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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0055

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DER KUNSTMÄRKT— von den Auktionen

DIE GÄLERIE DES KONSULS WEBER-Hamburg

Versteigerung durch Rudolph Lepke-Berlin am 20.—22. Februar

Unter denEreignijTen des internationalen Mark-
tes, die in der kommenden Saifon das Intereffe
der gefamten Kunftwelt auf fich ziehen, dürfte
die Verweigerung der berühmten Galerie Weber
weitaus das bedeutendfte fein. Denn hier handelt
es fich um eine jener wenigen Privatfammlungen
von Weltruf und hiftorifdiem Gepräge, die im
Range fo mancher öffentlichen Galerie weit über-
legen ift, die nicht nur mit ihren 354 Nummern
alter Kunft ein Dokument der Kunftgefchichte ift,
fondern ebenfo [ehr ein Zeugnis der Perfönlich-
keit jenes fchlichten Hamburger Bürgers, der in
vierzigjähriger Tätigkeit fein Werk aufgebaut hat,
das nun in alle Winde zerflattern foll. Und doch
begrüßen wir den Entfchluß der Erben, die diefen
Befiß dem öffentlichenVerkauf zugänglich
machen und nicht wie fo manche andere
Sammler ihren Schalj en bloc ins Aus-
land verkauften. So bleibt die Hoffnung
beftehen, daß vieles von dem, was die
Zierde diefer Galerie ausmacht, für
Deutfchland erhalten wird, daß Mufeen
und Privatfammler der internationalen
Konkurrenz, die diesmal befonders heftig
werden dürfte, die Stange halten. Das
meifte aus diefer Galerie ift geradezu
dafür prädeftiniert, den Beftand der
öffentlichen Mufeen in Deutfchland viel-
fagend zu ergänzen, weniger vielleicht
die nach Preifen kaum zu erfchwingenden
Meifterwerke als jene vornehmlich kunft-
gefchichtlich wertvollen Stücke, von denen
die Abbildungen diefes Beitrages eine
kleine Auswahl darbieten.

Es ift unmöglich, im Rahmen einer
Vorbefprechung alles zu notieren, was
bei einer fo durch Qualität und kunft-
gefchichtliche Lückenlofigkeit ausgezeich-
neten umfangreichen Sammlung des nä-
heren Hinweifes wert wäre, noch un-
möglicher, im Detail diefe oder jene Frage
anzurühren, die Karl Woermann, der
vor Jahren den Katalog der Galerie fach-
wiffenfchaftlich bearbeitet hat, aufgegrif-
fen und damit zur Diskuffion geftellt
hat. Die Arbeit Woermanns ift und
bleibt in ihrer Art muftergültig. Sie ift
ein Prototyp derartiger Kataloge und
zeugt im einzelnen von der wahrhaft
univerfalen kunfthiftorifchen Bildung des
Verfaffers, die in unferer Zeit immer
feltener wird. Und das verdiente Kunft-
auktionshaus Lepke, das feit einigen
Jahren in der Bearbeitung feiner Ver-

fteigerungskataloge auf dem gefamten inter-
nationalen Kunftmarkt vorbildlich gewirkt hat,
konnte in diefem Fall nichts befferes tun, als
den Woermannfchen Katalog, der 1907 in zweiter
Auflage erfchien — alfo die Vorausfeßungen der
modernen Kunftwiffenfchaft in fich fchließt — zu
feinem Auktionskatalog zu machen und mit dem
reichen Schmuck der Ungerfchen Radierungen und
an die neunzig Lichtdrucktafeln fo ftattlich und
muftergültig vorzulegen, wie es dem Wert des
Objektes angemeffen war.

In diefem Katalog (der zum Preife von M. 25.—
von der genannten Firma zu beziehen ift) be-
filjen wir fortan ein Standartwerk der Kunft-
gefchichte. Wir haben hier den Schatj für lange

Albrecht Altdorfer

Kat.-Nr. 51 der Verfteigerung der Galerie Weber-Hamburg bei
Rud. Lepke-Berlin am 20.—22. Februar

Der Cicerone, IV.'Jahrg., 1. Heft 3

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