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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Het 13/14
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

Sammlung, dem Antiquarium und dem Kabinet
der antiken Vafen; das Gebäude der Neuen Pi-
nakothek um eine Miition Mark von der Zivil-
lifte für den Staat erworben; damit auf Jahre
hinaus jede Mögiichkeit vertan, von der Volks-
vertretung Geld für den Neubau einer Modernen
Galerie zu erhalten; das K. Kunftausftellungsge-
bäude am Königsplaß immer noh von der „Se-
zeffion" okkupiert, die zäh um ihr fhüßendes
Dadh kämpft und die Notwendigkeit, derVafen-
fammlung und dem Antiquarium Plaß zu machen,
nicht einfehen will. — Den Angelpunkt des Neu-
ordnungsprojekts Dörnhöffers bildet das K.Kunft-
ausftellungsgebäude. In ihm foil, entgegen frühe-
ren Plänen, etwa mit dem Leibi-Kreis beginnend,
alles das verfammelt werden, was die Elite der
in Staatsbeßß befindlichen Gemälde der lebten
fünfzig Jahre ausmacht. Infolge des befhränk-
ten Raumes, der das Hängen von mehr als
200 Gemälden untunlich erfcheinen läßt, wird
wiederholtes Auswechfeln der Gemälde notwen-
dig werden. Das ift an fich nicht bedauerlich,
denn es gewährleiftet der neuen Sammlung Be-
weglichkeit, Frifche und den Reiz der Mannig-
faltigkeit. Aus der Glyptothek foll die neuere
Plaftik, die dort bisher fehr lieblos aufgeftapelt
war, herangeholt werden, fie wird in den Biid-
hauerfälen des Kunftausftellungsgebäudes Unter-
kunft finden. — Diefe proviforifche Moderne
Galerie foll vor allem die Neue Pinako-
thek entlaßen; diefe felbft wird in Zukunft eine
Galerie von Werken aus der Zeit ihres Grün-
ders, Ludwig I. von Bagern, enthalten, alfo
einen Überblick über die deutfche Kunft von
Cornelius bis Schwind geben. Diefer Gruppe
foll fich eine Sammlung von Werken deutfcher
Kunft des 17. und 18. Jahrhunderts, die uns die
Darmftädter Ausftellung von 1914 nach Verdienft
fhäßen lehrte, anfchließen. Das Erdgefchoß der
Neuen Pinakothek, bisher eine wahre Mufter-
karte der Zerfplitterung, wird künftighin in feiner
GefamtheitderGraphifchen Sammlung einge-
räumt, die folchermaßen auch die bisher schmerz-
lich vermißten gut belichteten Ausftellungsfäle
erhalten wird. Nach diefer Überführung gibt
es auch in der Alten Pinakothek einige Be-
wegungsfreiheit. Die bisher von der Graphifchen
Sammlung belegten Räume werden teils Depot-
zwecken zugeführt, teils — unter Einbeziehung
eines bisher unbenüßten fehr hellen und ge-
räumigen Korridors — dem Antiquarium und
der Vafenfammlung überlaffen, ln den Nord-
fälen des Erdgefchoffes will Dörnhöffer eine
„Studienfammlung" unterbringen, d. h. Werke
der Lokaifchulen und Arbeiten von Meiftern
zweiten und dritten Ranges, die zwar den For-
fcher intereffieren, aber für weitere Kreife der

Kunftfreunde belanglos find. Damit ergibt fich
für die im Obergefchoß verbleibende Haupt-
fammlung der Alten Pinakothek die Möglichkeit
löcheren Hängens und ftärkerer Geltendmachung
der Hauptwerke, der eigentlichen „Perlen" des
bayerifchen Gemäldefhaßes.
Die Münchner „Sezeffion", auf derenKoften
die ganze Neuordnung erfolgt, foll in der Weife
entfchädigt werden, daß ihr ftatt des von ihr
feit zwanzig Jahren okkupierten Kunftausftel-
lungsgebäudes von Staatswegen ein Bauplan
im Areal des alten Botanifchen Garten an der
Eiifenftraße zur Verfügung geftellt wird; dort
will ßch die „Sezeffion" im Jahre 1917 ein eige-
nes Ausftellungsgebäude, für das die Pläne (von
Karl Sattler) bereits vorliegen, errichten. W.
WIEN Der regierende Fürft Johann von und
zu Liechtenftein hat der k. k. öfterreichifchen
STAATSGALERIE das große Gemälde von
Friß von Uhde: „Der Münchner Hoffchaufpieler
Wohlmuth als Richard 111." gewidmet. Das re-
präfentative Werk ift bereits im Saale 11 der
allgemeinen Befichtigung zugänglich gemacht
worden. r.
AUSSTELLUNGEN
BERLIN Ziemlich zur gleichen Zeit find die
Juryfreie Kunftfchau der Vereinigung bildender
Künftler E. V. Berlin, und die GROSSE BER-
LINER KUNSTAUSSTELLUNG eröffnet worden.
Diefe, die wieder ihr altes Heim am Lehrter
Bahnhof bezogen hat (zwar nur die Hälfte der
Säle, aber immer noch wäre weniger mehr ge-
wefen), hat fich nicht verändert, ln dem, was
man den allgemeinen Teil nennen kann, herrfcht
immer noch beftimmend die beianglofe Mittel-
mäßigkeit und verfteckt die wenigen befferen
Werke. Auffällig bemerkbar machen fich nur
ein ganz vorzügliches altes Bild von Gotthard
Kühl („Grünes Thor in Lüdingworth") und
einige Arbeiten des verftorbenen Berliner Malers
Louis Koliß. Diefe find in verfhiedenen
Säien untergebracht und fo in der Wirkung ge-
fchädigt, die noch viel ftärker wäre, wenn mau
alle feine Bilder zufammen fähe. Überhaupt
hätte fich hier mit einer Ausftellung Kolißfcher
Aquarelle und Ölbilder der Leitung der Großen
Beriiner Ausftellung eine lohnende und wichtige
Aufgabe dargeboten. Es gibt von Koliß fo
prachtvolle, fonnige Aquarelle, und fo kräftige,
fefte, ganz aufs Wefentliche gehende Ölbilder
(die Nationalgalerie hat kürziich eines erworben),
daß es auch nah der vorjährigen Repräfen-
tation des offiziellen Koliß in der Akademie
noh einiges, fogar das Eigentlihe zu bringen
gibt. Die Abteilung der fhwedifhen Künftler

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