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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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11. Heft
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Der Kuntsmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0477

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DER KUNSTMÄRKT

Bevorstehende Auktionen

ÄMSTERDÄM Frederik Müller & Cie.
verfteigern in der Zeit vom 11.—14. Juni eine
fehr importante Sammlung von Zeichnungen
alter Meifter mit einer befonderen Abteilung
von Porträts und weiterhin von ornamentalen
Entwürfen. Diefe 1250 Nummern umfaffende
Kollektion ftammt aus verfchiedenem Befiß und
ift in einem zweibändigen Katalog bearbeitet
worden, von dem der erfte Teil die wiffen-
fchaftliche Befchreibung, der zweite Teil die
Abbildungen auf 84 erftklaffigen Lichtdrucktafeln
enthält. Es genügt an diefer Stelle, darauf hin-
zuweifen, daß es fich um eine Kollektion von
allererftem Range handelt, in der neben zahl-
reichen Originalzeichnungen von Rembrandt nicht
nur die beften Meifter der holländifchen Schule
(Brouwer, Van Goyen, Ruysdael ufw.), fondern
darüber hinaus auch die bedeutendften Künftler
anderer Schulen ausgezeichnet vertreten find.
Prächtige Handzeichnungen von Boucher, von
Rubens, köftliche Porträts von Dumonftier, Lie-
vens, Perronneaü gehören zu den importanteften
Objekten diefer vielfeitigen Serie. Unter den
ornamentalen Zeichnungen verdienen die der
franzöfifchen Schule zweifellos den Vorzug.

BERLIN Am 10. und 11. Juni findet in dem
Antiquariat Karl Ernft Henrici in Berlin eine
Verweigerung von Autographen ftatt, die weit
über den Kreis der Sammler und Liebhaber
Intereffe und Beachtung zu beanfpruchen ver-
mag, weil fich hier durchgehend mit der Selten-
heit der Handfchriften eine inhaltliche Bedeutung
verbindet, wie fie in folcher Vereinigung nur
feiten zu bemerken ift.

An erfter Stelle fei auf die außerordentlich
reichen Beiträge zur Heineliteratur hinge-
wiefen. Neben den erhalten gebliebenen Briefen
an Meyerbeer, fowie dem leßten Schreiben Heines
an feine Mutter, ift hier eine Sammlung von
feltenen Heinebildniffen aus allen Perioden
feines Lebens vorhanden, unter denen die Ra-
dierung von Ludwig Emil Grimm (vermutlich
das einzige Exemplar, das fich im Handel be-
findet) und fein leßtes authentifches Bildnis (Ori-
ginal-Kreidezeichnung von Ernft Benedikt Kieß)
einer befonderen Erwähnung wert find. Das
leßtere Bild, am 28. Juli 1851 gezeichnet, ftammt
einer handfchriftlichen Bemerkung zufolge aus
dem Nachlaß des Künftlers und wurde, wie
Alfred Meißner in feinen Erinnerungen erzählt,
auf Wunfch von Mathilde Heine entworfen, da
fie ihren Gatten mit offenen Augen fehen wollte,

— VON DEN AUKTIONEN

während fie das am Tage vorher gemalte weit
verbreitete Bildnis des Dichters deshalb verwarf,
weil er dort, die Augen gefchloffen und den
Kopf in die Hand geftüßt, in ihr den Eindruck
eines Erblindeten hervorrief.

Unter den Mufikern, die den erften Teil des
Kataloges bilden, glänzen vor allem die Namen
Gluck, Mozart und Beethoven. Gluck, deffen
Handfchriften faft unauffindbar geworden find,
ift in der vorliegenden Sammlung mit nicht we-
niger als vier eigenhändigen Briefen vertreten.

Als wertvolle Ergänzung zu diefen Briefen
ift das offizielle Ernennungsdekret Glucks „zum
Hof-Compofitor“ aus dem Jahre 1774 zu er-
achten, „in Anfehung feiner in der Mufic be-
fißenden gründlichen Känntniss und dargethanen
ganz befonderen Gefchicklichkeit, wie auch in
verfchiedenen Compofitionen erprobten Fähig-
keit . . .“ Als Gehalt wurden ihm 2000 Gulden
bewilligt.

Ebenfalls nach Wien, aber in ein Leben voller
Härten und Kämpfe führen die Handfchriften
Mozarts. Neben acht bisher unbekannten Me-
nuetten werden zwei eigenhändige Briefe des
Meifters zum Verkauf gelangen, von denen be-
fonders der Brief vom 27. Juni 1788 einen Ein-
blick in die forgenvollen Tage gewährt, von
denen das Leben Mozarts bis zur leßten Stunde
angefüllt war. In diefem Brief, den Mozart an
einen Bruder des Freimaurerordens richtet, heißt
es u. a.: „Meine Lage ift fo, daß ich unumgäng-
lich genötig bin, Geld aufzunehmen. — aber
Gott, wem foll ich mich vertrauen? — niemanden
als ihnen, mein befter! — Wenn Sie mir nun
wenigftens die Freundfchaft thun mir durch einen
andern Weg Geld zu verfchaffen! — ich zahle
ja gerne die Intereffen, und derjenige der mir
lehnte, ift ja durch meinen Caracter und meine
Befoldung glaub ich gefiebert genug . . . Wenn
Sie liebfter Br.: mir in diefer meiner laage nicht
helfen, fo verliere ich meine Ehre und Credit,
welches das einzige ift, was ich zu erhalten
wünfehe, ufw.“ Unterzeichnet: „Ewig ihr ver-
bundener Diener wahrer Freund und O.: Br.
W. A. Mozart“.

Bemerkenswerte BeiträgezurGefchichteMozarts
bilden auch die zahlreichen Briefe feines Vaters,
des Salzburger Hofkapellmeifters, die fich nicht
nur auf fein eigenes mufikalifches Schaffen be-
ziehen — fo erkundigt er fich z. B. am 14. Januar
1756 nach der Aufnahme feines ebenfalls im
Manufkript vorhandenen „Schlittengeleuth“ in
Augsburg — fondern in denen er auch mit
fichtlichem Behagen von den Erfolgen feiner
Kinder plaudert und aus der Schilderung der
glänzenden Aufnahme, die fie am Hofe der

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