Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912
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1. Heft
DOI article:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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DIE GALERIE DES KONSULS WEBER
Hans Müelich
Kat.-Nr. 58 der Verweigerung der Galerie Weber-Hamburg bei
Rud. Lepke-Berlin am 20.—22. Februar
Zeiten beifammen, wenn die Bilder felbft längft
in alle Winde zerftreut [ein werden.
Einen befonderen Reiz aber empfängt diefe
Publikation durch das Vorwort von Max J.
Friedländer, der in knappen Strichen dem
Sammler und feinen Schäden gerecht wird, der
es diesmal nicht nötig hat, einzelnes zu unter-
ftreichen, weil Woermann die Arbeit bereits vor-
weggenommen, der aber mit feiner anerkannten
Autorität wohl gehört werden durfte, um der
Sammlung als folcher ihr internationales Preftige
zu fichern. Es wäre Totengräberarbeit, wollte
man den Verfuch machen, die Friedländerfchen
Bemerkungen, die den höchftenWert der Präg-
nanz befit$en, irgendwie zu umfchreiben; denn
alles was diefer Galerie Weber im großen, ihrer
Eigenart und ihren Schäden nach als Geleitwort
mit auf den Weg gegeben werden konnte, haben
die Friedländerfchen Ausführungen bis zum lebten
erfchöpft und fie müffen darum auch an dieferStelle
zitiert werden, foweit die Bemerkungen den Ge-
mälden felbft gelten. Der bewährte Kenner fchreibt:
„Die Sammlung Weber hat unter den
deutfchen Privatgalerien nicht ihres-
gleichen, wenn man den Umfang und
die Qualität zugleich berückfichtigt. Der
Bilderbeftand erftreckt [ich faft über alle
Zeiten und über alle Länder, foweit
die Tafelmalerei blühte. Übrigens hatte
der Sammeleifer Webers die Kunft des
19. Jahrhunderts, die hier fehlt, keines-
wegs vernachläffigt. Die modernen Bil-
der find von den Erben zurückgehalten
worden.
Aus den dunkeln Regionen der Vor-
Eyckfchen Kunft befißt die Sammlung
ein merkwürdiges Monument. Die große
Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts ift na-
mentlich durch kölnifche Schöpfungen
vertreten, in einer faft gefchloffenen Kette,
die [ich von dem fogenannten Meifter
Wilhelm bis zu dem jüngeren Bartel
Bruyn ausdehnt. Von den Oberdeutfchen
des 16. Jahrhunderts fehlen wenige. Wir
ftoßen auf die Namen des älteren Hol-
bein, Hans v. Kulmbachs, Baidung Griens,
Schaffners, Schäufeleins und Behams.
In reicher Fülle, wie in den meiften
deutfchen Privatgalerien, entfaltet [ich
die vlämifche und die holländifche Ma-
lerei des 17. Jahrhunderts. Vollftändig-
keit ift hier nicht vergeblich erftrebt.
Kaum ein berühmter Name wird ver-
mißt, weder Rubens, noch Rembrandt,
noch Frans Hals. Es wäre bequemer,
auf die paar Lücken hinzuweifen, die
Konful Weber in vierzigjähriger Be-
mühung nicht zu füllen vermochte, als alles auf-
zuzählen, was er gefammelt hat.
Unerwartet ift die Gegenwart vieler Italiener
des 14., 15. und 16. Jahrhunderts, dabei Größen
wie Mantegna und Lorenzo Lotto, kunftgefchicht-
lich intereffante Perfönlichkeiten, wie Jacopo de
Barbari.
Der univerfelle Gefchmack diefes Sammlers
hat auch die geiftreichen Spätlinge der italieni-
fchen Malkunft, die Tiepolo und Guardi, auf-
genommen.
Im ganzen zeigt diefe Galerie mufeumsartigen
Charakter, zu dem ihr Katalog gut paßt. Neben
einer Menge von Kunftwerken, die den Lieb-
haber zu entzücken geeignet sind, eine reiche
Zahl von Monumenten, die der Kunftforfchung
Nahrung geben.“
Mit der Verweigerung der Galerie Weber weiht
das Kunftauktionshaus Rudolph Lepke fein
neues ftattliches Heim an der Potsdamerftr. 122a,b
ein, deffen prächtige, einfach gegliederte Faffade
den vornehmen Typ jener Architektur aufweift,
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Hans Müelich
Kat.-Nr. 58 der Verweigerung der Galerie Weber-Hamburg bei
Rud. Lepke-Berlin am 20.—22. Februar
Zeiten beifammen, wenn die Bilder felbft längft
in alle Winde zerftreut [ein werden.
