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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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2. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0087
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SAMMLUNGEN

Odiot, Ducatel und Spißer vereinigt und be-
fonders reich an byzantinifchen, romanifchen und
gotifchen Elfenbeinen ift, dem Louvre ver-
machen wird.

Seit Mitte Dezember ift auch das ftaatliche
Mufeum Jacquemart Andre eröffnet worden,
deffen Hauptftück die Pilger von Emmaus von
Rembrandt bilden. Außerdem befißt diefes Mu-
feum Gemälde der Primitiven, von Murillo,
Tiepolo, Watteau, Greuze, Prudhon, Tapifferien
und viel Kunftgewerbe. O. G.

AMSTERDAM RIJKSMUSEUM. Äert de
Gelders „König David“ aus der Sammlung
Steengracht ift durch Gefchenk eines Ungenann-
ten in den Befiß des Rijksmufeums gelangt und
vorläufig in dem kleinen Rembrandtkabinet
zwifchen den „Staalmeefters“ und der „Nacht-
wache“ aufgehängt. Merkwürdig ift die helle
Farbengebung. Der ftruppige weiße Bart, der
weiße Turban und Hermelinkragen, die lichte
Hauifarbe laffen unwillkürlich an Vlamland und
fchüchtern an einen „Rubens“ denken. Wenn
man ßch deffen Männerkopf in Frankfurt (Städel)
erinnert, mit dem rofigen Kolorit im Inkarnat
und in der Gewandung, wird der Hinweis nicht
mehr fo fremd erfcheinen. Die außergewöhn-
liche Farbenfrifche bei König David ift wohl
darauf zurückzuführen, daß die gelb-tonige
Firnißlage, die fonft die Holländer des 17. Jahr-
hunderts deckt, entfernt worden ift. Sonft würde
man in feinem Maler den fpäten Rembrandt-
fchüler noch leichter entdecken, als dies jeßt der
Fall ift. Eine Farbenharmonie, wie ße der rote
Plüfch der Tifchdecke mit dem Gold-braun des
Gewandes und dem kühlen Blaß-blau des Stoffes
im Hintergrund bildet, hat faßt ihre ausfchließ-
liche Verwendung in der Rembrandtfchule ge-
funden. Die Modellierung des Kopfes ift im
allgemeinen fchwach, obwohl die pfychologifche
Auffaffung einzelner Züge, wie die merkwürdig
kleinen Äugen und der charaktervolle Mund von
hoher Qualität zeugen. Karl Lilienfeld, in der
Befprechung der Sammlung Steengracht (Cicerone,
V, Heft 9), feßt infolge des Umftandes, daß das
warme Helldunkel bereits einem kühlen, bläulich-
grauen Tone weicht, die Entftehung des „äußerft
effektvollen Phantaße-Bildniffes“ in die fpätere
Zeit (nach 1690). — Das Gemälde war auf der
Auktion Steengracht von dem Vorftand der „Rem-
brandt-Vereinigung“ für mehr als 50000 frs. an-
gekauft worden. R. B.

BRÜSSEL Dem MUSEUM FÜR ALTE
KUNST wurde von der Gefellfchaft der Mu~
feumsfreunde ein Bildnis der Margarethe von
Öfterreich, Statthalterin der Niederlande, zum

Gefchenk gemacht. Das auf Holz gemalte Bild-
chen ift mehr vom hiftorifchen als vom künft-
lerifchen Standpunkt wertvoll und weift keine
der Eigenfchaften auf, welche es auf einen be-
deutenden Meifter zurückführen laffen. Es ftammt
aus der Sammlung Lucas Moreno in Paris und
ßgurierte auf der vorjährigen Genfer Äusftellung
für flandrifche Kunft.

Am 10. Januar, alfo vier Jahre nach dem Tode
des Stifters, wurde die dem alten Mufeum von
dem hier verdorbenen Holländer Jonkheer de
Grez vermachte Sammlung von Handzeich-
nungen und Stichen dem Publikum zugänglich
gemacht. Diefe wurde von einem Vorfahren,
dem holländifchen Kunftfreund Arnold Ingen-
Housz in Breda, vor etwa hundert Jahren an-
gelegt und feitdem fort und fort vermehrt, fo
daß die dem Mufeum hinterlaffene Anzahl von
Handzeichnungen, Aquarellen und Stichen der
deutfchen, holländifchen, italienifchen, englifchen
und franzöfifchen Schulen des 16.—18. Jahrhun-
derts auf 5000 angewachfen war. Am bedeu-
tendften find die Holländer vertreten, unter denen
fich eine kleine Zeichnung Rembrandts bepndet,
die eine junge Frau vor einem Spiegel darftellt
und feinerzeit für 9000 Franken erworben wurde.
Die Sammlung wird ferienweife in einem der
Säle des alten Mufeums vorgeführt werden, fo
daß ßch das Publikum fukzeffive mit ihr be-
kannt machen kann.

Nachdem, wie gefchildert, foeben die bedeu-
tende Schenkung des Jonkheer de Grez den
Kunftfreunden zugänglich gemacht wurde, hat
die Witwe desfelben jeßt eine weitere der
erfteren hinzugefügt. Es find das ca. 4000 Stiche
und Radierungen derfelben Schulen vorn 16. bis
Anfang des 19. Jahrhunderts, welche dem Kgl.
Kupferftichkabinett überwiefen wurden, wo fic
der Konfervator desfelben, Herr Rene van
Baftelaer, zu ordnen im Begriff ift. Wenn
auch viel weniger wertvoll als die der Hand-
zeichnungen, Aquarelle ufw., ift diefe Gabe
immerhin als eine Bereicherung der Kgl. Samm-
lungen zu betrachten und wird fo manche Lücke
derfelben ausfüllen können. F. M.

HAAG GEMEENTE MUSEUM. Sechs alte
Gemälde aus dem Befiße von Jhr. V. de Stuers
ßnd zeitweilig an dem Plaß aufgehängt, an dem
der große van Goijen hing, der augenblicklich
reftauriert wird. Ein lebendiger Jan Steen fei
an erfter Stelle genannt, ein umfangreiches Bild,
auf dem ein Jahrmarkt und ein Pferdemarkt
dargeftellt ift. Das merkwürdigfte daran ift ohne
Zweifel, daß van Goijen die Landfchaft und den
Himmel malte, während Jan Steen die Fröhlich-
keit hinbrachte. Die Fröhlichkeit von trappenden

Der Cicerone. VI. lahrg., 2. Heft 5

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