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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 1/2
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0047
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AUSSTELLUNGEN

Arbeiten von Gabriele Munter gezeigt, die
zwar kein befonders ftarkes Taient, aber einen
feinen Sinn für Farbenabtönungen und ihre
Stimmungswerte verraten.
Im KÜNSTLERHAUSE erinnerte eine Gedacht-
nisausfteiiung an Max Uth, deffen Entwicklung
von den frühen, ganz unter Brachtfchem Ein-
fluß gemaiten dekorativen Landfchaften über
die feinen, aber weder fonderiich ftarken noch
eigenen impreffioniftifchen Biider zu den Arbei-
ten der leßten Jahre deutiich wird. Diefe leßten
Arbeiten in ihrer heben Sonnigkeit und der
größer, aber nicht leerer gewordenen Form-
biidung find feibftändige Leitungen von gutem
Range.
Im BEUTH-SCHINKEL-MUSEUM derTech-
nifchen Hochfchule ift unter dem Titel „Der
Krieg in drei Jahrhunderten" eine Aus-
hebung eröffnet worden, die in graphifchen
Blättern aus dem 16.—18. Jahrhundert Krieg und
Krieger jener Zeit vorführt. Aus der Beuth-
fchen Sammlung mit Zuhiifenahme einiger Privat-
fammlungen find Biätter deutfcher, hobändifcher,
franzöfifcher und italienifcher Meifter ausgelefen,
unter denen namentlich Dürer, Cahot, Stefano
deba Beba und Chodowiecki mit fchönen Reihen
vertreten find. Ein Katalog der Aushebung von
Geh. Rat M. Gg. Zimmermann kiärt über die
kulturhiftorifchen Bedingungen der Biätter und
über die Entwicklung von Kriegswefen und
kriegerifcher Tracht kurz auf.
Endlich ift noch eine Aushebung von künft-
lerifchen Modebiidern im HOHENZOLLERN-
KUNSTGEWERBEHAUSE zu erwähnen, der
auch große und kieine Modeile eingegiiedert
find. Den Wert für das Modenwefen zu be-
urteilen, fteht mir nicht zu. Aber rein künft-
ierifch findet fich manches hübfche und feffelnde
Biatt darunter. H. Fr.
BRÜSSEL Hier findet im NEUEN MUSEUM
eineWeihnachtsausfteilung graphifcherKunft ftatt,
welche einen Teii des Materials der im vorigen
Jahre durch den Krieg unterbrochenen Weltaus-
ftehung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig
enthäit. Es fob damit ein Biid der guten Ge-
famtieiftungen deutfcher graphifdier Kunft ge-
boten, und auch zugleich den Belgiern gezeigt
werden, was wir leiften. Für diefe ift eine be-
fondere Gruppe bildlicher Darftebungen aus Bel-
gien vorhanden, die fie intereffieren dürften.
Außer den 250 Nummern graphifcher Biätter be-
finden fich auch mehrere Vitrinen mit Einbänden
auf der Aushebung, welche vom Generalgou-
verneur Frhrn. von Biffing mit einer längeren
Anfprache eröffnet wurde, in der er darauf

hinwies, daß Deutfchiand troß feinen Kriegs-
leiftungen nicht die Kulturintereffen vernach-
iäffige. F. M.
DRESDEN (Fortfeßung aus Heft 23/24,1915.)
An den eigentlichen Kriegsbiidern — zumeift
ganz fchnehen Studien — feffeite zunächft die
Vielfeitigkeit der Erfcheinungen, fodann aber
auch die Vielgeftaitigkeit der Form. Das wird
für die Gefchichte diefes Krieges einmal das
Wertvolle des Anteiis der Kunft an ihm wer-
den, daß er durch fo verfchiedenartige Tem-
peramente gefehen worden ift. Das war bei
Schilderungen früherer Kriege nicht der Fab,
konnte nicht der Fab fein, weil fie vor-
wiegend unter dem Einfiuffe des Atelier-
lichtes entftanden waren, Kompofitionen dar-
ftellten, die zumeift oder doch mindeftens teil-
weife der freien Phantafie ihre Entftehung ver-
dankten, Arbeiten, die nur in vereinzelten Fällen
im unmittelbaren Anblick kriegerifcher Hand-
lungen felbft erfchaffen wurden, fondern günftig-
ftenfalls als verhältnismäßig fpäte Niederfchriften
einer Erinnerung oder nach Erzählungen Dritter,
die „dabei gewefen waren". Sie mögen vor
mancher der Arbeiten aus diefem Kriege den
Vorzug größerer bildmäßiger Rundung haben;
die unmittelbare Lebendigkeit jedoch, welche
die Zeichnungen aus diefem Kriege befißen,
fehlt ihnen. Die Kriegszeichner und Kriegs-
maler von heute, vor allem diejenigen, die felbft
als Kämpfer mit im Felde ftehen, fchildern uns
den Krieg in feiner vollen, gigantifchen Größe,
der gegebenenfalls die ganze Graufigkeit bei-
gefelit ift, von der er erfüllt ift. Selbft dort, wo
fie nur das rein Landfchaftliche eines Gefechts-
geländes während eines Kampfes oder nach
einem folchen im Bilde fefthalten, befteht der
ftärkfte Gegenfaß zu früheren Kriegsbildern, web
diefe Schilderungen durchfühlt find, weil fie den
Stempel der vollften Unmittelbarkeit tragen.
Nur das wenigfte von all diefem im unmittel-
baren Anblick des Krieges und feiner Gefcheh-
niffe Erfchaffene ift bildhaft erfaßt; zumeift handeit
es fich um fchnelle Niederfchriften, flüchtige
Studien, die fpäterem Schaffen einmal als Grund-
lage dienen werden. Da fah man z. B. R. B u r ck -
hardt-Untermhaus, wie er in fdhnellem Wurfe
ruhende Truppen hingezeichnet hat, oder Karl
Pereß, der einen Gottesdienft im Freien fchil-
dert. M. Claus führt einen bombenficheren
Unterftand im Bilde vor und H. Herßing zeigt
ein Hausinneres in Polen. Andere Maler be-
vorzugen landfchaftliche Darftebungen: Paul
Wilhelm z. B., der charaktervolle Zeichnungen
aus dem Weften gefandt hat, Karl Kröner,
der die Kampflandfchaft um Laon, H- Rüther,

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