Einen befonderen Reiz aber empfängt diefe
Publikation durch das Vorwort von Max J.
Friedländer, der in knappen Strichen dem
Sammler und feinen Schäden gerecht wird, der
es diesmal nicht nötig hat, einzelnes zu unter-
ftreichen, weil Woermann die Arbeit bereits vor-
weggenommen, der aber mit feiner anerkannten
Autorität wohl gehört werden durfte, um der
Sammlung als folcher ihr internationales Preftige
zu fichern. Es wäre Totengräberarbeit, wollte
man den Verfuch machen, die Friedländerfchen
Bemerkungen, die den höchftenWert der Präg-
nanz befit$en, irgendwie zu umfchreiben; denn
alles was diefer Galerie Weber im großen, ihrer
Eigenart und ihren Schäden nach als Geleitwort
mit auf den Weg gegeben werden konnte, haben
die Friedländerfchen Ausführungen bis zum lebten
erfchöpft und fie müffen darum auch an dieferStelle
zitiert werden, foweit die Bemerkungen den Ge-
mälden felbft gelten. Der bewährte Kenner fchreibt:
„Die Sammlung Weber hat unter den
deutfchen Privatgalerien nicht ihres-
gleichen, wenn man den Umfang und
die Qualität zugleich berückfichtigt. Der
Bilderbeftand erftreckt [ich faft über alle
Zeiten und über alle Länder, foweit
die Tafelmalerei blühte. Übrigens hatte
der Sammeleifer Webers die Kunft des
19. Jahrhunderts, die hier fehlt, keines-
wegs vernachläffigt. Die modernen Bil-
der find von den Erben zurückgehalten
worden.
Aus den dunkeln Regionen der Vor-
Eyckfchen Kunft befißt die Sammlung
ein merkwürdiges Monument. Die große
Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts ift na-
mentlich durch kölnifche Schöpfungen
vertreten, in einer faft gefchloffenen Kette,
die [ich von dem fogenannten Meifter
Wilhelm bis zu dem jüngeren Bartel
Bruyn ausdehnt. Von den Oberdeutfchen
des 16. Jahrhunderts fehlen wenige. Wir
ftoßen auf die Namen des älteren Hol-
bein, Hans v. Kulmbachs, Baidung Griens,
Schaffners, Schäufeleins und Behams.
In reicher Fülle, wie in den meiften
deutfchen Privatgalerien, entfaltet [ich
die vlämifche und die holländifche Ma-
lerei des 17. Jahrhunderts. Vollftändig-
keit ift hier nicht vergeblich erftrebt.
Kaum ein berühmter Name wird ver-
mißt, weder Rubens, noch Rembrandt,
noch Frans Hals. Es wäre bequemer,
auf die paar Lücken hinzuweifen, die
Konful Weber in vierzigjähriger Be-
mühung nicht zu füllen vermochte, als alles auf-
zuzählen, was er gefammelt hat.
Unerwartet ift die Gegenwart vieler Italiener
des 14., 15. und 16. Jahrhunderts, dabei Größen
wie Mantegna und Lorenzo Lotto, kunftgefchicht-
lich intereffante Perfönlichkeiten, wie Jacopo de
Barbari.
Der univerfelle Gefchmack diefes Sammlers
hat auch die geiftreichen Spätlinge der italieni-
fchen Malkunft, die Tiepolo und Guardi, auf-
genommen.
Im ganzen zeigt diefe Galerie mufeumsartigen
Charakter, zu dem ihr Katalog gut paßt. Neben
einer Menge von Kunftwerken, die den Lieb-
haber zu entzücken geeignet sind, eine reiche
Zahl von Monumenten, die der Kunftforfchung
Nahrung geben.“
Mit der Verweigerung der Galerie Weber weiht
das Kunftauktionshaus Rudolph Lepke fein
neues ftattliches Heim an der Potsdamerftr. 122a,b
ein, deffen prächtige, einfach gegliederte Faffade
den vornehmen Typ jener Architektur aufweift,
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