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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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16. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0681

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DER KUNSTM.HRKT — von den Auktionen

Bevorstehende Auktionen

BERLIN Bei Rudolph Lepke kommt am
26. November die Sammlung des verdorbenen
Direktors des Kupferftichkabinetts Geheimrat
Friedrich Lippmann zur Verfteigerung, und
man darf wohl fagen, daß diefe kleine Kollek-
tion (fie enthält nur 120 Nummern Gemälde,
Plaftiken und Kunftgewerbe) ein Ereignis von
internationaler Bedeutung werden wird. Nur
ein [ammelnder Kenner wie Lippmann konnte
diefe Sammlung zufammenbringen, in der die
mittleren Qualitäten faft ganz fehlen, und an
deren Stücke zum Teil fich fchon eine Literatur
fchließt. Wir werden auf die Sammlung noch
einmal ausführlich zurückkommen und begnügen
uns heute, einige der hervorragendften Stücke
zu nennen. Unter den 50 Gemälden findet man
eine frühe Kreuzigung des Quintus Maffys,
das berühmte kleine Triptychon von Ifenbart,
gleichfalls ein Triptychon von Dirk Vellert,
das Glück-Wien in einer Monographie behandelt
hat, Cornelius Engelbrechtfens Auszug der
Hagar (eines feiner Hauptwerke), Bildniffe von
Barthel Beham und von Michael Wohlge-
muth, und eine primitive Anbetung um 1400,
die 1904 auf der Exposition des primitives in
Paris gezeigt wurde. Aus der Sammlung de
Friars ftammt ein Luini, und von Hans von
Kulmbach ift die wichtige Geburt der Maria
da. Unter den Skulpturen fteht in erfter Reihe
ein Relief Andrea della Robbias: Leda mit
dem Schwan, das nach Vafari das Badezimmer
Cofimos de’Medici fchmückte. Von deutfchen
Meiftern find Riemenfehneider und Michael
Pacher, jeder mit einem hl. Stephanus, ver-
treten. Nach Holbein ift ein Eichenholzrelief,
nach Beham ein Kehlheimer Stein gearbeitet.
Die Reihe mag ein Stück fchließen, deffen Wert
noch durch feine Provenienz erhöht wird: ein
Relief von einem Chorgeftühl des Straßburger
Münfters, aus dem Befiße Schinkels. H. Fr.

Stattgehabte Auktionen

DIE JOHN EDWARD TAYLOR-
AUKTION Länger als vierzehn Tage, vom
1.—16. Juli, waren Meffrs. Chriftie mit der
Verfteigerung der fchon früher charakterifierten
Taylorfammlung befchäftigt. Das Endergebnis
war die Riefenfumme von ca. fieben und einer
viertel Millionen Mark {£ 358499.11.3) für die
1545 Partien, die der Katalog enthielt. Die Ver-
fteigerung reiht [ich fo würdig den großen Lon-
doner Auktionen der leßten dreißig Jahre an,

fo vor allem der Hamilton Palaceauktion in
1882 (Ergebnis £ 397562.0.6) und der Holling-
worth Magniacauktion in 1892, bei der eine in
ihrer Art und Zufammenfeßung ähnliche, aber
doch um ca. 400 Partien umfangreichere Samm-
lung £ 103000 eintrug. Zehn Werke aus der
Magniacfammlung befanden fich in der Taylor-
kollektion. Sie allein können die Preiserhöhung
für bedeutende alte Kunftwerke innerhalb der
leßten zwanzig Jahre dartun; wie ja darin über-
haupt vor allem die Wichtigkeit der Taylor-
auktion für den Kunfthandel befteht, daß aus
ihr ganz im allgemeinen die Preis|'teigerung von
Kunftwerken aller Art wie aus einem Katalog
abgelefen werden kann. Denn, wie fchon früher
einmal betont wurde, der verftorbene Taylor
hatte den größten Teil feiner mannigfachen, ein
wahres Mufeum bildenden Kunftfchäße auf
großen Auktionen bekannter Sammlungen zu
den betreffenden Tagespreifen erftanden, und
man berechnet, daß er felber alles in allem
etwa drei und eine viertel Millionen Mark für
feine Sammlung verausgabt hat. Taylor figurierte
fchon 1882, damals noch unter feinem eignen
Namen, als Käufer in der Hamilton Palace-
auktion, während er fich dann fpäter auf Auk-
tionen, wie es faft alle großen Sammler nun
tun, durch Händler vertreten ließ, um nicht in
offne Konkurrenz mit diefen zu treten. Auch
lag ihm offenbar an guter Beratung von feiten
der großen Firmen, und daß diefe ihm auch zu
teil geworden, hat [ich nun genugfam gezeigt.
Die Preisfteigerung für die gefamte Kollektion
beträgt rund vier Millionen Mark. Und gerade
die beften und von Taylor am höchften be-
zahlten Stücke weifen durchfchnittlich die größte
Preisfteigerung auf, was eben deutlich genug
beweift, daß die Preife für wirklich hervor-
ragende alte Kunftwerke verfchiedener Art im
fteten Steigen begriffen find. Hier feien die
Ergebniffe der verfchiedenen Abteilungen der
Kollektion in runden Zahlen und dazu die Preife
für die einzelnen Hauptftücke feftgehalten:

ANTIKE BRONZEN (13 Partien, £ 4240).

Eine Gallo-römifche Statuette des Her-
kules in Bronze, 17^4 inches hoch, aus dem
3. Jahrh. nah Chr., die 1866 bei Wien gefunden
worden war und früher zur Williskollektion ge-
hört hatte, £ 1627V2 (in 1894 £ 105); eine
Hydria, 5. Jahrh. vor Chr., 19 inches hoch, mit
Repoufferelief, darftellend Boreas, die Orithyia
forttragend, £ 651 (Kelekian); eine zweite Hy-
dria aus derfelben Periode ^493y2 (Feuardent);
eine kleine Aphroditeftatuette, 23/4 inches hoch,
den Einfluß des Praxiteles aufweifend, £2831l2
(Sambon); ein Satyr, 5. Jahrh. vor Chr., £283x/„-,

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