LITERATUR
abgefchöpft und, zunächft in Obreens Archief,
dann aber befonders in Oud Hoiiand publiziert
hat. Stöße unveröffenliichter, inhaltsreicher
Akten warteten in feuerßcherem Verfchluß des
Tages, da fie das Licht erbiicken foiiten. Auch
jeßt ift es nur wieder eine Auswahi aus diefer
Fiiiie, die uns dargeboten wird: Inventare. Die
tnventare der Künftier, meiftens aniäßiich ihres
. Todes aufgenommen, gehören aber zu densuf-
fdiiußreichften Dokumenten, die auf uns gekom-
men find. Abgefehen von den fo wichtigen,
mehr oder minder ausführiichen Befchreibungen
ihres Kunftbefißes werden wir darin oft aufge-
kiärt über die gefeiifchaftiiche Steiiung der
Künftier, den von ihnen häufig neben ihrer
Kunft geübten Broterwerb, ihre Verwandtfrhafts-
beziehungen u. a. m. !m Anfchiuß an die In-
ventare gibt Dr. Bredius jeweiien die durch ihn
über die betreffenden Künftier fonft noch ge-
fundenen Urkunden wieder, aus denen wir viel
intereffantes — dazwifchen auch amüfantes —
aus ihrem Aiitagsleben erfahren, manchmal auch
ihre Charaktereigenfchaften kennen lernen, die
nicht feiten in fchroffem Gegenfaß zu der Weife
ihrer Kunftübung ftehen. In dem reichen Inhait
diefes erften Teils — die ganze Publikation ift
auf drei Bände berechnet — begegnen wir In-
ventaren und urkundlichen Behagen über Jan
Mienfe Moienaer, Cornelis Dufart, Lambert
Doomer, Efaias Bourffe, Phiiips Koning, Ciaes
Moeyaert,PieterQuaft,Cairaetufw. Ein befonders
umfangreiches Kapitel gibt die biographifchen
Grundlagen für eine fdion lange gewünfchte
Monographie des Jan Lievers, die zu fchrei-
ben jeßt endlich, wie wir vernehmen, unter-
nommen wird. Der Begriff Künftier-Inventare
ift fo weit gefaßt worden, daß auch die Be-
fchreibungen der Biiderfammiungen von Kunft-
händlern und Liebhabern darin Raum finden.
Die ganze, ungeheure Fülle des hier zufammen-
getragenen, noch unverarbeiteten Materials, auf
das der Spezialist [ich gierig werfen wird, wird
erft in dem gemeinfamen Regifter, das den Be-
fchluß des dritten Bandes bilden wird, zum
Ausdruck kommen.
Für den zweiten Band, der bereits im Laufe
des kommenden Frühjahrs erfcheinen foü, wer-
den uns in Ausficht geftellt, Inventare und andere
Dokumente von Bartholemeus van der Helft,
Adriaen van de Venne, den Künftlerfamiiien
Vroom und Victors, Jan Porcellis, Dirck Barentsz,
Govert Jansz u. a. — eine bunte Reihe, deren
Erfcheinen wir aber nach den Erwartungen, die
der erfte Band in uns genährt hat, mit Span-
nung erwarten.
KARL LAMPRECHT. Ein Gedenkblatt von
Wilhelm Wundt. Mit einer Originalradierung
von Max Klinger. Leipzig 1916. S. Hirzel
Verlag.
Zwei Freunde des verftorbenen Hiftorikers
haben ihm diefes Denkmal gefchaffen. Wundt
fchiidert das Wefen des Menfchen Lamprecht,
die Arbeitsweife und die Zieie des Gelehrten,
dem es nicht genügte, fich Aufgaben zu ftehen
und fie, fo gut es ging, theoretifch zu löfen
der im Gegenteil ftets bereit war, handelnd ein-
zugreifen und womöglich andere zum Mithandelu
zu bewegen. Manche feiner Schöpfungen, vor
altem die von ihm angeregte König Friedrich
Auguft Stiftung für wiffenfchaftiiche Forfchungen
find auch der weiteren Öffentiichkeit bekannt
geworden; vieie Pläne liegen noch in den Akten
der Univcrfität Leipzig verborgen. — ln einer
Darfteilung des Lamprechtfchen Werkes hebt
Wundt ais das Wefentiiche die große.fynthetifche
Kraft heraus, mit der die kulturgeschichtlichen
Zufammenhänge geftaltet worden find. Der
iiterarifchen Würdigung ift eine Porträtradierung
Lamprechts von Max Klinger vorgeheftet. Die
buchtechnifche Ausftattung beforgte Walter Tie-
mann. R.
