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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 3/4
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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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Vermischtes
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Literatur
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GESELLSCHAFTEN U. VEREINE . PERSONALIEN ° VERMISCHTES ° LITERATUR

kunftgewerbliche und kunfthandwerkliche Edel-
arbeit aber Art" eröffnet, die, ohne eigenen Ge-
winn arbeitend, den fchaffenden Werkbund-
mitgliedern (Künftiern und Gewerbetreibenden)
eine nähere Fühiung mit dem Publikum ermög-
iichen foii. Jeder einzeine Gegenftand der rafch
wechfeinden Ausweitungen unteriiegt der fach-
männifchen Prüfung eines Begutachtungs-Aus-
fdiuffes. Das programmatifch bedeutfame Unter-
nehmen verdient nach feinen fehr verheißungs-
voiien Anfängen die kräftigfte Unterftü§ung aber
Freunde des Werkbund-Gedankens.
Zur Vertiefung und Verbreitung diefes Ge-
dankens wurde vor einigerZeit in Hochfdiuikreifen
eine „akademifche Steiie für Werkkuitur"
gegründet. Ais ihr für den gegenwärtigen Zeit-
punkt nächftiiegendes Ziei betrachtet die neue
Vereinigung — etwa im Sinne von Naumanns
Mitteieuropa — die Herbeiführung eines Ge-
dankenaustaufches der deutfchen und öfterreichi-
fchen Träger der Werkbund-Idee. Zu diefem
Zwecke veranftaitet fie eine reichsdeutfche und
eine öfterreichifche Reihe von je vier Vortrags-
und Diskuffionsabenden. Die deutfdie Reihe er-
öffnete Prof. Peter Behrens mit einem Vor-
trage über „Kunft und Technik". Ais zweiter
Gaft wurde Kari Scheffier gewonnen, deffen
Vortrag das aktuehe Thema „Der Deutfche und
die Kunft itaiiens" behandein wird. r.
PERSONALIEN
WILHELM FÜSSLI, der treffliche Porträt-
maler, ift am 11. Januar in Baden-Baden ge-
ftorben. 1830 in Zürich geboren, hat Füßii feine
künftierifche Schuiung in Frankfurt a. M., in
Venedig, bei Courture in Paris erhaben. Be-
ftimmender ais die Zeitgenoffen waren auf feine
Entwicklung die Meifter der itaiienifchen Re-
naiffance, die er in Venedig, Paris und München
kopierend ftudierte; 1862 war er zum erften
Maie in Rom, deffen Lebens- und Kunftkreis
für ihn beftimmend wurde; Füßii wohnte feither
in Rom, hielt fich aber für Porträtaufträge öfter
in der Schweiz und in Deutfchland auf. Cha-
rakteriftifche Biidniffe und Porträtzeichnungen
von ihm befißt u. a. das Züricher Kunfthaus,
Skizzenbücher die Stadtbibiiothek. Eine Büfte
Füßiis hat Adolf Hiidebrandt gefchaffen. Von
der Kunft Wiiheim Füßiis, der 1869 die goldene
Ehrenmedaibe in München erhieit, [chreibt Dr.
H. Trog im Schweiz. Künftierlexikon: „Überaii
zeigt fich der an den großen Renaiffance-Porträt-
maiern gefchuite Gefchmack, etwas Aitmeifter-
iiches ift feinen Arbeiten eigen, audi für das
Kolorit blieben diefe hohen Vorbilder nicht ohne

Einfluß." Ein gediegener Könner, der es mit
der Kunft ernft nahm, ift mit W. Füßii ver-
fchieden, ein gefchmackvoller, tieffehender Por-
trätift von ungewöhnlichen Qualitäten. J. C.
BERLIN Ais Nachfolger Georg Loefchkes
ift der Ordinarius der Archäologie in Tübingen,
Profeffor Dr. Ferdinand Noack berufen worden.
Prof. Noack, der ßch namentiich durch feine groß-
zügigen Forfchungen zur antiken Baugefchichte
bekannt gemacht hat, hat den Ruf angenommen.
WIEN In Reichenau ftarb kürzlich Oberbaurat
Andreas Streit im 76. Lebensjahre. Zu feinen
bekannteften Bauten gehören das Paiais Miller
von Aichhoiz (1879) und das prunkvolle Equi-
tabie-Palais, die den ekiektifchen Geift ihrer Ent-
ftehungszeit verraten. Streit gehörte zu den
Gründern der Wiener Bauhütte und war tech-
nifcher Beirat Makarts bei dem berühmten
Künftierfeftzug des Jahres 1879; auch im Rahmen
der „Künftiergenoffenfchaft", die ihn wiederhoit
zum Obmann, 1905 zum Ehrenmitglied gewählt
hatte, behauptete er durch fein energifches Or-
ganifationstalent eine einflußreiche Stellung, r.
VERMISCHTES
HAAG. Die ehemalige Gefchüßgießerei, wahr-
fcheinbch ein Bau Pieter Pofts, des Erbauers des
Mauritshuis, wird einem Neubau Plaß machen
müffen, in dem das Kriegsminifterium feine to-
pographifche Abteilung unterbringen will. Das
fchlichte, einftöckige Gebäude befißt ein fchönes,
mit Bildhauerwerk verziertes, giebelgekröntes
Eingangstor aus dem Jahre 1665 und im Innern
Fragmente von Zimmerausftattungen, worunter
einige zierliche Kamine, im Stil Ludwigs XVI.
0. H.
LITERATUR
Die Galerie Ernft Arnold in Dresden ift
von Max Klinger mit dem Vertrieb eines
Bandes von „ZEICHNUNGEN ZU BILDERN,
PLASTIKEN UND STICHEN" beauftragt wor-
den, der vor kurzem erfchienen ift. Die Eigenart
des Werkes befteht darin, daß es den Betrachter
gewiffermaßen in die Werkftatt des Meifters
führt: die 20 Blätter, aus denen die kofibare
Sammlung befteht, ftellen keine Folge von unter-
einander zufammenhängenden Zeichnungen dar,
wie etwa die Radierten Werke „Vom Tode I
und 11" oder wie die Radierungen, die der Meifter
zu Brahms'fchen Tonwerken gefchaffen hat,
fondern fie find ausgewählte Teile von Studien-
material zu größeren Arbeiten, die inzwifchen

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