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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 21/22
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VERMISCHTES ° LITERATUR

bot fidi das feltfame Schaufpiel, daß dieNatio-
naliften Jules Louis Breton und Jules Delahaye,
die für ein größeres Frankreich und den Ruhm
der franzöfifchen Kulturkämpfen, die hochherzige
Stiftung des größten Bildhauers Frankreichs, der
den Ruhm der franzöfifchen Kuitur wefentlidi
erhöht hat, nicht nur abzulehnen vorfchlugen,
fondern auch den größten Bildhauer Franko
reichs in würdelofefter Weife herabfeßten. Ro-
din wurde ais Reklameheld, als Charlatan, als
ein „übertrieben gefchäßter" Bildhauer gefchmäht.
Nach der endgültigen Annahme feiner Stiftung
— troß diefer fchändlichen Schmähungen der
Nationaliften — hat Rodin diefeBefchimpfungen
dadurch zum Schweigen zu bringen gewußt,
daß er auch feine Villa und fein Atelier im Val
fleuri bei Meudon dem Staate nach feinem Tode
als Eigentum überwies. In diefem Atelier, das
für die Ausftellung im Jahre 1900 als Rodin-
Paviilon errichtet und nach Schluß der Aus-
ftellung nach Meudon überführt worden ift, be-
finden fich noch weitere fünfhundert Werke feiner
Hand: etwa 14 Marmorarbeiten, 28 Bronzen,
111 Tonarbeiten, 40 Gipsabgüffe, 300 Aquarelle,
40 Handzeichnungen, 39 Albums mit 1100 Skizzen.
So alfo wird nach dem Tode Rodins Paris zwei
große Rodinmufeen befißen, die als würdige
Denkmäler den großen Bildhauer unvergeffen
machen werden, deren zögernde Übernahme
durch den Staat aber ebenfo unvergeßlich von
dem mangelnden Kunftfinn der franzöfifchen Re-
gierung zeugen wird. Otto Grautoff.
VERKAUF VON WERKEN AUS
FRANZÖSISCHEN MUSEEN NACH
AMERIKA Im Journal vom 13./9. vertritt
Urbain Gohier den Standpunkt, die Mufeen
Frankreichs feien wirklich zu voll (reellement
trop pleins). Der Staat folle die Mufeen von
dem „Zu-viel" fäubern und die überzähligen
Werke den Amerikanern zum Kauf anbieten.
Die Amerikaner wären in diefem Kriege fehr
reich geworden und hätten vielfältig die Neigung,
fich durch Ankauf von Kunftwerken und Büdiern
den Ruf von Kunftfreunden zu erwerben. Es
fänden fich viele Gemälde, Skulpturen, Gobelins
und Möbel im Louvre und im Luxembourg-
Mufeum, die „entbehrlich" feien und dem Staate
große Mittel einbringen könnten. Die Ameri-
kaner würden ficher Werke aus diefen beiden
Mufeen befonders hoch bezahlen. O. G.
DER WERKBUND IN FRANKREICH
General Cherfils veröffentlichte im Gaulois v.23.8.
einen Artikel über den Werkbund, in dem er den
Franzofen dringend ans Herz legt, auch in Frank-
reich einen derartigen Bund ins Leben zu rufen.

LITERATUR
In der bei Dr. Werner Kiinkhardt er-
fcheinenden „Bibliothek des Oftens, herausge-
geben von Prof. Dr. Wiihclm Kofch, Univorßtät
Czernowiß, hat der verdienftvolle Ordinarius
der Wiener Univerfität Dr. Jofef Strzygowski
einen Band: „Die bildende Kunft des Oftens"
(ein Überblick über die für Europa bedeutungs-
volien Hauptftrömungen) herausgebracht, der
im knappen Rahmen eine wiffenfchaftliche Nieder-
fchrift derForfchungsergebniffe auf dem Gebiete
der indogermanifchen Kunftforfchung darftellt.
Auch die Gegner der Strzygowskifdien Entwick-
lungstheorie, dieftändig abnehmen, müffen diefem
klaren und überlegenen Kopf Hochachtung vor
feiner Beweisführung zugeftehen. Es ift Uni-
verfal-Gefchichtsfchreibung im beften Sinne des
Wortes, was diefer äußerlich anfpruchslofe Band
dem Lefer gibt, das mutige Bekenntnis einer
oft angefeindeten und troßdem aus den Dingen
heraus gereiften Überzeugung, die fich in erfter
Linie an den Kunftgelehrten und dann erft an
den gebildeten Laien wendet. Ohne einer wif-
fenfchaftiich eingehenden Würdigung in den
Monatsheften für Kunftwiffenfchaft vorgreifen
zu wollen, mag hier doch fchon angedeutet fein,
daß diefes Buch nicht nur zu den wertvoliften
Dokumenten der gefamten Literatur der leßten
Jahre rechnet, fondern auch eines der beftge-
fchriebenen Werke darftellt, weil es dem Ver-
faffer gelungen ift, eine an fich fpröde Materie
von innen heraus künftlerifch zu geftalten. n.
QUELLENSTUDIEN ZUR HOLLÄNDISCHEN
KUNSTGESCHICHTE, herausgegeben unter der
Leitung von Dr. C. Hoffte de de Groot. —
V.Künftler-Inventare. Urkunden zurGe-
schichte der holländifchen Kunft des XVI.,
XVII. und XVIII. Jahrhunderts, herausge-
geben von Dr. A. Bredius unter Mitwirkung
von Dr. O. Hirfchmann. Erfter Teil. — Haag,
Mart. Nijhoff 1915. — VIII. 368 S. — 7.25 Gulden.
Es ift ein guter Teil feines Lebenswerkes, das
uns Dr. Bredius in diefer Publikation anbietet.
Die Durchforfchung der Archive nach Daten für
die niederländifche Kunftgefchichte, die er feit
35 Jahren mit beifpiellofer Unermüdlichkeit und
Schaffensfreude betreibt, hat Ergebniffe gezeitigt,
ohne die wir jüngeren uns die Kunftgefchichte
heute nicht mehr denken können. Erinnern
wir uns bloß daran, daß wir vor allem ihm, die
Aufhebung von Rembrandts Lebensumftänden
verdanken, die ihrerfeits fo manches Rätfei in
deffen geheimnisvoller Kunft gelöft haben. Es
ift jedoch nur die Creme gewefen, die Bredius
bis anhin von feinen Funden gewiffermaßen

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