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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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20. Heft
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VERMISCHTES ° LITERATUR

abends von 8V2 — 9Va Uhr (Beginn 15. Oktober)
und Direktorialaffiftent Dr. R. Schmidt über die
Gefchichte des Möbels vom Mittelalter bis zur
Neuzeit, Donnerstags abends von 8’/2—Uhr
(Beginn 17. Oktober). Jeder Zyklus umfaßt acht
Vorträge.

BRÜSSEL Die Kirche St. Äubin in Namur
war von einem berüchtigten Einbrecher zum
Gegenftand eines Raubes auserfehen worden,
der noch zu rechter Zeit verhindert wurde. Das
verhaftete Individuum hatte eine gute Wahl ge-
troffen, denn der Schalj der Kirche, welcher in
einem feparaten Mufeum aufbewahrt ift, enthält
u. a. folgende Gegenftände: Ein vergoldetes
Kreuz aus vier ogivalen Blättern, die wunderbar
verziert find und auf einem Stengel fißen, der
eine Reliquie des wahren Kreuzes enthält und
fich nach der ganzen Rückfeite öffnet. Der
Gegenftand ift aus dem 16. Jahrhundert, ftammt
aus der Äbtei St. Gerard de Brogne, ift mit
echten und fchönen Diamanten befetjt und wird
auf einen hohen Wert gefchätjt. Sodann eine
Krone in Gold, enthaltend zwei Dornen, die mit
ihrem Schrein auf eine Million Francs gefchä^t
wird. Diefer letztere ift aus Holz mit Leder be-
zogen und mit 25 emaillierten und vergoldeten
Medaillons befeßt. Diefe zeigen Reptile, die
fich in den Schwanz beißen, u. a. Getier von
feinfter Arbeit, orientalifcher Herkunft aus dem
Anfang des 13. Jahrhunderts. Die Kaffette wurde
anläßlich einer Ausftellung für 200000 Fr. ver-
fichert. Ferner befindet fich im Kirchenfcha^ ein
Reifealtar, in deffen Mitte ein Jaspis von 36 zu
25 cm, der mit 18 in Elfenbein gearbeiteten, auf
das Leben Chrifti bezüglichen Szenen, byzan-
tinifchen Stils des 12. Jahrhunderts, bedeckt ift.
Sodann eine Silberftatuette des St. Blafius fran-
zöfifcher Arbeit des 14. Jahrhunderts, geziert
mit Steinen und feinfter Zifelierarbeit. Hinter
dem Hochaltar der Kirche befindet fich auch der
von Alexander Farnefe dem bei Namur 1578 ge-
worbenen Don Juan d’Auftria, dem Sieger von
Lepanto, gefegte Grabftein. F. M.

LONDON Die Londoner Univerfität hat
jeljt ein Diplom für Kunftgefchichte einge-
führt, wodurch diefe Disziplin fozufagen endlich
eine offizielle Sanktion als gleichberechtigtes
Studienfach erhält. Bisher war das nach eigner
Methode oder Unmethode betriebene Studium
der Kunftgefchichte hierzulande mehr als das
Privilegium meift wohlhabender „Dilettanti“ an-
gefehen worden. Mr. Banifter Fletcher hält jeljt
eine Vorlefung über „Antike Architektur“, deren
Befuch zur Erlangung des neuen Diploms be-
rechtigt. F.

LITERATUR

EIN SAMMLER-ADRESSBUCH. In Göteborg,
im Verlage von Oscar Ifacfohn, ift unter dem
Titel „Samlare i Sverige“ ein Werk er-
fchienen, um das wir unfere nordifchen Vettern
zu beneiden alle Urfache hätten. Hendrik
Hylten-Cavallius gibt hier, nun fchon in
der zweiten Auflage, ein alphabetifches Ver-
zeichnis der fchwedifchen Sammler aller Arten,
mit genauer Angabe deffen was fie fammeln
und, bei großen Sammlungen, einer kurzen Ent-
ftehungsgefchichte. Der Nullen eines folchen
Werkes ift unabfehbar, und wenn auch die
Arbeit, die für Deutfchland zu leiften wäre, un-
gleich größer fein müßte, fo follte doch einmal
jener längft überholte und eigentlich nie ganz
ausreichend gewefene deutfche Verfuch einen
Nachfolger erhalten. Opfer koftet fo etwas
freilich, aber wir mit unferem fprichwörtlich ge-
wordenen Idealismus wollen uns doch nicht
von den Schweden befchämen laffen.

Les Grands Artistes. H. Laurens, Edi-
teur. Jeder Band mit 24 Tafeln, gebunden
3.50 Fr. — Marcel Reymond, Brunelleschi
et l’architecture de la Renaissance Italienne au
XVe siede.

Der erfte Teil ift Brunellefchi, Michelozzo und
Alberti gewidmet. Im zweiten Abfchnitt gibt
der Autor eine Überficht über die Gefchichte der
Architektur Italiens in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts, nach der Einteilung: Zentral-
kirchen, lateinifche Kreuzkirchen, Faffaden, Palaft,
Kapellen (wozu er auch die „Tempietti“ rechnet),
Grabmäler, Triumphbögen, kleine kirchendienft-
liche Monumente. Beide Teile verbindet eine
kurze Vergleichung der regionalen Charaktere
des Stils; im übrigen knüpft die Darftellung
ftreng an die Betrachtung der einzelnen Monu-
mente an. Zur illuftrativen Ergänzung des Ge-
jagten find auch Detailaufnahmen und — neben
den Schulbeifpielen — weniger bekannte Monu-
mente gewählt worden, wie z. B. anftatt der
alten S. Lorenzo-Sakriftei die verwandte Ka-
pelle S. Felicitä in Florenz.

* *

*

Henri Hauvette, Le Sodoma. — Hauvettes
Darftellung hält fich an die gefieberten Werke
Sodomas; er verwirft einige Bilder, die ihn
Leonardo verwandt erfcheinen laffen. — Das
eigentliche Mißgefchick diefes Malers war, fagt
der Autor, daß er die üble Laune Vafaris über
fich ergehen laffen mußte; er dürfte fonft feine
Stellung in der Kunftgefchichte neben den größten
Meiftern finden. R. K.

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