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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 3/4
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0085

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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

eine Hauptgewicht der Sammlung beruht aber
auf einer hervorragenden Kollektion von 24 Bild-
niffen Anton Graffs, die in einem vornehm
und ruhig wirkenden Hauptfaate vereinigt find;
neben den repräfentierenden Porträts der be-
kannten gediegenen, leicht akademifchen Haltung
treten Bilder von freierer Faktur wie dieFamilien-
gruppe (1786), das Porträt der Gattin und des
zeichnenden Sohnes befonders hervor. — Eine
zweite Abteilung der Galerie bilden fchweizerifche
und lokale Künftler aus der erften Hälfte des
19. Jahrhunderts, von denen etwa ein J. C. Wei-
denmann als früher Orientalift mit feinen licht-
gefüllten Studien wie ein Vorläufer von Buchfer
und Hodler überrafcht und erfreut. Von der
mittleren Künftlergeneration des 19. Jahrhunderts
find Winterthurer wie Stäbli und Weckeffer
recht gut vertreten, von der neueren Kunft
geben ausgewählte Bilder eines E. Würtenberger,
Brühlmann, Hodler, Buchfer, H. Müller, Koib,
F. Valloton, einen Begriff. Ungemein intereffant
ift eine Kollektion franzöfifcher Kunft der Neu-
zeit, vornehmlich Depofita Privater, für die Be-
wertung der von Paris vielfach angeregten
neuen Schweizer Kunft fehr lehrreich. Neben
Renoir und Manguin hat z. B. der zweifellos
vielfach überfchäßte F. Valloton außerordentiich
Tchweren Stand. Ein großer Saal und Seitenlicht-
kabinette find der Privatfammlung des Herrn
Dr. Th. Reinhart eingeräumt, der den Bau diefer
Abteilung aus eigenen Mitteln beftritt. Findet
man in diefer erlefenen Kollektion modernes
Kunftgut verfchiedener Richtung, u. a. Lieber-
mann, Trübner, Hodler, Frey hold, Plaftik von
Haller, fo liegt ihr Hauptakzent doch auf einer
einheitlichen Sammlung von Gemälden Karl
Hofers, deffen Kunft und Entwickiung wohl
nirgends fo vielfeitig beleuchtet wird wie in
den über zwanzig Bildern des großen Reinhart-
faales. — Eine Schöpfung Dr. Imhoof-Blumers
ift das Münzkabinett mit der koftbaren Kollek-
tion diefes bekannten Sammlers. — Eine Graphi-
fche Abteilung, in der vom 18. Jahrhundert bis
zur Gegenwart recht intereffantes Material bei-
fammen ift, gibt Gelegenheit zur Ausftellung
und Sammiung von Dokumenten zeichnender
Künfte. — Bei der ganzen Dispofition des Mu-
feums hat man den Eindruck, daß nirgends der
Zufall, wohl aber gereifte Überlegung waltete;
dem Kunftvereinsvorftand, feinem Präfidenten
Richard Bühter, dem Konfervator Dr. P. Finck
wie den Architekten wird man dafür befonderen
Dank wiffen.
Ein Saal im Erdgefchoß des Mufeums ift
wechfelnden Ausheilungen eingeräumt. Zur
Eröffnung hat man eine nicht fehr umfangreiche,
aber wertvolle Schau über fchweizerifche Malerei

im 19. Jahrhundert veranftaltet. Es finden fich
hier Jugendwerke und eine „Villa am Meer"
vonBöcklin, Frühwerke und fpätere Bilder Frank
Buchfers, Studien und Bilder von Robert Zünd,
Koller, von F. Schider, Sandreuter, Stäbli, Frö-
licher, Stauffer, Welti, Hodler. Auch Welfch-
fchweizer wie Agaffe, Bocion, Caiame, Menn,
Toepffer find charakteriftifch vertreten; nicht zu
vergeffen einige Maier, deren fich eine ein-
gehendere Forfchung der Schweizer Kunft im
19. Jahrhundert gewiß mit aiier Liebe annehmen
wird, z. B. der Luzerner Reinhard, die Winter-
thurer Biedermann, Weidenmann, der Züricher
J. J. Ulrich u. a. — Die Winterthurer Eröffnungs-
ausfteilung wird da als Wegweiferihre bleibende
Bedeutung behalten! J. C.
AUSSTELLUNGEN
BASEL In der ÖFFENTLICHEN KUNST-
SAMMLUNG findet gegenwärtig eine Ausftellung
ftatt von Zeichnungen und Graphik, die uns
Schweizer Kunft vom 18. Jahrhundert bis zur
Gegenwart zeigt. Wir fehen da neu erworbene
Zeichnungen von Salomon Geßner (Originale
zu den Idyllen-Radierungen), von Anton Graff
(Porträts und Einzelftudien) und von J. Heinrich
Füßli, dem „Engländer". Die Sammlung Füßli-
fcher Zeichnungen ift befonders ftattlich; die
Börnerfche Auktion hatte Gelegenheit gegeben,
von der künftlerifchen und auch technifchen Viel-
feitigkeit des genialen Künftters auffchlußreiche
Proben zu erwerben. — Zwei Säie find neueren,
meift lebenden Graphikern und Malern einge-
räumt; die verfchiedenen Richtungen moderner
Griffelkunft kommen ohne Parteinahme zur
Sprache, Neben Künftlern, die aus neuzeitlichen
Kunftbeftrebungen ftarke Anregungen empfangen
(wir nennen J. Epper, Baumberger, Kuhn,
Babberger und F. Baumann), fehlen andere
nicht, die bewährtes Kunftgut in perfönlicher
Weife weiterentwickeln, wie der Weltifchüler
F. Pauli, wieKreidolf, 0. Vautier, B.Man-
goid. Wilhelm Bahmer ift mit großen, meift
farbigen Studien zum Landsgemeindefresko in
Bern vertreten; Albert Welti mit Zeichnungen
aus den achtziger Jahren bis zu den Studien
zum Eremitenbilde. Die bedeutendfte graphifche
Neuerwerbung ift eine Sammlung von Studien
Ferdinand Hodlers, die über etwa drei Jahr-
zehnte feines Schaffens Auffchluß geben. Zu
Hauptwerken wie „Der Tag", „Marignano",
„Reformation" und „Bewunderung der Natur"
(dem künftigen Wandbild im Züricher Kunft-
haus) find ganze Reihen von Studien da, die
von Geplantem, Gereiftem und Voliendetem
Kunde geben. J- C.

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