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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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1. Heft
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Denkmalpflege
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Entdeckungen. Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0050

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DENKMALPFLEGE o ENTDECKUNGEN UND FUNDE

ches unveräußerlich fein und zur befferen Über-
ficht und Kontrolle inventarifiert und katalogiefiert
werden müßte. Wenn auch Spanien [ich mit
Italien, wo z. B. die reiche „Opera del Duomo“
in Florenz befteht, an Bedeutung und Änzahl
kirchlicher Kunftwerke nicht vergleichen kann,
fo befißt es doch des Schönen genug — man
braucht nur an die Gewandkammer der Kathe-
drale von Sevilla zu denken — um die Idee der
Separataufftellung zu billigen. F. M.

PÄRIS Die Stadtverwaltung hat das alle
Hotel Lebrun in der rue Cardinal-Lemoine er-
worben, in dem der Künftler feinerzeit wohnte
und das er damals felbft ausgeftattet hatte.

PISÄ In der Krypta der uralten Säulenbafilika
San Michele in Borgo hat der neu ernannte
Oberintendant der Kunftdenkmäler Pifas, Dr.
PeleoBacci, wichtige Decken- und Wandmalereien
freigelegt. W. B.

PITTSBURG Hier ift auf Grund eines eigenen
Gefeßes eine „Rrt Commiffion“ ernannt worden,
deren Mitglieder, ein Maler, ein Bildhauer, drei
Architekten, der Bürgermeifter und der Vor-
ftand der „öffentlichen Arbeiten“, fowie zwei
Kunftfreunde, befragt werden müffen, ehe Kunft-
werke für die Stadt angekauft oder in Auftrag
gegeben werden dürfen. Ihnen unterfteht auch
die Aufficht über die im ftädtifchen Befiß be-
findlichen Kunftwerke, Denkmale, Gebäude,
Brunnen ufw.

ROM Die feit langem fich hinziehende wich-
tige Frage, ob Frankreich den palazzo Farnese
käuflich erwerben werde, ift foeben zwifchen
Italien und der franzöfifchen Republik geregelt
worden. Italien erlaubt Frankreich den Ankauf,
hingegen gewährt Letzteres Italien die Möglich-
keit, ihn nach 25 Jahren zu übernehmen unter
Zurechnung der von Frankreich inzwifchen für
Meliorationen verausgabten Summen. Ferner
verbleibt der palazzo, was künftlerifche Fragen
angeht, dem italienifchen Unterrichtsminifterium
unterworfen. Entfchieden hat auf diefe Löfung
der Frage und auf den temporären Verzicht
Italiens, welches im Falle eines Verkaufes des
palazzo feitens der jetzigen Befißer, der Bour-
bonen, das Vorkaufsrecht hatte, die jetzige poli—
tifche Lage den größten Einfluß genommen.

L. P.

VENEDIG Nach dreijähriger Reftaurierung
ift der Dom von Torcello, in Bafilikaform und
in byzantinifch-romanifchem Stile, wieder her-
geftellt. Die Kirche befand fich in kläglichem
Zuftand. Das Mauerwerk der Säulenhalle wurde

beinahe ganz neu aufgebaut, fo auch die Mauern
des Doms, das Dach mit feinen Eifenklammern
und der Fußboden wurden radikal reftauriert,
die Bafis der Säulen find ans Tageslicht gezogen
worden. Die Kapitäle und Bogen der Zentralfeite
wurden mühfam wieder hergeftellt. Man ent-
deckte während diefer Arbeiten die alte Form
der Fenfter, die länglich, fchmal und fchwib-
bogig find. Das Ganze, wenige Einzelheiten
ausgenommen, erfcheint nun in feiner alten
Pracht. Schade, daß nur jener gefchmacklofe
Hauptaltar, der aus dem 18. Jahrhundert ftammt,
nicht entfernt wurde; er ift ein Greuel für jeden,
der in diefes herrliche Bauwerk tritt. Br.

WIEN Es ift feit Jahr und Tag eine nicht
genug zu beklagende Tatfache, daß das künft-
lerifch fo reizvolle Altwiener Stadtbild dem un-
aufhaltfamen Untergange geweiht fcheint. Durch
eine finn- und maßlofe, in keiner Weife zu
rechtfertigende Demolierwut, die namentlich in
den letzten Jahren immer weiter und rückfichts-
lofer um fich griff, wird es mehr und mehr in
feinem hiftorifchen Charakter bedroht. Un-
erfetjliche architektonifche Werte werden Jahr
für Jahr den bei weitem übertriebenen fog.
„Verkehrsanforderungen“ zum Opfer gebracht,
die in zahlreichen Fällen nur gewiffenlofer Bau-
fpekulation zum Vorwand dienen. So erfcheint
die eben in die Tageszeitungen dringende Nach-
richt, daß endlich die Kreife der ftädtifchen Ver-
waltung felbft aus folchen Erwägungen ener-
gifche Maßregeln zur tatkräftigen Abwehr diefer
verderblichen Bewegung zu ergreifen bereit find,
von großer Bedeutung: Um der Baufpekulation
zu fteuern, foll danach geplant fein, in Zukunft
für „gewiffe Straßenteile im erften Be-
zirk“ (der den künftlerifch und hiftorifch wert-
vollften alten Stadtkern umfaßt) „nur eine
vier Stock ho he Verbauung zu geftatten“.
Ein Verzeichnis diefer Straßenteile ift nach
weiteren Zeitungsmeldungen bereits in Vor-
bereitung. Die k.k. Zentralkommiffion für Denk-
malpflege foll, wie zu erwarten ftand, zu diefem
Plane ihre Zuftimmung gegeben haben. R.

ENTDECKUNGEN ♦ FUNDE

PERUGIÄ In Villa San Giovanni bei Pe-
rugia hat der Ingenieur Ubaldi während der
Erdarbeiten für eine elektrifche Stromanlage auf
der Strecke der alten Via Flaminia antike Mo-
faikfragmente, eine Infchrift des 2. Jahrhunderts,
eine weibliche Marmorbüfte und andere Skulp-
turen entdeckt. Es ift wahrfcheinlich, daß beiFort-
feßung der Arbeiten noch andere wichtige Frag-
mente zutage gefördert werden können. W. B,

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