DER KUNSTMARKT — VERSTEIGERUNGEN
Bevorstehende Versteigerungen
DIE VERSTEIGERUNG DER SAMM-
LUNG SCHMEIL Wie bereits an diefer
Steiie mitgeteiit, kommt am 17. Oktober bei
Paui Caffirer in Beriin unter Leitung von
Hugo Heibing in München die ja in Fachkreifen
nicht unbekannte Sammiung Schmei) zur Ver-
steigerung, über deren Bedeutung und Gefchichte
Friß von Oftini in dem Vorwort zu dem reich und
vornehm ausgeftattcten, umfangreichen Kataiog
berichtet. Den Ergebnissen diefer Versteigerung
darf mit befonderer Spannung entgegengefehen
werden, weii fie für die börfenmäßige Wertung
einer gewiffen Richtung deutfeher Kunft charak-
teriftifch fein wird. Vor aiiem dürfte es fich
zeigen, ob die in den testen Jahren durdh kiuge
Spekulation fo fehr in die Höhe gefchneiiten
Preife für die fogenannte Leibigruppe beftehen
werden und ob man auf Schuch und Trübner
audi in Zukunft feßen wird wie auf Manet und
Renoir. Denn Schließlich ift künftierifche Quali-
tät ein abfoiuter, von den nationaien Grenzen
unabhängiger Begriff. Die künftierifche Qualität
ift es auch, die der Sammiung Sdimeii gegen"
über im Ganzen verfagt, fo bedeutend auch
einzeine Stücke der 144 Nummern umfaffenden
Galerie fein mögen. Aber feibft da, wo es fich
um wirkiieh erfte Namen handelt, ift es nicht
immer erftklaffige Ware, die angeboten wird,
obwohl als Ausgleich einzeine Stücke wie das
große Stiileben von Schuch, der feine Böck-
lin, einige hervorragende Courbets ftark ins
Gewicht faiien. Unter den Bildern von Leibi
ift das Porträt des Malers Bodenftein zweifellos
das fchwächfte, unter denen von Liebermann
müffen die frühen „Konfervenmacherinnen"
und das „Dorfidyll" von 1879 befonders her-
vorgehoben werden. Neben zwei Hauptwerken
Segantinis und einigen zum Teil fehr be-
deutenden Arbeiten Spißwegs dürften das feine
Stiileben von Trübner vom Jahre 1877 und die
beiden Thoma intereffieren. Nicht unerwähnt
feien endlich jene Starken Vertreter der Diez-
fchule, die wie Carl Georg Ernft Zimmer-
mann oder der noch Stärkere C. Mayr-Graz,
nicht zuletzt der alte Diez feibft, erftkiaffig ver-
treten find. Audi Aiois Erdtelt muß in diefem
Zufammenhang genannt werden. Aus dem
übrigen Durchfchnitt Münchner Kunft ragen die
beiden Uh des, Speziell das Damenbiidnis, be-
fonders hervor. Auch darf bei diefer kurzen
Andeutung Hodler mit den drei fehr feinen
Bildern eben Sowenig vergeffen werden wie der
aite Jofef Israels, von dem zwei charakterifti-
fche Werke zum Verkauf gelangen. n.
BERLIN Zu den wichtigen Versteigerungen,
mit denen das Kunfthaus Rudolph Lepke
feine im Sommer unterbrochene Tätigkeit im
Spätherbft fortfeßt, gehört der vom 3. - 6. Oktober
unter den Hammer gelangende Nachlaß des
Freiherrn Hugo von Mecklenburg auf
Pantliß, über den ein reich illuftrierter Kata-
og mit einem Vorwort von Dr. Deneke Aus-
kunft gibt. Der erfte Teil der Verweigerung
bringt am 3. Oktober europäifches und oft-
afiatifches Porzellan, Miniaturen, Dofen und
Kieinkunft, am 4. Oktober Möbel, Gläfer, fowie
Arbeiten in Elfenbein und Zinn zur Verfteigerung.
Es foigen an den beiden nächften Tagen Arbeiten
in Goid und Silber, Marmor, deutfehe Fayencen,
Steinzeug des 16. bis 18. Jahrhunderts. Wichtig
ift eine eigene Abteilung Delfter Fayencen, die
ebenfalls am 6. Oktober zum Ausruf kommt,
im Ganzen umfaßt die Sammiung 1443 Nummern,
die Zeugen eines kultivierten Gefchmacks und
erftaunlicher Vielfeitigkeit find.
