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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 6.1914

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10. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26375#0404
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SAMMLUNGEN

Im MÄRKISCHEN MUSEUM wurde kürzlich
vor einem erl.efenen Kreife, in dem auch die
Vertreter der klaffifchen Archäologie nicht fehlten,
eine Äusftellung der prähiftorifchen Ab-
teilung eröffnet, die Rechenfchaft ablegen follte
von der Tätigkeit diefer Abteilung, die unter
Leitung Dr. Kiekebufchs ganz im Stillen über-
aus wertvolle Refultate für die heimifche Boden-
forfchung gewonnen hat. Im Mittelpunkt der
Äusftellung ftehen die Ergebniffe der Gra-
bungen in Buch, wo bei den Äusfchachtungen
für die 4. ftädtifdie Irrenanftalt die Spuren einer
bronzezeitlichen Änfiedelung (1200—800 v. Chr.)
zum Vorfchein kamen, deren Verfolgung dann
weiter zur Aufdeckung der größten bisher ge-
fundenen Siedelung diefer Zeit auf märkifdiem
Boden führten. Der Dorfplan läßt erkennen, daß
das Dorf weder ein Straßendorf war, noch ein
Rundling, fondern daß unregelmäßig gebaut
wurde. Nur an einer Stelle ftanden acht Hütten
in einer Reihe neben einer großen Halle, der
Beweis einer Art Vorherrfchaft eines einzelnen.
Die Häufer ßnd durchweg viereckig, feiten recht-
winklig, meift mit einer Vorhalle, gelegentlich auch
einmal mit einem dritten Raum verfehen. Spuren
eingeftürzter Giebelwände ermöglichten eine voll-
ftändige und ftets im fachlichen begründete Re-
konftruktion, wobei fich wie bei der ganzen
Grabung Parallelen zu den frühgriechifchen Sie-
delungen herausftellten. Die Äusftellung, die den
ganzen Sommer über erhalten bleibt, könnte,
bei fleißigem Befuch, mit ihrer muftergültigen
einfach-gefchmackvollen und inftruktiven Anord-
nung Liebe und Verftändnis zur heimatlichen
Vorgefchichte wecken, die beide um fo wertvoller
wären, als hier ja jeder tagtäglich in die Lage
kommen kann, auch durch befcheidenfte Beob-
achtungen der heimatlichen Wiffenfchaft Dienfte
zu leiften. H. Fr.

HERZOGENBUSCH Mufeumspläne.
Die Abteilung für Kunft und Wiffenfchaft im
niederländifchen Minifterium des Inneren zog
in Erwägung, den wertvollen mittelalterlichen
Priefterchor der St. Katharinenkirche wiederher-
zuftellen. In Verbindung damit ergriff Guftaaf
van Kalcken, Direktor des Mufeums für mittel-
alterliche Kunft in Haarlem, die Initiative, um
in der genannten Kirche, die ihm für eine ge-
wiffe Summe zur Verfügung geftellt wurde, ein
Mufeum für alte Kirchenkunft zu errichten.

R. B.

LONDON Die Countess of Carlisle hat
der NATIONAL GALLERY ein vorzügliches
männliches Porträt von Rubens, den „Earl
of Arundel“ darftellend, als Gefchenk überwiefen.

Das Werk, das in der Caftle Howard Kollektion
hing, ift Kennern wohlbekannt und feinerzeit
von Waagen als eines der beften Porträts von
Rubens bezeichnet worden. Das Bild ift ganz
befonders willkommen, weil die National Gallery
bisher kein Männerporträt von Rubens befaß.
Um fo unbegreiflicher klingt eine Nachricht in
der „Times“, derzufolge das Porträt „für längere
Zeit nicht ausgeftellt werden wird, wenn es
überhaupt fo aufgehängt wird, daß, ohne be-
fondere Erlaubnis, Befucher der Galerie es wer-
den befichtigen können“. Nur damit die Beamten
es fehen, hat die Gräfin das Bild doch wohl
kaum geftiftet. Hat fie felber diefe Bedingung
an die Gabe geknüpft, fo ift natürlich nichts da-
gegen zu fagen. Ift dem aber nicht fo, fteht zu
hoffen, daß fie felber gegen eine derartige felt-
fame Entfcheidung energifch proteftieren wird.
Wer wird unter folchen Umftänden noch Werke
der National Gallery überlaffen? Eine Erklärung
ift dringend vonnöten.

* *

*

Am 7. Mai wurde der neue Flügel des BRI-
TISCHEN MUSEUMS, die fogenannten König
Eduard-Galerien, feierlich von König Georg er-
öffnet. In zwei der neuen Galerien werden jetjt
Ausheilungen von Schäden des Mufeums ab-
gehalten: Japanifche und chinepfche Malereien
aus der dem Mufeum vor einiger Zeit ge-
fchenkten Arthur Morrifon-Kollektion; die hoch-
bedeutende Steinkollektion aus Turkeftan und
Handzeichnungen und Stiche der verfchiedenen
Schulen, von Mr. Campbell Dogdfon zufammen-
geftellt. Der neue Flügel ift in feiner Außen-
architektur dem alten Gebäude angepaßt worden.
Über die Geftaltung und Anlage der Säle felber,
die keineswegs den Beifall aller pnden, und
über die in ihnen arrangierten Ausheilungen wird
fpäter noch einiges zu fagen fein. F.

ST. PETERSBURG Das MUSEUM ALT-
PETERSBURG hat vom Herausgeber der „Staryje
Gody“, Herrn P. P. Weiner eine Sammlung
von 245 Zeichnungen und Entwürfen des ita-
lienifchen Architekten Giacomo Quarenghi
(1744—1817), der feit 1779 in Rußland tätig war,
als Gefchenk erhalten. Die Sammlung ift in
Italien erworben worden. P. E.

TERNI Die der Stadtgemeinde gehörigen
Kunftwerke, darunter Bilder der Schulen von
Foligno und Perugia, ein Leinwandbild des Joffe
van Gent und ein großes Altarwerk des Spagna,
follen jetjt in einem gut belichteten großen Saale
des Palazzo Comunale zu einer Galerie ver-
einigt werden. W. B.

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