AUS SCHWERER ZEIT. Kriegsmappe von
Erwin Pfefferle. Kunftdruckerei Künftierbund
Karisruhe. Nummeriert, Preis 120 M.
Im Gegenfaß zu vielen Neuerfcheinungen, die
fich wohl auf den Krieg beziehen, aber feiten
über objektive Schilderungen fich erheben und
eher blos epifodenhafte Züge als wefentiiche
Ausdrücke überwäitigender Gefchehniffe wieder-
geben, fteilt die Mappe Erwin Pfefferles in
ihren acht Schwarz-Weiß-Lithographien ein
Werk von fichtiicher Reife und fcharferCharak-
teriftik der Erfcheinungsmögiichkeiten gerade
diefes größten und technifch entwickeltften alter
Kriege dar. Ebenfo wuchtig ais fchlicht drücken
die Darftellungen fowohl im einzelnen als auch
in ihrer Aufeinanderfoige Summen der Erleb-
niffe im Kriege von heute aus, wohlgeordnet
und in ihren Teiien wie von Natur gefügt. Zeit-
liche und lokale Diftanz ermöglichten die bis
zur reifen Abrundung gelangte Ausarbeitung
der jeweiligen Themata wie „Reiterfcharmüßel,
Sturmangriff, Nahkampf, Verwundet, Auf der
Flucht" ufw., Szenen, die alie bei wirkungs-
voiifter Steigerung ins Monumentale gleichzeitig
das Typifche unverkennbar hervorkehren. Rein
graphifch betrachtet ficld die Blätter durchweg von
Qualität, fowohl was das Spiel von Licht und
Schatten als auch den linearen Aufbau anlangt;
die Ausftattung der Mappe ais Ganzes ift durch-
aus vornehm und künftierifch einwandfrei. G.
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abgefchöpft und, zunächft in Obreens Archief,
dann aber befonders in Oud Hoiiand publiziert
hat. Stöße unveröffenliichter, inhaltsreicher
Akten warteten in feuerßcherem Verfchluß des
Tages, da fie das Licht erbiicken foiiten. Auch
jeßt ift es nur wieder eine Auswahi aus diefer
Fiiiie, die uns dargeboten wird: Inventare. Die
tnventare der Künftier, meiftens aniäßiich ihres
. Todes aufgenommen, gehören aber zu densuf-
fdiiußreichften Dokumenten, die auf uns gekom-
men find. Abgefehen von den fo wichtigen,
mehr oder minder ausführiichen Befchreibungen
ihres Kunftbefißes werden wir darin oft aufge-
kiärt über die gefeiifchaftiiche Steiiung der
Künftier, den von ihnen häufig neben ihrer
Kunft geübten Broterwerb, ihre Verwandtfrhafts-
beziehungen u. a. m. !m Anfchiuß an die In-
ventare gibt Dr. Bredius jeweiien die durch ihn
über die betreffenden Künftier fonft noch ge-
fundenen Urkunden wieder, aus denen wir viel
intereffantes — dazwifchen auch amüfantes —
aus ihrem Aiitagsleben erfahren, manchmal auch
ihre Charaktereigenfchaften kennen lernen, die
nicht feiten in fchroffem Gegenfaß zu der Weife
ihrer Kunftübung ftehen. In dem reichen Inhait
diefes erften Teils — die ganze Publikation ift
auf drei Bände berechnet — begegnen wir In-
ventaren und urkundlichen Behagen über Jan
Mienfe Moienaer, Cornelis Dufart, Lambert
Doomer, Efaias Bourffe, Phiiips Koning, Ciaes
Moeyaert,PieterQuaft,Cairaetufw. Ein befonders
umfangreiches Kapitel gibt die biographifchen
Grundlagen für eine fdion lange gewünfchte
Monographie des Jan Lievers, die zu fchrei-
ben jeßt endlich, wie wir vernehmen, unter-
nommen wird. Der Begriff Künftier-Inventare
ift fo weit gefaßt worden, daß auch die Be-
fchreibungen der Biiderfammiungen von Kunft-
händlern und Liebhabern darin Raum finden.
