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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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20. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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AUSSTELLUNGEN o DENKMALPFLEGE

pteht, P. Hitherr mit feinen in Freilicht fein ftu-
dierten Äktbildern.

Von Hlbert Welti find die drei fertig gewor-
denen Kartons für die innerfchweizer Lands-
gemeinde, das Wandbild im Ständeratsfaal zu
Bern, ausgeftellt. Hn Hand der ebenfalls vor-
handenen Entwürfe und Studien orientiert man
fich über die Gefamthaltung des fünfteiligen Ge-
mäldes, das weniger im modernen Sinne de-
korativ als farbig delikat und linear fcharf
charakterifierte malerifche Erzählung ift: ein
Nachfahre Schwindfchen Wandftiles und nicht
von geringerer Volkstümlichkeit und Innerlich-
keit der Wirkung!

Graphik und Ärchitektur ift wenig ausreichend
vertreten. — Der Plaftik ift leider kein eigener
Saal eingeräumt, fo erhält auch das Bedeutende
und Eindringliche mehr die Rolle des Dekora-
tiven, Raumfüllenden — angefichts der Bauweife
des Kunftzeltes aber nicht etwa architektonifch
Bedingten! Doch find z. B. R. de Niederhäufern
und H. Suter (beide in Paris) mit Porträtköpfen
und Äktplaftiken vertreten, die eine ganz eigene
und ftarke Geltung beanfpruchen. C. H. Ängft,
W. Mettler, Heer, Siegwart, Vibert und Sandoz
machen ihren Namen von gutem Klang alle
Ehre. Der vielfeitige K.Hänny, H. Frey, Hubacher
feien noch genannt, andere moderne undSchweizer
Plaftiker wie Haller, Burckhardt, Zimmermann
fehlen leider.

Können wir hier nur im knappften Rahmen
Wefentliches hervorheben, fo fei doch die hohe
Bedeutung der Husftellung nochmals betont;
wenn gegenwärtig der fchweizerifchen Malerei
und Plaftik befonders auch in Deutfchland leb-
haftes Intereffe entgegengebracht wird, follte
eine Einladung zum Befuch einer fo umfaffenden
nationalen Kunftfchau wie der in Neuenburg
nicht fruchtlos fein. In der Schweiz felbft er-
freut fich die Husftellung großer Beachtung; die
Verkäufe haben 100 000 Fr. überfchritten, ein-
fchließlich der Erwerbungen für die Eidgenoffen-
fchaft, denen 20000 Fr. bewilligt wurden. J. C.

PETERSBURG In derKaiferlichenHkademie
der Künfte wird im Laufe diefes Herbftes eine
Husftellung von Werken des 1904 verdorbenen
Genre- undHiftorienmalersHndrejRiabufchkin
ftattfinden, welche diefem talentvollen und eigen-
artigem Künftler feit langem gebührte, deffen
Schaffen als Ganzes bisher nicht genügend be-
kannt ift.

In dem gleichen Inftitut wird im Dezember
die im zweijährigen Turnus arrangierte Sch war z-
Weiß-Husftellung eröffnet werden. Der

retrofpektive Teil derfelben wird diesmal die
Gefchichte der Lithographie in Rußland illuftrieren.

Genannte Hkademie wird 1914 das Jubiläum
ihres 150jährigen Beftehens feiern. Zu diefem
Termin wird ein großes und reich illuftriertes
Werk über ihre Gefchichte und Tätigkeit er-
fcheinen, deffen Koften auf ca. 60000 Rubel ver-
anfchlagt find. P. E.

DENKMALPFLEGE

LONDON In ihrem zweiten Inventari-
fationsbericht über die Kunftfchätje von Wales
und Monmouthfhire, der reich illuftriert foeben
herausgekommen ift, geben die von der Re-
gierung angeftellten Verfaffer ihrem Bedauern
dahin Husdruck, daß ihnen keine Macht gegeben
fei, gegen Vandalenftreiche an alten Kunftdenk-
mälern vorzugehen. U. a. werde ein altes Schloß,
das Castle of Diserth, durch Steinbrucharbeiten
bald völlig zerftört fein. Vielleicht hilft diefer
Hppell, das in der Vorbereitung befindliche Gefeß
über die Erhaltung von Kunftdenkmälern ent-
fprechend auszugeftalten. Daß die Inventarifa-
tion der Denkmäler, die im ganzen Lande rüftig
fortfehreitet (fpät genug wurde fie in Hngriff
genommen), allein nicht hilft, das hat man ja
nun eingefehen.

Die Regierung hat eine Kommiffion ernannt,
die fich über einen neuen Bebauungsplan des
fogenannten Quadrant der Regent Street
in London fchlüffig werden foll. Der Quadrant
ift das eine Ende der vom Hrchitekten Nafh
feinerzeit wahrhaft künftlerifch angelegten, fchlicht
vornehmen Regent Street, die durch die glück-
lichen Proportionen von Häuferhöhe und Straßen-
weite, durch die fehr gut erdachte fanfte Kurve
und die echt künftlerifche Sparfamkeit an Zier-
gliedern der Faffaden ein wahres Mufter einer
einheitlichen Straßenanlage bildet. Dem „im-
perialiftifchen“ London war diefe Hnlage zu
einfach geworden. Man begann fchwere, aus-
ladende und unruhige, dabei fehr hohe Häufer,
wie das Piccadilly Hotel zu errichten, die, fo-
bald die ganze Straße von ihnen flankiert fein
würde, diefe in einen düfteren, ewig fonnen-
lofen Schlauch umwandeln müßten. Deswegen
haben fich Stimmen — vor allem freilich der
dort ihre Läden habenden Kaufleute, die Licht
für ihre Auslagen brauchen — gegen diefe Ver-
fchandelung erhoben, und nun foll der Umbau-
plan von neuem einer Revifion unterzogen werden.

F.

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