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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 4.1912

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13. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25673#0557

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SAMMLUNGEN

ISACK VAN OSTÄDE, Vor dem Gafthaufe

befchrieben. („Befchreibendes und hiftorifdies
Verzeichnis der Werke der hervorragenden
holländifchen Maler des 17. Jahrhunderts“,

III. Band 1910, S. 480, Nr. 77, aus den Samm-
lungen Sir W. Knighton und H. White in London.)
Das Bild ift voll [igniert „Isack van Oftade“ und
trägt die Jahreszahl 1649, das Todesdatum des
Künftlers. Die atmofphärifche Stimmung ist treff-
lich wiedergegeben; die vielen holländifchen
Landfehaftern diefer Zeit gemeinfamen Staffage-
figuren find dem Rahmen der Landfchaft ge-
fchickt eingefügt. Die Abbildung erfpart dem
Berichterftatter eine nähere Befchreibung des
Bildes, das alle Eigenfchaften eines vornehmen
„Galerieftückes“ befi^t.

Die zweite Erwerbung ift ein Porträt von
Sir Henry Raeburn (Ölgemälde auf Leinwand,
76,5:63,5cm). Der Hauptreiz des Werkes liegtim
Kolorit; von der kühnen impreffioniftifchen Mal-
weife des Bildes kann natürlich auch eine flüchtige
Farbenangabe keine Vorftellung geben. Von
einem graugrünen Hintergrund hebt fich das rofige
Gefidit eines blonden Mannes ab, der ein wenig
feminine Züge trägt. Das Dunkelblau des Rockes
wird durch die gelben Meffingknöpfe belebt,

Kragen und Halsbinde find hellweiß. Der Dar-
geftellte wird traditionell „Captain Patrick Stir—
ling“ benannt; er wäre demnach Angehöriger
einer Familie, deren einige Mitglieder Raeburn
wiederholt gemalt hat. Die Beftimmung auf
Raeburn erfolgte aus ftiliftifchen Gründen. Der
Vergleich mit den gefieberten Bildniffen des
Meifters, der durch das reiche Abbildungsmaterial
neuerer Monographien wie z. B. des Werkes
von Ärmftrong (London 1901, Katalog von J. L.
Caw) oder James Greigs, Sir Henry Raeburn, his
life and works with a catalogue of his pictures,
Extra-Number des Connoisseur (1911), fehr er-
leichtert wird, verleiht diefer Zufdireibung die
größte Wahrfcheinlichkeit. Dort findet man die
auffallendften Übereinftimmungen in der im-
preffioniftifchen Technik, in der Art, wie der
Kopf ins Proßl gefegt ift, in den Detailformen
des Geficktes wie namentlich in der Bildung der
Nafe und der Augenbrauen, in der flockigen
Behandlung der blonden, ein wenig ins Gräu-
liche fpielenden Haare.

Die beiden hier befprochenen Bilder wurden
von der Berliner Filiale der Firma Thomas
Ägnew & Sons erworben. K, R.

Wien, Gemäldegalerie des Hh. Kaiferhaufes

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