Am 30. Oktober kommt ebenfaiis bei Rud.
Lepke zur Verfteigerung die Sammlung des
Holfteiner Malers Joh. Vahldiek, die durch
Vermächtnis des Eigentümers dem Deutfchen
Reich und durch Kaiferiiche Kabinettsorder
Seiner Majeftät des Kaifers der Reichsmarine-
ftiftung zur Verwertung für die Wiederherstel-
lung und Kräftigung der Gefundheit von Offi-
zieren, Beamten und Mannfch^ften der Kaifer-
iichen Marine überwiefen wurde. Die Koiiektion
enthält u. a. eingelegte Möbel des 18. Jahr-
hunderts, Braunfehweiger Perltifche, Gemälde
alter Meifter (darunter einen Rubens, den Max
Roofes als Nr. 583 feines großen Rubenskata-
ioges befchrieben hat). Von den neueren Bildern
intereffieren befonders Vahidieks eigene Arbeiten.
Diefer mit der Düffeidorfer Schule (unci zwar
mit ihren guten Seiten) zufammenhängende nord-
deuifche Maler, der keinem Ausftellungsverbande
angehörte und als reicher Sonderling in völliger
Zurückgezogenheit ein hohes Alter erreichte, hat
die fehiiehte Sdiönheit Holfteins künftlerifch er-
lebt, zu einer Zeit, die Solcher Heimatkunft noch
recht ferne ftand. Bisweilen, fo bei Nr. 155
(badende Mädchen) Scheint er fich mit feinem
Landsmann Rohlfs zu begegnen. Der Katalog,
zu dem Walter Stengel ein Vorwort gefchrieben
hat, bildet u. a. einen Schreibfchrank des 18.
Jahrhunderts ab, ferner eine prachtvolle barocke
Hoizfchnißerei, die aus der Kirche in Eutin ftammt,
eine Taufbeckendecke mit Laub- und Bandel-
werkdekor, dann von Vahldiek eine 1865 da-
tierte Freilichtftudie und einen Reiterkampf von
überrafchender malerifcher Dramatik, endlich eine
köftliche frühe Federzeichnung des Hambur-
gers Hermann Kauffmann.
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Bevorstehende Versteigerungen
DIE VERSTEIGERUNG DER SAMM-
LUNG SCHMEIL Wie bereits an diefer
Steiie mitgeteiit, kommt am 17. Oktober bei
Paui Caffirer in Beriin unter Leitung von
Hugo Heibing in München die ja in Fachkreifen
nicht unbekannte Sammiung Schmei) zur Ver-
steigerung, über deren Bedeutung und Gefchichte
Friß von Oftini in dem Vorwort zu dem reich und
vornehm ausgeftattcten, umfangreichen Kataiog
berichtet. Den Ergebnissen diefer Versteigerung
darf mit befonderer Spannung entgegengefehen
werden, weii fie für die börfenmäßige Wertung
einer gewiffen Richtung deutfeher Kunft charak-
teriftifch fein wird. Vor aiiem dürfte es fich
zeigen, ob die in den testen Jahren durdh kiuge
Spekulation fo fehr in die Höhe gefchneiiten
Preife für die fogenannte Leibigruppe beftehen
werden und ob man auf Schuch und Trübner
audi in Zukunft feßen wird wie auf Manet und
Renoir. Denn Schließlich ift künftierifche Quali-
tät ein abfoiuter, von den nationaien Grenzen
unabhängiger Begriff. Die künftierifche Qualität
ift es auch, die der Sammiung Sdimeii gegen"
über im Ganzen verfagt, fo bedeutend auch
einzeine Stücke der 144 Nummern umfaffenden
Galerie fein mögen. Aber feibft da, wo es fich
um wirkiieh erfte Namen handelt, ift es nicht
immer erftklaffige Ware, die angeboten wird,
obwohl als Ausgleich einzeine Stücke wie das
große Stiileben von Schuch, der feine Böck-
lin, einige hervorragende Courbets ftark ins
Gewicht faiien. Unter den Bildern von Leibi
ift das Porträt des Malers Bodenftein zweifellos
das fchwächfte, unter denen von Liebermann
müffen die frühen „Konfervenmacherinnen"
und das „Dorfidyll" von 1879 befonders her-
vorgehoben werden. Neben zwei Hauptwerken
Segantinis und einigen zum Teil fehr be-
deutenden Arbeiten Spißwegs dürften das feine
Stiileben von Trübner vom Jahre 1877 und die
beiden Thoma intereffieren. Nicht unerwähnt
feien endlich jene Starken Vertreter der Diez-
fchule, die wie Carl Georg Ernft Zimmer-
mann oder der noch Stärkere C. Mayr-Graz,
nicht zuletzt der alte Diez feibft, erftkiaffig ver-
treten find. Audi Aiois Erdtelt muß in diefem
Zufammenhang genannt werden. Aus dem
übrigen Durchfchnitt Münchner Kunft ragen die
beiden Uh des, Speziell das Damenbiidnis, be-
fonders hervor. Auch darf bei diefer kurzen
Andeutung Hodler mit den drei fehr feinen
Bildern eben Sowenig vergeffen werden wie der
aite Jofef Israels, von dem zwei charakterifti-
fche Werke zum Verkauf gelangen. n.
