmacks-
neigung entfprechend, überwiegen
die deutfchen und niederländifchen
Arbeiten, und da Lippmann, wie
fein langjähriger Mitarbeiter Max
J. Friedlaender im Vorwort des
Kataloges mitteilt, nur Qualitäten
und nicht Namen fammelte, fo
find gerade unter den deutfchen
Stücken des 15. Jahrhunderts Ar-
beiten, die auf der Höhe ihrer
Zeit ftehen.

So vor allem das Süddeutfche
Doppelbildnis mit dem Datum
1490, urtd die offenbar um 1520
gemalte Wochenftube, die ver-
mutungsweife unter Hans von
Kulmbachs Namen geht. Eine
Anbetung der Könige, dem Mei-
fter des Heifterbacher Altars
zugefchrieben, läßt fich mit ftil-
verwandten Tafeln in denfelben
Maßen in Wiesbaden, München
und Köln zu einem neuen Altar-
werke des Malers zufammenftel-
len. Dann geht es in fichere
Regionen. Die Auferftehung Chrifti
verrät in ihrer malerifchen Hal-

tung unzweifelhaft den M,eifter
von Meßkirch und von den
beiden Cranachfchen Tafeln,
die beide der frühen Zeit ange-
hören, ift die Gefangennahme
Chrifti doppelt wertvoll: einmal
durch das Datum 1515, dann
aber als ungewöhnlich konfequent
durchgeführtes Nachtftück, viel-
leicht, wie Friedlaender meint,
nach einem niederländifchen Vor-
bilde. Von den Niederländern
felbft ftammt das meifte aus. der
Zeit zwifchen 1500 und 1520. Die
große Überrafchung diefer Ab-
teilung, ja vielleicht der ganzen
Sammlung, ift die Anbetung der
Könige von Hieronymus Bofch,
die nach Kompofitionsweife, Farbe
und Typen dem Hauptwerke
Bofchs, im Prado, gleichen In-
halts genau entfpricht. Cornelis
Engelbrechtfen ift mit einer
Verftoßung Hagars vertreten. Von
Dirk Vellert befaß Lippmann
einen Flügelaltar mit der Anbetung
der Könige. Von dem Meifter, der
mit dem früher Dirk van Star ge-
nannten bedeutendenKupferftecher
identifch ift, fcheint nur noch ein
weiteres Bild, im Mufeum zu
Lille, erhalten zu fein. Brügge
vertritt Adriaen Ifenbrant mit der
Geburt Chrifti im Mittelfelde eines
Flügelaltars, Südflandern Jean Bel-
legambe. Die Madonna mit dem
Chriftkind im Freien fißend reprä-
fentiert, alsdemWerkdesMeifters
von Hoogftraeten zugehörig,
die Antwerpener Kunft um 1510.

Heilige Margareta, Holz
polychrom.
Deutfeh, um 1400

Verfteigerung der Sammlung
Lippmann bei Rud. Lepke
in Berlin am 26. November

750
 
Annotationen