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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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VERMISCHTES ° LITERATUR

kürzlich auf dem Academybanquett urbi et orbi
erklärt hatte, nämlich, daß nur an ein eifrigeres
und häufigeres Zufammenarbeiten von Staat
und Kunftmäcenen als Mittel gegen den Verluft
großer Kunftwerke gedacht werden könne. Kein
Wort Balfours deutete darauf hin, daß er mit
feinen Oppofitionstruppen den Kunftfreunden
helfen werde, wenn diefe es dennoch wagen
füllten, größere Anforderungen an die Regierung
zu ftellen, z. B. auf Erhöhung des Jahreszufchuffes
von den bisherigen £ 5000 auf wenigftens
£ 20000, auf Schaffung eines großen, jederzeit
zur Verfügung ftehenden Ankaufskapitals für
gefährdete Werke von allererfter Bedeutung, auf
Erhebung eines Ausfuhrzolles und einer Ver-
kaufsfteuer auf Kunftwerke aller Art ufw. Es
bleibt alfo alles beim Alten, d. h. jedesmal, wenn
ein großes Werk verkauft werden foll, muß von
Kunftfreunden erft künftlich die Öffentlichkeit
aufgeheßt werden, damit genug Gefchrei ge-
macht wird, die Regierung zum Hergeben einer
größeren Summe zu bewegen, So etwas ge-
lingt mal, und mal nicht. Wer aber nicht hören
will, muß fühlen.

LITERÄTUR

NEUE KUNSTLITERÄTUR

FÜHRER DURCH DIE SCHACK-GALERIE. Im
Delphin-Verlag, München, ift kürzlich ein
gefchmackvoll aufgemachtes Bändchen mit 50 Ab-
bildungen erfchienen (Preis 3 M.), in dem Friß
Burger, Privatdozent der Münchener Univer-
fität, über die Schüße der Schackgalerie in der
Form eines modernen Cicerone plaudert. Das
Buch, dem unter dem Stichwort „Prinzipielles
über die künftlerifche Kritik“ eine Einleitung
voraufgeftellt ift, behandelt nach einem hiftori-
fchen Überblick über die Gefchichte der Schack-
galerie die Werke diefer Sammlung nach weiten
Gefichtspunkten und doch mit einer unverkenn-
baren Vorliebe für gute populäre Unterweifung.

* * *

MONUMENTALMALEREI. Unter die fern Stich-
wort hat W. von Seidliß foeben eine reich
illuftrierte Schrift im Verlage der v. Baenfch-
Stiftung zu Dresden erfcheinen laffen, die als
Einführung in die Große Kunftausftellung in
Dresden 1912 gedacht ift. Denn hier wurde
zum erftenmal der Verfuch gemacht, eine be-
fondere Abteilung für Monumentalkunft einzu-
richten. Das gab dem verdienten Gelehrten die
Anregung zu feinem Buche, aus dem fich ein
tiefgründiger hiftorifcher Leitfaden entwickelt hat,
der fogar vor der Zukunftsmalerei nicht halt
macht, Befonders verdienftvoll erfcheint mir ein

literarifcher Anhang, in dem die Quellen ge-
wiffenhaft verzeichnet find.

* *

*

MÜNCHNER BILDERBOGEN. Felix Philippi,
der bekannte Schriftfteller und Dramatiker, von
dem kürzlich unter dem gleichen Titel eine Reihe
fprudelnder Feuilletons im Berliner Tageblatt er-
schienen find, hat feine bedeutenden Reminis-
zenzen nunmehr auch in Buchform im Verlage
von E. S. Mittler & Sohn, Berlin, erfcheinen
laffen. Diefe Bilderbogen find mehr als ihr
Titel fagt und müffen auch den Kunftgelehrten
intereffieren, nicht nur, weil in einem befonderen
Kapitel die Münchner Kunft der fiebziger Jahre
aus der perfönlichen Anfchauung des Miterlebers
heraus gefchildert wird, fondern weil diefe Re-
miniszenzen voll kulturgefchichtlicher Betrach-
tungen find, die ihr Teil dazu beitragen, auch
den Boden, auf dem fich all diefe künftlerifchen
Beftrebungen entwickeln, verftändlich zu machen.

* *

*

DAS BISMARCK-NATIONALDENKMAL.
Unter diefem Titel erfchien foeben, gewiffer-
maßen als leßter Ausklang der großen, und wie
wir hoffen, zum Nußen der zukünftigen Geftal-
tung des Denkmals mit Erfolg durchgefochtenen
Kontroverfe, die Antwort von Max Deffoir und
Herrmann Muthefius auf die an diefer Stelle
eingehend befprochene Streitfchrift „Der Rhei-
nifche Bismarck“ im Verlag von Eugen Diede-
richs. Die Verfaffer geben eine fachliche Dar-
legung des gefamten Verlaufes diefer Affäre, die
fogleich ihre Stellungnahme im befonderen er-
klären foll. Wem die „häßliche Uneinigkeit“
der Jury die Luft an diefem Streite noch nicht
genommen hat, der lefe diefe bemerkenswerten
Ausführungen, die mit dem völlig zufammen-
gehen, was auch an diefer Stelle mit Überzeugung
nicht nur einmal ausgefprochen worden ift.

* *

*

BAYERNS DONAUTAL — TAUSEND JAHRE
DEUTSCHER KUNST — heißt die eben erfchie-
nene, von Berthold Riehl hinterlaffene umfang-
reiche Arbeit, deren Veröffentlichung der Ver-
faffer felbft nicht mehr erleben konnte. Statt
feiner hat Philipp Maria Halm die Herausgabe
des druckfertigen und vollftändig abgefchloffenen
Manufkriptes beforgt. Ein befonderes Vorwort,
das dem Gedächtnis Riehls gewidmet ift, ent-
ftammt ebenfalls der Feder des Herausgebers.
Das Buch, über deffen wiffenfchaftlichen Wert
an anderer Stelle gefprochen wird, ift durch
60 Tafeln nicht eben überreich, aber doch fehr
gut illuftriert und bei Georg Müller-München
verlegt worden. * *

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