BERLIN Zu den wichtigen Versteigerungen,
mit denen das Kunfthaus Rudolph Lepke
feine im Sommer unterbrochene Tätigkeit im
Spätherbft fortfeßt, gehört der vom 3. - 6. Oktober
unter den Hammer gelangende Nachlaß des
Freiherrn Hugo von Mecklenburg auf
Pantliß, über den ein reich illuftrierter Kata-
og mit einem Vorwort von Dr. Deneke Aus-
kunft gibt. Der erfte Teil der Verweigerung
bringt am 3. Oktober europäifches und oft-
afiatifches Porzellan, Miniaturen, Dofen und
Kieinkunft, am 4. Oktober Möbel, Gläfer, fowie
Arbeiten in Elfenbein und Zinn zur Verfteigerung.
Es foigen an den beiden nächften Tagen Arbeiten
in Goid und Silber, Marmor, deutfehe Fayencen,
Steinzeug des 16. bis 18. Jahrhunderts. Wichtig
ift eine eigene Abteilung Delfter Fayencen, die
ebenfalls am 6. Oktober zum Ausruf kommt,
im Ganzen umfaßt die Sammiung 1443 Nummern,
die Zeugen eines kultivierten Gefchmacks und
erftaunlicher Vielfeitigkeit find.
Am 30. Oktober kommt ebenfaiis bei Rud.
Lepke zur Verfteigerung die Sammlung des
Holfteiner Malers Joh. Vahldiek, die durch
Vermächtnis des Eigentümers dem Deutfchen
Reich und durch Kaiferiiche Kabinettsorder
Seiner Majeftät des Kaifers der Reichsmarine-
ftiftung zur Verwertung für die Wiederherstel-
lung und Kräftigung der Gefundheit von Offi-
zieren, Beamten und Mannfch^ften der Kaifer-
iichen Marine überwiefen wurde. Die Koiiektion
enthält u. a. eingelegte Möbel des 18. Jahr-
hunderts, Braunfehweiger Perltifche, Gemälde
alter Meifter (darunter einen Rubens, den Max
Roofes als Nr. 583 feines großen Rubenskata-
ioges befchrieben hat). Von den neueren Bildern
intereffieren befonders Vahidieks eigene Arbeiten.
Diefer mit der Düffeidorfer Schule (unci zwar
mit ihren guten Seiten) zufammenhängende nord-
deuifche Maler, der keinem Ausftellungsverbande
angehörte und als reicher Sonderling in völliger
Zurückgezogenheit ein hohes Alter erreichte, hat
die fehiiehte Sdiönheit Holfteins künftlerifch er-
lebt, zu einer Zeit, die Solcher Heimatkunft noch
recht ferne ftand. Bisweilen, fo bei Nr. 155
(badende Mädchen) Scheint er fich mit feinem
Landsmann Rohlfs zu begegnen. Der Katalog,
zu dem Walter Stengel ein Vorwort gefchrieben
hat, bildet u. a. einen Schreibfchrank des 18.
Jahrhunderts ab, ferner eine prachtvolle barocke
Hoizfchnißerei, die aus der Kirche in Eutin ftammt,
eine Taufbeckendecke mit Laub- und Bandel-
werkdekor, dann von Vahldiek eine 1865 da-
tierte Freilichtftudie und einen Reiterkampf von
überrafchender malerifcher Dramatik, endlich eine
köftliche frühe Federzeichnung des Hambur-
gers Hermann Kauffmann.
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