Die ganze, ungeheure Fülle des hier zufammen-
getragenen, noch unverarbeiteten Materials, auf
das der Spezialist [ich gierig werfen wird, wird
erft in dem gemeinfamen Regifter, das den Be-
fchluß des dritten Bandes bilden wird, zum
Ausdruck kommen.
Für den zweiten Band, der bereits im Laufe
des kommenden Frühjahrs erfcheinen foü, wer-
den uns in Ausficht geftellt, Inventare und andere
Dokumente von Bartholemeus van der Helft,
Adriaen van de Venne, den Künftlerfamiiien
Vroom und Victors, Jan Porcellis, Dirck Barentsz,
Govert Jansz u. a. — eine bunte Reihe, deren
Erfcheinen wir aber nach den Erwartungen, die
der erfte Band in uns genährt hat, mit Span-
nung erwarten.
KARL LAMPRECHT. Ein Gedenkblatt von
Wilhelm Wundt. Mit einer Originalradierung
von Max Klinger. Leipzig 1916. S. Hirzel
Verlag.
Zwei Freunde des verftorbenen Hiftorikers
haben ihm diefes Denkmal gefchaffen. Wundt
fchiidert das Wefen des Menfchen Lamprecht,
die Arbeitsweife und die Zieie des Gelehrten,
dem es nicht genügte, fich Aufgaben zu ftehen
und fie, fo gut es ging, theoretifch zu löfen
der im Gegenteil ftets bereit war, handelnd ein-
zugreifen und womöglich andere zum Mithandelu
zu bewegen. Manche feiner Schöpfungen, vor
altem die von ihm angeregte König Friedrich
Auguft Stiftung für wiffenfchaftiiche Forfchungen
find auch der weiteren Öffentiichkeit bekannt
geworden; vieie Pläne liegen noch in den Akten
der Univcrfität Leipzig verborgen. — ln einer
Darfteilung des Lamprechtfchen Werkes hebt
Wundt ais das Wefentiiche die große.fynthetifche
Kraft heraus, mit der die kulturgeschichtlichen
Zufammenhänge geftaltet worden find. Der
iiterarifchen Würdigung ift eine Porträtradierung
Lamprechts von Max Klinger vorgeheftet. Die
buchtechnifche Ausftattung beforgte Walter Tie-
mann. R.
AUS SCHWERER ZEIT. Kriegsmappe von
Erwin Pfefferle. Kunftdruckerei Künftierbund
Karisruhe. Nummeriert, Preis 120 M.
Im Gegenfaß zu vielen Neuerfcheinungen, die
fich wohl auf den Krieg beziehen, aber feiten
über objektive Schilderungen fich erheben und
eher blos epifodenhafte Züge als wefentiiche
Ausdrücke überwäitigender Gefchehniffe wieder-
geben, fteilt die Mappe Erwin Pfefferles in
ihren acht Schwarz-Weiß-Lithographien ein
Werk von fichtiicher Reife und fcharferCharak-
teriftik der Erfcheinungsmögiichkeiten gerade
diefes größten und technifch entwickeltften alter
Kriege dar. Ebenfo wuchtig ais fchlicht drücken
die Darftellungen fowohl im einzelnen als auch
in ihrer Aufeinanderfoige Summen der Erleb-
niffe im Kriege von heute aus, wohlgeordnet
und in ihren Teiien wie von Natur gefügt. Zeit-
liche und lokale Diftanz ermöglichten die bis
zur reifen Abrundung gelangte Ausarbeitung
der jeweiligen Themata wie „Reiterfcharmüßel,
Sturmangriff, Nahkampf, Verwundet, Auf der
Flucht" ufw., Szenen, die alie bei wirkungs-
voiifter Steigerung ins Monumentale gleichzeitig
das Typifche unverkennbar hervorkehren. Rein
graphifch betrachtet ficld die Blätter durchweg von
Qualität, fowohl was das Spiel von Licht und
Schatten als auch den linearen Aufbau anlangt;
die Ausftattung der Mappe ais Ganzes ift durch-
aus vornehm und künftierifch einwandfrei. G.
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