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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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9. Heft
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Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0390

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DER KUNSTMHRKT — von den Auktionen

Bevorftehende Auktionen

AMSTERDAM Die Firma Fred. Müller
& Co. hält am 14. Mai zwei bedeutende Auk-
tionen ab. Äm Vormittag kommt die Samm-
lung C. Hoogendijk zum Verkauf, deren Haupt-
beftand durch die leihweife Ausftellung im Rijks-
mufeum allgemein bekannt ift. Unter dem vielen
Guten, das diefeKollektion enthält, wäre hervorzu-
heben: ein prächtiger, ziemlich früher Jac. van
R u i s d a el (Nr.72; befchrieben in Hofftede de Groots
kritifchem Verzeichnis unter Nr. 442), ein vor-
züglicher Salomon Ruy sdael von 1641 (Nr. 73),
zwei fehr feine Porträts ter Borchs (Nr. 5u.6)
und ganz befonders zwei Werke Jan Steens
(Nr. 76 u. 77). Äuf dem einem „Der reiche Mann
und der arme Lazarus“ (Hofftede de Groot Nr. 58)
gibt uns Jan Steen eine fröhliche Gefellfchafts-
fzene; nur der Bettler im Mittelgrund — der
arme Lazarus — erinnert daran, daß wir einen
biblifchen Gegenftand vor uns haben. Das andere
Werk Steens (Nr. 77; Hofftede de Groot Nr. 418),
dem dieBlumen rechts und linksdenTitel „L’oeillet
et le rofier“ gegeben haben, läßt [ich weit zu-
rückverfolgen und eventuell mit einem Bild identi-
fizieren, das auf der Verweigerung in Amfterdam
am 9. Aug. 1739 unter dem Titel „Het rood Kousje“
(der rote Strumpf) verkauft wurde. — Außer
den Genannten find noch Qu. Brekelenkam
mit einem hübfchen Spätwerk, Jan van Goyen
mit zwei Landfchaften, Adr. van Oftade mit
einem frühen Dorfbild, Roel.Savery mit einer
typifcben Gebirgslandfchaft und verfchiedeneMei-
fter des 16. Jahrhunderts gut vertreten. — Von
den Gemälden, die am Nachmittag verfteigert
werden, dürfte am meiften intereffieren ein In-
terieur von Pieter Janffens Elinga (Nr. 131),
das in allen Einzelheiten den bekannten Stücken
des recht intereffanten de Hooch-Nachahmers
entfpricht. Wir finden die für ihn typifchen zwei
Fenfter, deren unterer Teil gefchloffen ift, ferner
an der rechten Seite den typifchen Stuhl mit dem
doppelten Schatten, ferner die immer wieder-
kehrende, zwifchen zwei Stühlen ftehende Truhe
(genau wie z. B. auf dem Bild der Münchner
Pinakothek). — Befonders gut find die Stilleben
durch fignierte Werke von A. v. Beyeren, A.
Cuyp, W. CI. Heda, Jan D. de Heem und J.
v. Son vertreten. Unter den Landfchaften ift
ein Winterbild des A. v. d.Neer, das früher in
der Sammlung Rothan in Paris hing, fehr be-
deutend. Daneben wären noch die Landfchaften
Avercamps, van Goyens und der beiden Ruis-
daels zu nennen. Durch Jan Steens „Sauve-
garde du diable“, das von H. Wente längere
Zeit im Rijksmufeum ausgeftellt war, ferner
durdi Imerieurs von Bega, von Adr. und Ifaac

Oftade und Tilborch wird das Genreftück gut
repräfentiert. Als Kuriofum erwähne ich die von
einem Haarlemer Meifter ftammende „Elegante
Gefellfchaft“ (Nr. 161), die dem mittleren Teil
der „Mufizierenden Gefellfchaft“ des D. van
Deelen im Rotterdamer Mufeum genau ent-
fpricht. Karl Lilienfeld.

BERLIN Im Kunftfalon Keller & Reiner,
Berlin, gelangen am 9. und 10. Mai zwei Samm-
lungen, die des Rechtsanwalts H. Bauer, Mün-
chen, und des Herrn S. von Suchodolski,
München, mit noch andern Bildern aus Privatbefi^
zurVerfteigerung. Der Hauptcharakter der Samm-
lungen ruht auf den modernen Münchenern.
Manch prachtvolles Werk von Defregger, Haber-
mann, Jank, Kaulbach, Piloty findet fich in diefen
Sammlungen. Auch Mitglieder der „Scholle“
wie Erler, Puß, Kropp, Münzer, Püttner find
mit äußerft charakteriftifchen Arbeiten vertreten.

Hervorzuheben find noch Werke von Berliner
Sezeffioniften wieCorinth, Liebermann, Leiftikow.

Der Katalog verzeichnet insgefamt 200 Num-
mern. Auf 20 Tafeln find die hauptfäcblichften
Werke der Sammlungen abgebildet.

* *

*

Die Firma Max Perl verfteigert vom 13. bis
15. Mai die Exlibris-Sammlung des verftorbenen
Landgerichtsrat Dr. Dillmann, Wien. Den An-
fang machen ältere Exlibris aus Deutfchland und
Öfterreich und den meiften außerdeutfchen Län-
dern. Unter den Arbeiten des 19. und 20. Jahr-
hunderts befinden fich reichhaltige Kollektionen
von Baftanier, Willi Geiger, Heroux und Klinger
und das Exlibris von Warnecke von Wilhelm
Bufch. Außerdem umfaßt der Katalog eine An-
zahl Sammlungen von mehreren hundert Blät-
tern und gewährt mit insgefamt 1311 Nummern
einen guten Überblick über die Entwicklung der

Exlibris-Kunft. * *

*

Bei Amsler & Ruthardt findet vom 5. bis
7. Juni die Verfteigerung der Sammlung Oscar
von zur Mühlen, St. Petersburg, ftatt, die
Handzeichnungen und Aquarelle berühmter Mei-
fter aller Schulen des 15.—20. Jahrhunderts um-
faßt. Erwähnt feien Arbeiten von Breughel,
Chodowiecki, Correggio, Goyen, Hollar, Rubens,
Hofemann, Genelli, Greiner, Klinger, Liebermann,
Menzel, Richter, Schwind u. a. Der Katalog mit
reichen Illuftrationen verzeichnet im ganzen
946 Nummern. Ein ausführlicher Vorbericht über
diefe Verfteigerung wird im nächften Hefte
folgen.

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