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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 1/2
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0048

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AUSSTELLUNGEN

der Gegenden in der Champagne und bei Rethei
fchildert. Und wieder andere befaffen [ich mit
Figurenbildern, z. B. Müller-Gräfe, der Sol-
datengruppen zeichnet, oder W. Seume, der
dramatifch bewegte Szenen von den Ruffen-
greuein in Oftpreußen gibt. In mitteibarer
Beziehung zu diefem großen Kriege [tehen
übrigens auch die Arbeiten Sa[cha Schneiders,
die zugleich mit die[en Kriegsbiidern in der
Gaierie Arnold ausgeftellt waren. Freilich [ind
[ie losgelöft vom Ge[chehen des Tages; [ie fym-
bolißeren gewiffermaßen nur den Krieg. Ich
brauche mich über die Eigenart der künftlerifdien
Betätigung Schneiders, der bis zum Ausbruch
des Krieges zwifchen Ö[terreich-Ungarn und
Italien in Florenz lebte und nun feinen Aufent-
halt in Hellerau bei Dresden genommen hat,
nicht von neuem zu verbreiten; das ift aus-
führlich an diefer Stelle gefchehen, als der
Künftler im Jahre 1912 in Dresden eine große
Sonderausftellung feiner Arbeiten veranftaltete.
Immer von neuem bewundern muß man an
Schneiders Kunft das unverrückbare Schönheits-
ideal, das er [ich gebildet hat, und das er formal
wie dem Stoffe nach mit fouveräner Meifter-
fchaft zum Ausdruck zu bringen weiß. Diefe
Körper, die er als Perfonifikationen von Sieg
und Heldenmut und Opferfreudigkeit fchildert,
find in der Tat von fieghafter Schönheit, von
heldifcher, monumentaier Größe; ihr Anblick
macht uns das Wort „Krieg" zu einem Begriff,
den wir unbedingt mit dem Worte „Sieg" ver-
mählen müffen. wd.
HAAG Im GEMEENTEMUSEUM hat Prof.
Dr. W. Martin eine durch ihn zufammengetragene
Sammlung von Photographien und andern Re-
produktionen nach niederländifchen Bildern des
15.—T8. Jahrhunderts ausgeftellt, die uns ein an-
fchauliches Bild von der Schaffensweife und den
Ateliergebräuchen der alten holländifchen Meifter
vermittelt.
Die KUNSTHANDLUNG KLEYKAMP ver-
anftaltet in ihren Sälen zu gemeinnüßigen Zwecken
eine Ausfteliung von Kunftwerken aus Haager
Privatbefi§, die Bezug haben auf die nieder-
ländifchen Seehelden und ihre Taten. Außer
Gemälden, Stichen, allerlei Reliquien u. dergl.
find auch fonft unzugängliche Miniaturen aus
königlichem Befiß zu fehen. 0. H.
LEIDEN Im ETHNOGRAPHISCHEN REICHS-
MUSEUM in Leiden ift am 1. November eine
Ausfteliung buddhiftifcher Kunft eröffnet
worden, die bis zum 1. Mai 1916 dauern foll.
Sie umfaßt eine verhältnismäßig kleine Anzahl

befonders gut ausgewählter Skulpturen und Ma-
lereien aus Java, Japan, Tibet und China, Korea,
Siam und Kambodfcha. Die ganz hervorragende
Qualität der ausgeftellten Kunftwerke macht es
auch einem auf andere Normen eingeftellten Auge
leicht, ein Verhältnis zu diefen in vorgefchrie-
benen, gebundenen Formeln fchaffenden Künft-
lern zu gewinnen, von deren aus religiöfer
Ekftafe geborenen Emanationen nur vor folchen
Originalen, nicht aber auf Grund der vielver-
breiteten Nachahmungen und minderwertigen
Maffenartikel ein gerechtes Urteil zu bilden ift.
O. H.
WORMS Die Vollendung des Hauptbildes
von dem großartigen Nibelungenzyklus im Feft-
faale des Cornelianums, an das Karl Schmoll
v.Eifenwerth kürzlich die leßteHand anlegte,
nachdem ihn der Kriegsausbruch zu längerer
Unterbrechung feiner Arbeit gezwungen hatte,
gab den Anftoß zu einer vornehm wirkenden
Ausfteliung in der hiefigen GEMÄLDEGALERIE.
Sie bietet eine willkommene Gelegenheit, auch
mit anderen Werken des Künftlers bekannt zu
werden, der als Wandmaler fo Bedeutendes
leiftete. DasHauptintereffe beanfpruchen natür-
lich die ausgeftellten Entwürfe zu den hiefigen
Wandbildern und zu denen im Stuttgarter Hof-
theater und Kunftgebäude, fowie in der Uni-
verfitätsbibiiothek zu Tübingen. Neben einer
Reihe von flotten Figurenftudien und Farben-
fkizzen find photographifche Aufnahmen der
fertigen Gemälde zu fehen. Außerdem werden
drei umfangreiche Teilkartons zu der Tübinger
Kompofition „Odyffeus in der Unterwelt" vor-
geführt. Und endlich gibt eine hübfche Aus-
wahl von Ol- und Temperabildern, Aquarellen,
farbigen Lithographien und Holzfchnitten, Zeich-
nungen und Radierungen des Meifters einen
anfchaulichen Begriff von feinem zielficheren,
künftlerifchen Streben, das ihn in den Befiß
aller Ausdrucksmittel feiner Kunft brachte. Wie
die Gemälde „Weiße Rofen" und „Im Bauern-
zimmer", „Auf feifigem Ufer" und „Der Blu-
menftock" bezeugen, verfügt er vor allem
über ein fein kultiviertes Farbenempfinden.
Er vermeidet grelle Töne und verzichtet auf
ftarke Kontrafte. Deshalb liebt er in der
Landfchaft nur die zarten, gedämpften Stim-
mungen. Wie fchon die Bildtitel „Das alte
Klofter", „Sonnenlichter" oder „Der kahle Gar-
ten" andeuten, weht dem Befchauer aus diefen
Schilderungen ein Hauch von Märchen und
Poefie entgegen. Ein Gleiches gilt auch von
den reizenden Lithographien. Kraftvoll in der
Linienführung und von ftarker dekorativer Wir-
kung find dagegen die kleinformatigen Farben-

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