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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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10. Heft
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Ausstellungen
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Denkmalpflege
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Entdeckungen
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Gesellschaften und Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0427

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DENKMALPFLEGE o ENTDECKUNGEN o GESELLSCHAFTEN UND VEREINE

Es kann fchließlich nicht verfchwiegen werden,
daß man diesmal in der Sezeffion Bilder antrifft,
wie man fie in diefem Rahmen bisher kaum zu
finden gewohnt war. Dahin gehören etwa die
leßten Arbeiten von Lenz, Stöhr, König und
namentlich Tichy. Sie bilden die befte Über-
leitung zur Frühjahrsausftellung der „Künftler-
genoffenfchaft“, der im nächften Bericht noch
einige Zeilen gewidmet werden follen. K. R.

WIESBADEN Der Kunftfalon ÄKTUARYUS
brachte zur Maifaifon eine Äusftellung des
fchottifdien Bildnismalers James Pitcairn-
Knowles. Der Künftler, einer vornehmen alt—
fchottifchen Familie entftammend, hat fich feit
einiger Zeit in Wiesbaden niedergelaffen, wo
fich ihm rafch die erften Kreife öffneten. Pit-
cairn-Knowles ift Frauenmaler. Seine Kunft
atmet Hochkultur, fenfiblen Gefchmack, fpiritua-
liftifches Einfühlungsvermögen in das geheime
Reich des Femininen. Eine Technik fubtilfter
Art. Feine, graue, bis ins Milchige erblaffende
Töne, im Inkarnat fich manchmal leicht fteigernd
zu dem Materialton gelblichen oder bräunlichen
Marmors oder hinfterbend in einem gleichfam
veratmenden, auf den lebten Grad der Wahr-
nehmbarkeit abgedämpften Rofa. In den Akten
flutet eine edle Linienfprache. Die Porträtköpfe
feffeln durch den beherrfchten Ausdruck kulti-
vierter Schönheit. Wundervolle Proßle. Wenig
Beiwerk. Ein Federhut, eine niederriefelnde
Locke, ein Gewandftreifen. Die Proßle reden.
Sie find ganz Rhythmus, weich hinßießende Mufik,
Adagiopaffagen. Alle anderen Linien, hier eine
dunkle Haarwelle an blaffer Schläfe, da eine
auf die Schulter niederfallende Locke, dort die
weitausfchwingende Linie eines Hutes mit den
aufftrebenden Umriffen raufchender Straußfedern
fpielen die Begleitung dazu. Die Einzelerfchei-
nung umwebt ein Hauch der Eleganz, der die
Illufion der ganzen Sphäre, der fie entftammt,
wachruft. Aber es find nicht bloß elegante Ge-
fellfchaftstypen. Pitcairn-Knowles gibt mehr.
Er enthüllt die Seele, die dunklen, myftifchen
Tiefen des Erlebens und Erleidens der Frauen-
feele. ch.

DENKMALPFLEGE

HÄLBERSTÄDT Der zwölfte Tag für
Denkmalpflege ßndet diesmal in der Zeit
vom 18. —22. September in Halberftadt ftatt.
Aus dem reichhaltigen Programm find hervor-
zuheben: Vorträge von Prof. Dr. Meier, Braun-
fchweig: „Halberftadts Kunftdenkmäler“; von

Prof. Högg, Dresden: „Moderne Ladeneinrich-
tungen in alten Häufern“; vom Mufeumsdirektor

Prof. Dr. Koetfdiau, Berlin: „Denkmalhandel
und Denkmalpßege“. Eine gründliche Befichti-
gung der Kunftdenkmäler der Stadt ift außer-
dem vorgemerkt. Die Vermittlung des Woh-
nungskomitees erhält man durch das Stadt-
fekretariat in Halberftadt.

ROM Man geht jeljt daran, den in den fech-
ziger Jahren von Vespignani geleiteten, nicht
fertig gewordenen Anbau an die Villa Mills
am Palatin niederzureißen. Dadurch wird die
Freilegung des Periftils der domus Augstana
beträchtlich erleichtert. L. P.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

BRIONI (Iftrien) Auf den Brionifchen Infein
fanden Zeitungsmeldungen zufolge in der leßten
Zeit intereffante archäologifche Ausgrabungen
ftatt, die binnen kurzem wichtige Ergebniffe ge-
liefert haben. So wurden u. a. ausgedehnte
Überrefte eines byzantinifchen Caftrums entdeckt.
Die Eingangstore diefes Caftrums, deffen Mauern
ca. 21/2 m dick find, find bereits bloßgelegt.

POZZUOLI Kürzlich wurde hier die wohl-
erhaltene Marmorftatue eines Ringers gefunden.
Der eilig herbeigerufene Direktor des Neapler
Mufeums, Prof. Spinazzola, fprach fich für den
Ankauf feitens der Regierung aus. L. P.

UEBERLINGEN Bei den Aufräumungs-
arbeiten in der Münfterkirche wurde ein bei-
nahe tadellos erhaltenes Wandgemälde al fresko
vom Jahre 1489 freigelegt. Es zeigt in der
Mitte die hl. Barbara mit dem Turm, zu beiden
Seiten St. Georg mit dem Drachen bzw. die
hl. Magdalena, die das Kreuz umfchlingt.

GESELLSCHÄFTEN UND
VEREINE

DÜSSELDORF Der Kunftverein für die
Rheinlande undWeftfalen hat feinen Jahres-
bericht für 1911 erfcheinen laffen. Danach ift die
Mitgliederzahl auf 11554 (im Vorjahre 10607)
geftiegen. Die Einnahmen beliefen fich auf
185334 M. Zur Verlofung unter die Mitglieder
wurden für insgefamt 62000 M. Kunftwerke an-
gekauft. Ein Beitrag für die malerifche Aus-
fchmückung des Kreishaufes in Daun i. d. Eifel,
deren Ausführung Prof. F. v. Wille obliegt, wurde
bewilligt; des weiteren wurden die Mittel für
die Herftellung eines plaftifchen Friefes am Giebel-
feld des neuerbauten Mufeums in Neuß bereit-
geftellt. Die Ausführung diefer Aufgabe wurde

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